Profilbild von sinnesgleich

sinnesgleich

Posted on 8.12.2020

Prag, 1916: Die junge Milena ist selbstbewusst und abenteuerlustig. Am liebsten verbringt sie ihre Tage in Kaffeehäusern. Dort begegnet sie dem geheimnisvollen Schriftsteller Franz Kafka. Doch sie verliebt sich in den Literaturkritiker Ernst Pollak, heiratet ihn und zieht mit ihm nach Wien. Die Ehe scheitert jedoch und Milena verarmt. In ihrer Not schreibt sie Franz Kafka, schlägt ihm vor, seine Texte ins Tschechische zu übersetzen. So entsteht eine Brieffreundschaft die beider Leben prägt. Stephanie Schusters Buch erzählt die Geschichte einer emanzipierten, eigensinnigen und starken Frau die ihrer Zeit voraus war. 1896 in Prag geboren und aufgewachsen, verschlägt es sie zeitweilig nach Wien wo sie mit ihrem Mann Ernst Pollak lebt. Die Ehe ist jedoch ausgesprochen unglücklich und Milena fühlt sich in ihrer neuen Heimat nicht wohl. In ihrer Einsamkeit und durch eine seiner Erzählungen inspiriert schreibt sie Franz Kafka, den sie einst in Prag kennengelernt hat. So entsteht ein reger Briefwechsel und eine innige Freundschaft. Schließlich treffen sich die beiden für wenige Tage in Wien, geben ihrer Zuneigung füreinander nach. Doch ihre Beziehung hat über eine Freundschaft hinaus keine Zukunft. Zu verzwickt sind beider Situationen. Die Autorin versteht es ganz wunderbar Milena Leben einzuhauchen und ihre Geschichte zu erzählen. Mir gefiel, dass der Fokus auch wirklich auf Milena selbst und nicht primär auf der Beziehung zu Kafka lag. Sie wird als die selbstständige Frau, die sie war, dargestellt. Auch der Schreibstil war ganz wunderbar. Man fliegt geradezu durch die Seiten und verfolgt gespannt Milenas ereignisreiches aber auch oftmals unglückliches Leben. An der Geschichte habe ich absolut nichts zu bemängeln, finde jedoch leider, dass der Aufbau Verlag mit dem gewählten Untertitel und dem Klappentext weder Stephanie Schusters fabelhaft gelungener Geschichte, noch Milena Jesenská gerecht wird. Beide sind absolut irreführend hinsichtlich dem tatsächlichen Verlauf der Geschichte, schreiben Kafka in dieser Geschichte und Milenas Leben eine viel bedeutendere Rolle zu als ihm tatsächlich zukommt. Die beiden hegten zwar eine intensive, aber kurze, Brieffreundschaft, trafen sich in der Realität jedoch insgesamt nur etwa 5 Tage. Im Untertitel "Kafka ist ihr Leben" zu schreiben, scheint mir da doch sehr unpassend. Abschließend kann ich dieses Buch jedem empfehlen der nicht zu einer trockenen Biographie greifen, aber mehr über das ereignisreiche Leben der Milena Jesenská erfahren möchte! Stephanie Schuster versteht es wirklich ganz wunderbar dieser eigensinnigen Frau Leben einzuhauchen und ihre Geschichte auf Papier zu bringen.

zurück nach oben