stefanb
„Du weißt, wie’s hier ist. Überall, wo es Bodenschätze gibt, gibt es auch Verbrechen.“ [87] Call Him Mine „Der erste Tote“ von Tim MacGabhann gehört zu den Büchern, welche mich etwas zwiegespalten zurücklassen. Wenn auf dem wunderbar gestalteten Cover das Wort „Thriller“ steht, dann erwarte ich eine rasante Unterhaltung, die temporeich zur Sache geht und mich nicht verschnaufen lässt. Was sich in diesem Buch verbirgt, offenbart ein Blick in das Nachwort (Eine Würdigung des echten Carlos) des Autors: „In Mexiko gibt es die Tradition der cronica, einer Mischform, die ihren Gegenstand der Reportage entlehnt, mit der zweifelhaften Objektivität der Autobiografie berichtet, darüber hinaus aber frei erfunden ist.“ [264] Das beschreibt den Roman sehr treffend. Man betrachtet ihn am besten „als reine journalistische Wahrheit, die sich in einer kleineren fiktionalen verbirgt.“ [265] Mit diesen Erklärungen versteht man, dass die anfängliche Spannung nach einem Drittel des Buches ziemlich stark abnimmt und der Fokus mehr auf den Problemen des Landes liegt. Wie ich finde, beschreibt MacGabhann den Teufelskreis aus Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung und Verbrechen sehr eindrücklich. Man erfährt viel über Mexiko, das nicht nur ein Land mit schönen Stränden für Touristen ist. Thematisch geht MacGabhann der Frage nach, was Staat und Kartell machen, wenn sie jemanden zum Schweigen bringen möchten. Er zeigt mit einem seinem Blick für die Reportage aber auch, wie sich die Bevölkerung wehrt und ihrerseits unnachgiebig für ein besseres Land kämpft. „Die Überlebenden müssen dort weitermachen, wo die Toten aufgehört haben.“ [79] „Call Him Mine“, die Überschrift dieser Rezension ist zugleich auch der Originaltitel des Romans.