kimvi
Es ist kurz vor Weihnachten, im Jahre 1946. Der Krieg ist zwar vorbei, doch Hunger und Kälte bestimmen den Alltag der Menschen. Auch die Thalheims, deren Kaufhaus durch Bomben zerstört ist, können von einem Weihnachtsfest, wie es früher war, nur träumen. Eines Abends findet Rike einen völlig entkräfteten achtjährigen Jungen im Schnee. Obwohl die Thalheims selbst kaum Platz und nur das Nötigste zum Leben haben, ist für Rike klar, dass sie den Jungen mit nach Hause nimmt. Dort kümmert sich die Familie um den kleinen Erich und ist bestürzt, als er seine Geschichte erzählt. Für die Thalheims ist es selbstverständlich, dass Erich ein schönes Weihnachtsfest verdient hat, obwohl sie selbst noch nicht einmal wissen, ob es in diesem Jahr überhaupt einen Christbaum geben wird... Der Einstieg in diesen Weihnachtsband verläuft ohne langatmiges Vorgeplänkel. Man befindet sich sofort mitten im Geschehen und beobachtet, wie die Thalheims versuchen, dem Hungerwinter 1946 zu trotzen. Brigitte Riebe gelingt es hervorragend, Handlungsorte und Charaktere so lebendig zu beschreiben, dass man alles sofort vor Augen hat. Man meint dabei schon fast, den eisigen Wind und die Kälte, die allgegenwärtig ist, zu spüren. Kälte und Hunger bestimmen das Leben der Menschen und auch die Thalheims bleiben davon nicht verschont. Doch sie bleiben sich dabei selbst treu. Für Fans der 50er-Jahre-Trilogie ist dieser Band ein absolutes Muss. Denn hier kann man den liebgewonnenen Charakteren, die man schon beinahe als Familienmitglieder betrachtet, ein weiteres Mal über die Schulter schauen und das Wiedersehen mit ihnen genießen. Der Schreibstil ist flüssig und liest sich äußerst angenehm. Die Autorin versteht es auch in diesem kurzen Band wieder, die historischen Begebenheiten mit der fiktiven Familie zu verknüpfen, wodurch das Ganze authentisch wirkt. Diese Weihnachtgeschichte beschreibt aber nicht nur Sorgen und Nöte, sondern auch Hoffnung, Vertrauen, Zusammenhalt und Nächstenliebe, wodurch sie bestens in die Adventszeit passt.