Buchdoktor
Rebecca fühlt sich, ehrlich gesagt, von ihrer Familie abgeschoben. Weil ihr jüngerer Bruder einen Unfall hatte, fällt der Familienurlaub ins Wasser und die 12-jährige Icherzählerin ist allein unterwegs zu einem Sprachurlaub in England. Mit „Attraktionen am Meer“ hatte der Prospekt von Seacliff in Suffolk geworben, doch außer einem klapprigen alten Kasten von einem Schloss scheint es dort keine Attraktionen zu geben. Ausgerechnet Lydia, die Schlossbesitzerin von Blackhill, die auf keinen Fall ein Mädchen als Gast haben wollte, bekommt Rebecca als Gastmutter zugeteilt. Immerhin soll Rebecca das Turmzimmer mit grandiosem Meerblick beziehen, durch das kräftig der Wind pfeift. Am ersten Unterrichtstag dann die nächste Hiobsbotschaft, der Sprachlehrer hat kurzfristig abgesagt und der Bürgermeister bemüht sich verzweifelt um einen Ersatz. Die Schüler aus verschiedenen europäischen Ländern tun inzwischen das, für das ihre Eltern bezahlt haben, sie sprechen Englisch miteinander und tratschen über ihre Gastfamilien. Während Rebecca und die abweisende Lydia sich im Schloss vorsichtig umkreisen, wird klar, dass das Chaos um den Sprachkurs ernste Folgen haben wird. Die Schule braucht eine Zertifizierung, damit ihre Kurse anerkannt werden, dazu müssen jedoch die Gasteltern überprüft werden, die – vorsichtig formuliert – nicht gerade zuverlässig wirken. Ich sage nur „gesundes Lunchpaket“ … Carlo macht das Hin und Her nervös; denn er will sich mit dem Zeugnis der Sprachschule für ein Stipendium an einer englischen Internatsschule bewerben. Rebecca wird von einem eigenen Problem belastet, sie hat sich vor ihrer Reise zwar als treue Freundin gezeigt, sich dafür jedoch Ärger mit ihren Eltern eingehandelt. Doch Sprachkurs hin oder her, zunächst wollen die Schüler herausfinden, was die vier Bilder dunkelhaariger Mädchen in Rebeccas Zimmer mit dem angeblichen Fluch von Blackhill zu tun haben könnten. Grinsen musste ich darüber, welch spannendes Abenteuer zu erleben ist, sowie Kinder frei von der Einmischung Erwachsener unterwegs sein können und sowie einmal das WLAN schwächelt. Ganz nebenbei erfährt die Zielgruppe ab 10 Jahre, wie eine Schauergeschichte um ein altes Gemäuer entstehen kann und wem sie nützt. Was Carlo, Sander und Rebecca herausfinden, scheint ein ernstes Problem der Bürger von Seacliff zu sein, das für 12-jährige Schüler beinahe zu kompliziert wirkt. Zwei Jungen und ein abenteuerlustiges Mädchen geben hier ein erfolgreiches Team ab. In kurzen Kapiteln und leicht zu schmökernder Sprache führt Barbara Laban alle Handlungsfäden zu einer glaubwürdigen Auflösung zusammen. Eine empfehlenswerte Ferienlektüre - nicht allein für Mädchen.