Profilbild von silkestuecker

silkestuecker

Posted on 7.12.2020

Ein Buch, an welchem man derzeit nicht vorbeikommt. Der Titel stand auf der Liste für den Deutschen Buchpreis 2020 und ich fand ich ihn grandios: Zitat aus dem Nachwort: „Dieser Roman erzählt die Geschichte der Augsburger Puppennkiste, und wie jeder Roman ist er selbst ein Marionettenspiel“ Ich bin ein Kind der 1970er Jahre und die Filmausstrahlungen der Ausburger Puppenkiste gehören zu mich zu den ersten Erinnerungen der Fernsehzeit. Ich habe sie geliebt und fand das fantastische Bühnenbild immer absolut imponierend. In der Zeit als : „Eine Insel mit zwei Bergen“ als Hit in den Radios rauf und runtergespielt wurde, habe ich meinen Mann kennen gelernt und jetzt habe ich einen „großen Roman über ein kleines Theater“ gelesen. Die Augsburger Puppenkiste begleitet mich also schon mein ganzes Leben Ich kann mich nur wiederholen, wenn ich sage, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat. Es war zum einen interessant aufgebaut durch die zwei Zeitebenen, die in dem Roman farblich unterschieden wurden. Aber mir hat natürlich der Hauptteil, die Vergangenheit und somit die Geschichte um die Entstehen der Augsburger Puppenkiste besser gefallen. Es war interessant und fast spannend zu lesen, wie aus dem wenigen vorhanden und dem Wille Kinder in der trostlosen Zeit zu unterhalten, sowas Tolles entstanden ist und als dann nach einem Bombenanschlag, als alles verbrannt und vernichtet war, trotzdem wieder die Puppenkiste aufgebaut wurde um einen Raum zum Träumen zu bieten: S. 67 „Aber sollte der Theeatervorhang nicht rot sein?“ frage Ulla. Der Vater schüttelt den Kopf. „Im Menschentheater schon, denn rot ist die Farbe unseres Blutes. Marionetten aber haben kein Blut. Ihr Theater hat die Farbe des Himmels“ Mein Buch ist gespickt von Post it-Zetteln, weil ich das Buch mit tollen Aussagen, Ansichten mutmachend und einfach herzerwäremend fand: S. 66 „Weißt Du, weshalb ich Marionetten so liebe?“ fragt er. Hatü sieht ihn fragend an. „Die Fäden, an denen sie hängen, setzen genau in ihrem Zentrum an, deshalb denk man, ihre Bewegungen hätten so etwas wie eine Seele. Dabei folgen ihre Glieder bloß dem Gesetz der Schwere. Das sie aber garnicht kennen. So wenig wie Eitelkeit. Alle Menschen sind eitel. Und alle Menschen brauchen den Boden, um darauf zu ruhen. Marionetten aber nutzen nur wie Elfen, um ihn zu streifen. Das macht ihre Grazie[…]“ S. 278 „Der Herzfaden, hat sie die Stimme ihres Vaters im Ohr, ist der wichtigste Faden einer Marionette. Er macht uns glauben, sie sei lebendig, denn er ist am Herzen der Zuschauer festgemacht“

zurück nach oben