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Buchdoktor

Posted on 5.12.2020

Als Wolf-Ulrich Cropp 1962 zum ersten Mal nach Namibia reiste, unternahm er dafür eine Schiffsreise bis Kapstadt und flog anschließend bis Keetmannshoop. Heute sind seine Reiseziele ehrgeiziger und die Infrastruktur im südlichen Afrika ist längst auf Touristen eingestellt. Cropp besucht mit dem Okavango-Delta in Botswana, den Victoria-Fällen, der Etosha-Pfanne und der Skelettküste in Namibia zwar populäre Reiseziele, tut das jedoch abseits ausgetretener Pfade. Wichtig war dem Autor, auf dieser Reise die San in der Kalahari und die Himba im Kaokoveld zu besuchen. Am Lagerfeuer oder auf Game-Drives trifft er kundige Reisegefährten, denen er mit passenden Stichwörtern Wissen entlockt, das im Dialog ausgesprochen kurzweilig vermittelt wird. Alles andere als trocken erhält man so Einblick in die Geschichte Botswanas, Simbabwes und Namibias, lernt Personen kennen, die diese Geschichte prägten, und begreift ökologische Zusammenhänge. Das Garn, das an den Lagerfeuern südlich der Sahara gesponnen wird, ist nicht immer neu. Die Geschichte der ersten Diamantenfunde nahe Kolmannskuppe erzählt inzwischen jeder Reiseführer und die Abenteuer der beiden Geologen, die während des Nationalsozialismus im Kuiseb-Canyon „in die Wüste gingen“ (Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste) sollten Interessierte besser im Original lesen. Cropp hat jedenfalls ein geschicktes Händchen dafür, Experten zu entlocken, was ihn oder seine Leser interessiert. Wie heute Diamanten abgebaut werden, warum Botswana trotz vorbildlicher Gesundheitsprogramme die HIV-Rate nicht in den Griff bekommt oder welche Hierarchien zwischen den verschiedenen schwarzen Volksgruppen bestehen, trägt u. v. a. sicher zum Verständnis von Cropps Reiseländern bei. Der Autor bringt nicht nur die Staubresistenz mit, die ein Afrikareisender braucht, sondern reflektiert auch am Ende seines Berichts, warum er gerade in der Wüste immer wieder nach dem Sinn seines Lebens geforscht hat. Landkarten mit dem Reiseweg in der Umschlagklappe, sowie Detailkarten und SW-Fotos illustrieren hier den Reisebericht eines Afrika erfahrenen Reisenden, der Fakten unterhaltsam zu vermitteln versteht.

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