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Buchdoktor

Posted on 5.12.2020

Der ehemalige Antiquitätenhändler Cathal Flood hat eine Aufpasserin vor die Nase gesetzt bekommen, weil er angeblich nicht mehr allein zurechtkommt. Es wäre doch gelacht, wenn Maud einen hageren Alten nicht in den Griff bekäme. Sie kümmert sich um das Wichtigste zuerst, regelmäßige, nahrhafte Mahlzeiten für Cathal. Als Experte für Taxidermie und mechanische viktorianische Puppen ist Flood unbestreitbar ein exzentrischer alter Kauz. Maud, Sozialpädagogin und die Icherzählerin der Geschichte, trägt (geduldig wie eine Archäologin) Cathals messiehaften Haushalt Schicht für Schicht ab. Ihren Vorgänger hat der 80-Jährige aus dem Haus geworfen, den Betreuer davor schlicht in den Wahnsinn getrieben. Da Cathal und Maud beide Iren sind, mit festem Glauben an Feen und an das Übersinnliche, scheint Maud die letzte Chance für den alten Mann zu sein. Ihr unschlagbarer Vorteil, Maud glaubt nicht nur an Heilige, sondern sie sprechen auch mit ihr. Dass „die Anderen“ Cathal in ein Altenheim bringen wollen, behauptet bisher jedenfalls nur er. Cathals Haus Bridlemere ist Teil eines größeren, überwucherten Anwesens. So liegt es nahe, dass diese „Anderen“ gern Cathals Vermögen einsacken möchten. Doch als die Toilette wie eine Flaschenpost ein 40 Jahre altes Foto hervor würgt, muss Maud sich dringend damit befassen, wer früher gemeinsam mit Cathal hier gelebt hat. Mauds Recherche nach Floods Frau und seinen Kindern rühren an ihr eigenes Trauma; denn ihre Schwester Deirdre verschwand vom Strand, als Maud 7 Jahre alt war. Als Assistentin in dem skurilen Fall steht Maud ihre Vermieterin Renata zur Seite, Mitglied der lokalen Transgender-Community, Tochter eines portugiesischen Seemanns und Mauds Azubi auf dem Gebiet des Aberglaubens. Als emsige Krimileserin fürchtet Renata in Cathals Haus das Schlimmste für Maud, doch die hat darin mit ihrem Kontakt zum Jenseits einen entscheidenden Standortvorteil. Dass morgens die Heilige Dymphna an Mauds Bett hockt, wundert einen als Leser nur noch am Rande. Für Maud geht es nun durch Tapetentüren, an Gemälden von Cathals Vorfahren vorbei und – durch eine aus alten National Geographic Heften aufgestapelte Wand, hinter der laut Flood die Vergangenheit lagern soll. Schließlich trifft Maud mit Dr. Gabriel Flood die Gegenpartei, der sie instinktiv nicht über den Weg traut. Der Originaltitel "The Hoarder" trifft die Atmosphäre in Jess Kidds wildwuchernder Spurensuche sehr gut. Die Besetzung mit einem messiehaften alten Kauz, seiner als Kind traumatisierten Betreuerin, einer Assistentin, die als kleiner Junge schon Frauenkleider liebte, und diversen Heiligen verspricht eine anrührende, amüsante Geschichte mit einem durchaus ernsthaften Kern.

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