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Buchdoktor

Posted on 4.12.2020

Wenn Lake 18 Jahre alt ist, wird sie bei den Behörden die Auferweckung ihres querschnittsgelähmten Bruders beantragen, nachdem Matt sich zur Vorbereitung der Aktion das Leben genommen haben wird. In der nahen Zukunft sollen Auferweckte durch „Resurrection“ stets gesund und makelloser als zuvor wiedergeboren worden sein. Lakes Eltern gehen davon aus, dass der Ablauf ausgiebig besprochen wurde und Lake selbstverständlich Matt für die Auferweckung vorschlagen wird. Jeder Bürger kann genau einmal jemanden zur Auferweckung auswählen. Seit Will, Penny und Lake mit dem Jeep verunglückt sind und Lake allein überlebte, ist für die 17-Jährige nichts mehr klar. Will sie wirklich ihren abweisenden Bruder auferwecken lassen, der sich nach seinem Unfall von ihr zurückgezogen hat? Nicht lieber Will, den sie liebte? Oder Penny, mit der Will und sie eine Gemeinschaft Seelenverwandter bildeten? Die freundlichen Worte der Erwachsenen haben scharfe Widerhaken. Lake steht unter erheblichem Druck der verwaisten Elternpaare, und sie kennt niemanden, der schon einmal eine andere Person auferwecken ließ. Sie könnte sich mit der Entscheidung Zeit lassen. Doch zunächst will sie alles über Will wissen und setzt sich dazu auf die Spur der Schnitzeljagd, die Will für ihren 18. Geburtstag vorbereitet hat. Mit auf Wills Spur sind Matt – und Ringo, den Lake aus der Grundschule kennt und unerwartet im Wartezimmer ihrer Psychotherapeutin getroffen hat. In einer Gesellschaft, die ihre Bürger einmal im Leben zum Herrn über Leben und Tod macht, muss die 17-jährige Lake im Schnelldurchlauf reifen und nachholen, was sie durch die schwere Behinderung ihres Bruders bisher versäumt hat. Aus der Ichperspektive erzählt, folgt ein Handlungsstrang den Ereignissen vor 5 Jahren nach Matts Unfall, ein anderer läuft unaufhaltsam auf Lakes 18. Geburtstag in wenigen Tagen zu. Im Rückblick wird schmerzhaft deutlich, wie stark Lake sich durch die Behinderung Matts ausgeschlossen fühlte, aber auch Matts Scham und Befangenheit seiner Schwester gegenüber. Erst durch die Begegnung mit Ringo hinterfragt Lake das angebliche Geschenk eines zweiten Lebens, das zu sehr fragwürdigen Auswüchsen führen könnte, wenn man es weiter denkt. In Chandler Bakers Coming-of-Age-Geschichte haben mich besonders die Rolle ihrer Eltern und die Kluft zwischen Lakes tatsächlicher Reife und dem formalen Erwachsenenalter bewegt. Auch für erwachsene Leser unbedingt empfehlenswert.

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