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Gabriele

Posted on 4.12.2020

„Großer, wuchtiger Schädel, Nackenschild, gewaltige Zahnbatterien. Bis zu neun Meter lang, bis zu zwölf Tonnen schwer. Ungeklärt ob Einzelgänger oder Herdentier … Der Triceratops war einer der letzten Dinosaurier.“ (Seite 187) Der namenlose Protagonist nennt sich „Wir“ und erzählt von seiner Kindheit und Jugend. Davon, dass er ein Unfall war. Er erzählt von seiner Schwester, seinem Vater und der Mutter, die viel Zeit in einer geschlossenen Anstalt verbrachte. Dann schickte ihn der Vater zur Großmutter. Doch auch das Leben dort war ungewöhnlich. Als Kind lieh „Wir“ sich gern Bücher aus. Je dicker, desto besser. Allerdings las er nur die ersten Seiten. „Fragte uns jemand, worum es in einem der Bücher ging, erzählten wir nach, was auf den ersten zehn Seiten stand, und sponnen die Geschichte dann weiter, indem wir irgendeinen Zeichentrickfilm zusammenfassten … Unseren Eltern fiel nicht auf, dass wir nur vorgaben, diese dicken Bücher zu lesen. Mutter las Beipackzettel und Kalorientabellen. Vater die Evangelien und Teletext.“ Dieses Buch hat mich umgehauen! Stephan Roiss hat es in einer völlig emotionslosen Sprache aus Sicht des Jungen geschrieben; damit bei mir aber so heftige Gefühle ausgelöst, dass ich das relativ dünne Büchlein nicht am Stück lesen konnte. Diese Kindheit war nicht ohne Liebe, aber als Leserin bekam ich den Eindruck, dass sie den Empfänger nicht erreichte. Das Kind fand den Weg aus seiner Sicht der Dinge nicht heraus. Die Hilflosigkeit der Eltern ließ es leiden, sodass es diverse Krankheiten entwickelte. Für den Außenseiter dauerte es lange, bis Freunde auftauchten. Ob die ihm schließlich gut taten, muss der Leser selbst entscheiden. Ich kann dieses Buch trotz seines traurigen Inhalts vollumfänglich empfehlen.

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