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auserlesenes

Posted on 4.12.2020

Dass ihre Eltern ursprünglich aus der DDR stammen und vor Jahrzehnten über die Grenze in die BRD geflohen sind, weiß Britta Hofmeister, Anfang 50, seit ihrer Kindheit. Doch bisher kannte die Kochbuchautorin keine Details. Nun jedoch ist ihr Vater Ernst (79) an Demenz erkrankt und fängt in seiner Verwirrung damit an, seiner Tochter die dramatischen Umstände der Flucht im August 1961 zu erzählen. „Die vergessene Heimat“ ist ein Roman von Deana Zinßmeister, der auf der persönlichen Familiengeschichte der Autorin basiert. Meine Meinung: Der Roman beinhaltet 74 kurze Kapitel und beginnt mit einem Prolog. Erzählt wird einerseits im Präsens aus der Sicht von Britta in der Ich-Perspektive. Dabei umfasst die Handlung die Zeit von Dezember 2013 bis Januar 2016. Andererseits gibt es einen zweiten Erzählstrang, der aus der Sicht von Leni und Ernst geschrieben ist und im Jahr 1961 spielt. Zeitangaben am Anfang der Kapitel machen die Orientierung leicht. Der Aufbau ist übersichtlich und gut durchdacht. Der Schreibstil ist schnörkellos, wenig bildhaft und von einer einfachen Syntax geprägt. Manche Dialoge und Passagen wirken etwas hölzern. Das überrascht insofern, dass ich von früheren Werken der Autorin anderes gewohnt bin. Das Korrektorat hat zudem in der Erstausgabe noch einige Fehler übersehen. Dennoch lässt sich die Geschichte leicht lesen. Im Vordergrund des Romans steht das Paar Leni und Ernst, die der Leser in beiden Erzählsträngen begleitet. Vor allem in den Kapiteln aus dem Jahr 1961 machen sie einen sympathischen Eindruck. Auch die übrigen Charaktere wie Britta und ihre Geschwister erscheinen authentisch und realitätsnah. Leider bleiben viele der Nebenfiguren recht blass, was womöglich auch daran liegt, dass die Autorin aus Rücksicht gegenüber ihrer Familie etlichen Personen keine Namen gegeben hat. Besonders gereizt hat mich am Roman, dass darin eine wahre Begebenheit literarisch verarbeitet ist. Zwar hat die Autorin einige Kleinigkeiten geändert, zum Beispiel die Namen der Protagonisten, aber im Großen und Ganzen tatsächliche Geschehnisse geschildert, wie aus dem interessanten Nachwort zu erfahren ist. Dem Buch ist anzumerken, dass die Schriftstellerin zudem eine fundierte Recherche betrieben hat. Einerseits geht es um die Flucht ihrer Eltern und anderer Verwandten aus der DDR. Die Kapitel über die Planung der Flucht und die weiteren Ereignisse im Jahr 1961 sind fesselnd und kurzweilig. Dabei ist der Roman nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Man erfährt nämlich während des Lesens wissenswerte Fakten zur deutsch-deutschen Vergangenheit. Andererseits handelt der Roman von der fortschreitenden Demenzerkrankung des Vaters und davon, wie die Familie damit umgeht. Bedauerlicherweise ist das Buch in diesem Erzählstrang besonders in der ersten Hälfte deutlich langatmiger. Das Cover gefällt mir optisch sehr gut. Der Titel erschließt sich mir jedoch unglücklicherweise überhaupt nicht, zumal die Eltern ihre Heimat nie vergessen haben, wie die Autorin selbst in der Danksagung betont. Mein Fazit: Auch wenn mich „Die vergessene Heimat“ von Deana Zinßmeister nicht in Gänze überzeugen konnte, hat mir der lesenswerte Roman unterhaltsame Lesestunden bereitet.

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