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Annabelle

Posted on 3.12.2020

“Die verschwindende Hälfte” von Brit Bennett spielt zu Anfang in Mallard, Louisiana, einer Stadt, die so klein ist, dass sie nicht einmal auf einer Landkarte zu finden ist. Bei den Bewohner*innen von Mallard steht seit jeher ein Thema ganz groß im Fokus: der Wunsch, dass von Generation zu Generation die Schwarzen Einwohner heller werden. Hier begegnen wir nun den Zwillingsschwestern Desiree und Stella Vignes, deren Haut so hell ist, dass sie als weiß gelten können. Die Schwestern standen sich immer sehr nahe, obwohl sie in ihren Persönlichkeiten doch so unterschiedlich sind. Doch den beiden Schwestern wird bereits sehr früh klar, dass sie für sich in Mallard keine Zukunft sehen. Mit sechzehn Jahren beschließen sie aus ihrer kleinen Stadt zu fliehen, um in New Orleans ein neues Leben zu beginnen. Dort angekommen, können sie recht schnell gemeinsam Fuß faßen, doch schon bald bekommt Stella durch Zufall einen attraktiven Job bei einem weißen Mann angeboten. Kann Stella ihre Vergangenheit, ihr altes Leben und ihre Schwester wirklich einfach so hinter sich lassen um sich dadurch ein neues Leben als Weiße zu erschaffen? Ihre Schwester Desiree ist fassungslos über das spurlose Verschwinden ihrer Schwester und bleibt urplötzlich mit einem gebrochenem Herzen zurück. Stellas Wahl ermöglicht es ihr, ein Leben voller Privilegien und in Reichtum zu führen. Gleichzeitig ist es auch ein Leben ohne ihre andere Hälfte, ihre Schwester. Sie fühlt sich ständig beobachtet und sorgt sich darum, dass jemand ihr Geheimnis herausfinden könnte. Deshalb bemüht sie sich, ihr wahres Selbst zu verbergen und ein Leben zu führen, das auf sehr vielen Lügen beruht. Desirees Entscheidungen führen dazu, dass sie im Leben nicht voran kommt. Sie steckt fest in einer Stadt, die sie nicht verlassen kann, ohne Karriere, ohne Perspektiven, mit einem Mann der sie schlägt. Fast gebrochen von der Entscheidung ihrer Schwester sie zu verlassen, gibt sie doch die Hoffnung, Stella zu finden, nie auf, bis es fast zu spät ist. Obwohl Rassismus die tragende Rolle in dieser Familiengeschichte spielt, schafft Brit Bennet es spielend so unglaublich viele weitere Themen (ich nenne bewusst keine, da ich absolut nichts spoilern möchte) anzusprechen. Wir begleiten in dem Roman nicht nur die zwei sehr unterschiedlichen Leben von Desiree und Stella, sondern auch von Ihren Töchtern Jude und Kennedy. Besonders die Zeitsprünge und der stetige Perspektivwechsel verleihen dem Roman unglaublich viel Tiefe. FAZIT: Alles in allem ist “Die verschwindende Hälfte” eine zum Nachdenken anregende, sehr komplexe und zeitgemäße Geschichte. Ich war fasziniert von Desirees und Stellas Geschichten und ich weiß, dass ich noch ziemlich lange über diese Charaktere nachdenken werde. Für mich eine ganz klare Empfehlung für jeden. * Ich habe das Buch bei Vorablesen gewonnen.

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