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Buchdoktor

Posted on 3.12.2020

Im Sommer 2018 wird die kleine Greta Opfer eines Verkehrsunfalls. Ein Moment, der das Leben von weit mehr Personen verändern wird, als nur das der betroffenen Eltern. An anderer Stelle wartet Eva, eine Frau in mittleren Jahren, auf den Möbelwagen, um nach dem Tod ihres Vaters in Köln noch einmal neu anzufangen. Nun völlig ungebunden, kann sie tun, was sie will. Ein Mann besucht seinen Sohn in Boston, obwohl er selbst noch in einer unvollendeten Trennung von seiner Frau gefangen ist. Eine junge Frau will sich nicht entscheiden, ob sie mit ihrem Partner zusammenbleiben will. Einige Personen sind nur zufällig am Rande mit Gretas Schicksal verbunden; und doch knüpft Volker Jarck daraus ein kunstvolles Netz. Jarcks Figuren sind seit ihrer Schulzeit miteinander verbunden und haben sich nicht aus den Augen verloren. Das Figurenarsenal ihrer Clique wechselte zwar die Rollen, aber es vergrößerte sich seit damals kaum. Effektvolle Schnitte treiben die Handlung voran. Genaue Beobachtungen am Rande ließen mich darüber rätseln, ob die Figuren mitten in ihrem persönlichen Drama dafür überhaupt einen Blick gehabt hätten. Eine tröstliche Wirkung geht m. A. davon aus, dass mehrere Beteiligte tatsächlich noch einen Neuanfang schaffen könnten. Schließlich marschiert die Handlung forsch weiter in die Zukunft. Und die Bedeutung des Mammuts auf dem Buchcover wird deutlich. Dass zehn direkt Betroffene und weitere Personen so dicht und mehrfach miteinander verbandelt sein können, scheint zunächst märchenhaft. Trotz der kompliziert wirkenden Konstruktion empfinde ich Volker Jarcks vernetzten Roman über die Macht des Zufalls als leichte, ermunternde Lektüre.

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