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patricianossol

Posted on 3.12.2020

Was treibt einen Serienmörder an? Um dies herauszufinden, muss man abgrundtief in die Seelen dieser Menschen blicken. Nun sagt Buchautor Fred Sellin : „Nur Heringe haben eine Seele“ und kündigt damit das Geständnis des Serienmörders Rudolf Pleil an. Das Buchcover gefällt mir. Ich möchte den Mann kennenlernen, der von sich behauptet: „Ich bin der beste Totmacher.“ Seine Geschichte ist am 02.11.2020 beim Droemer Verlag erschienen. Rudolf Pleil ist gerade 23 Jahre alt, als er zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Man konnte ihm nachweisen, dass er einen Kaufmann getötet hat. Doch schnell wird klar, dass dies nur die Spitze des Eisberges ist. Pleil brüstet sich im Gefängnis damit, mindestens 25 Frauen getötet zu haben. Schließlich können ihm die Ermittler elf Morde zuordnen. In einem der spektakulärsten Prozesse der Nachkriegsgeschichte wird Rudolf Pleil zu lebenslanger Haft verurteilt. Fred Sellin hat sich intensiv mit dem Fall beschäftigt. Er hat seitenweise Ermittlungs- und Gerichtsakten durchforstet und viele Aufzeichnungen von Rudolf Pleil gelesen. In seinem, auf Tatsachen beruhenden Roman, gelingt es ihm vortrefflich, sich in die Psyche und die Gedankenwelt dieses Serientäters hineinzuversetzen. Der Buchautor verleiht Pleil seine Stimme, imitiert sogar die primitive und derbe Sprache. Auf mich wirkt das authentisch. Eine solche Erzählweise ist einzigartig, zumindest kenne ich nichts Vergleichbares. Rudolf Pleils Schilderungen sind widerwärtig und zutiefst erschreckend. Er beschreibt seine Taten laut Staatsanwalt „mit fast zynisch zu nennenden Offenheit.“ Wie die meisten Serientäter kommt auch Pleil aus schwierigen Familienverhältnissen. Schon früh driftet er ins kriminelle Milieu ab, schmuggelt Waren über die Grenze und baut sich einen florieren Schwarzmarkt auf. Der Vater trinkt viel und schlägt gern zu. Bereits mit dreizehn hat Rudolf seinen ersten sexuellen Kontakt mit einer Prostituierten. Seine Befriedigung findet er nur in abnormalen Handlungen. Für mich ist das Geschichte nur schwer zu verdauen. Je länger ich Pleils Ausführungen folge, um so abstoßender finde das Gelesene. Immer öfter lege ich das Buch zur Seite. Irgendwann nervt mich dieser widerliche Kerl mit seiner gestörten Persönlichkeit und seinem Sexualtrieb so sehr, dass ich mich durch die Seiten quäle. Ich mag das niveauloses „Gequatsche“ nicht mehr hören. Interessant finde ich die Originaltexte wie gutachterliche Aufzeichnungen, Vernehmungsprotokolle, Zeugenaussagen und Auszüge aus dem Urteil, die der Buchautor zwischendurch einfließen lässt. Es fällt mir enorm schwer, dieses Buch zu bewerten. Ich habe großen Respekt vor dem Autor. Immer wieder habe ich mich während des Lesens gefragt, wie man so schreiben kann, ohne dabei durchzudrehen. Ein beeindruckender Roman mit viel Zeitkolorit, an Brutalität und Kälte kaum zu überbieten. Trotzdem ist dieser Lesestoff nicht für Jedermann geeignet, denn die ungebührliche Ausdrucksweise des Rudolf Pleil ist enorm schwer zu lesen. Wer sich für den Roman interessiert, sollte vorab in die Leseprobe schauen.

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