papierfliegerin
Auf das Wiedersehen mit Ivy und Asher mussten wir eine geraume Weile warten, denn die Protagonisten in diesem Band stehen definitiv im Vordergrund. Zunächst dürfen wir Aubree und Noah kennenlernen und obwohl wir beide ja schon entfernt kennen, gibt es doch noch so einiges über sie herauszufinden und an ihnen zu entdecken. Und obwohl man bei Autoren oft ein gewisses Schema bei der Charakterdarstellung erkennen kann, unterscheidet sich das Pärchen hier ganz deutlich vom Pärchen in „It was always you“. Beide haben einen ganz anderen Ausgangspunkt und handhaben ihre Probleme ganz anders, als man es von Ivy und Asher bereits kennt. Auch die Dynamik untereinander hebt sich deutlich ab. So herrscht in diesem Band von Anfang an eine sehrr friedvolle Stimmung zwischen den Figuren und sehr viel Wohlwollen von beiden Seiten. Ich kam wunderbar mit den beiden zurecht, vor allem auch deswegen weil beide sehr bodenständig und empathisch sind, sehr liebenswert und sehr realistisch. Aubree als Protagonistin bringt einiges an emotionalem Ballast mit und bleibt so stets mitfiebernswert und interessant. Mir gefiel es enorm gut, wie Nikola Hotel diese junge Frau dargestellt hat – mit all ihren Ecken und Kanten, mit all ihrem schlechten Gewissen, ihrer Scham und ihren Fehlentscheidungen. Nichts davon wirkte je unglaubwürdig oder dergleichen; sie ist einfach greifbar und auf ganzer Linie echt. Ihre Entwicklung fand sehr gediegen statt, nicht zu übereilt sondern einfach ruhig und sanft und nachvollziehbar. Jede ihrer Handlungen und Gedankengänge waren logisch; wenn auch nicht immer richtig. Aber wer trifft schon immer die richtige Wahl? Niemand. Und das macht Aubree so lebendig. Doch auch Noah begeistert wieder. Während er in Band 1 noch der schroffe, dauerhaft fluchende Miesepeter war, entwickelte er sich hier ganz deutlich in eine positive Richtung. Zwar immer noch dauerhaft fluchend, aber wesentlich weniger schroff und außenseiterisch. Ich mochte Noah, weil er so eine gelungene Mischung aus Bad Boy und Sunny Boy verkörperte und immer wieder für eine Überraschung gut war. Seine Vielschichtigkeit kam hier ganz deutlich durch, ohne dass er flatterhaft wirken würde. Noah ist einfach so ein wundervoller, authentischer, flirty und absolut sympathischer Charakter, der ebenfalls einiges unter der Oberfläche verbirgt und mit seinen Dämonen zu kämpfen hat. Kurz um: ich habe mich wohl tatsächlich Hals über Kopf in Noah verliebt – und er steht seinem Bruder Asher, in absolut nichts nach. Randfiguren gab es auch so einige – so zum Beispiel das Pärchen aus Band 1. Ich habe mich einfach unwahrscheinlich gefreut, Ivy und Asher wieder zu treffen; sie waren allerdings wirklich nur Randfiguren und ihre eigene Liebe ist bereits in Band 1 komplett abgehandelt. Auch andere Figuren wissen zu überzeugen; Jenna war eine Wohltat und wirklich sympathisch und tiefgründig; Ken immer für einen Lacher gut und Cora die am wenigsten sympathischste Person, die ich je kennenlernen musste. Schade, dass ich sie alle nun ziehenlassen muss. Ich werde sicher nicht nur Ivy, Asher, Aubree und Noah vermissen, sondern auch alle anderen (außer Cora, versteht sich). „It was always love“ unterscheidet sich auch handlungstechnisch komplett von Band 1. Nicht jedoch in der dichten, wohligen Atmosphäre. Schon auf den ersten Seiten konnte ich, trotz der Schwere der Gefühle, komplett abtauchen und mich an Aubree’s Seite begeben. Bevor es so richtig los geht mit der Geschichte, erfahren wir erst einmal die Umstände, vor denen Aubree flüchtet. Bzw. besser gesagt, was sie dazu bewogen hat, New York den Rücken zu kehren. Und ich kann vermerken, dass der Rausschmiss von der Uni nur die Spitze des Eisbergs ist. Es wurde gerade schon fix angeteasert, aber die Story beginnt sehr dramatisch und schwer, fast schockierend. Es offenbart sich, was Social Media alles anrichten kann und wie sehr betroffene Personen darunter zu leiden haben. Erst nach und nach kommen dann die anderen Faktor, um nicht zu sagen, Noah ins Spiel. Und ab da fliegen die Funken. Es fällt einem so leicht, sich vom den Geschehnissen einnehmen zu lassen und sich emotional berühren zu lassen. Man fiebert mit, kann über die ein oder andere Überraschung staunen und über manche Elemente einfach schmunzeln. Es war die perfekte Kombination aus Wohlfühl-Geschichte und großen Gefühlen. Dabei ist der Spannungsbogen gar nicht mal so groß und auch die unerwarteten Wendungen lassen sich an einer Hand abzählen – aber all das braucht dieses Buch auch gar nicht. Im Gegenteil. Die Story ist in sich einfach harmonisch, die Plots, die sich aneinanderreihen sind perfekt aufeinander abgestimmt und es wird nie langweilig. Die Abwechslung ist stets gegeben und besonders gut gefiel mir hier, dass die beiden Figuren auch mal getrennt voneinander agieren und nicht 24/7 aufeinandersitzen. Beide haben ihre Leben, ihre Verpflichtungen, und Sorgen und Nöte. Aber immer wieder überschneiden sich die Geschehnisse und es gibt einiges an Zündstoff und Gelegenheiten, sich auf die Füße zu treten. Ob das passiert oder nicht, müsst ihr natürlich selbst herausfinden. Die Liebesgeschichte zwischen Aubree und Noah entwickelt sich, genau so wie ich es bei Aubree’s Entwicklung geschildert habe. Ruhig und sanft, ganz zaghaft und gediegen. Hier wird nichts überstürzt und nicht alles läuft so richtig glatt – das machte es immens realistisch und glaubhaft. SO wie auch das Ende dieser wundervollen Geschichte: es war einfach rund herum stimmig; um nicht zu sagen perfekt. Es war harmonisch, aber nicht aalglatt – es war herzerwärmend, aber keineswegs langweilig. Und zu guter letzt gab es sogar noch eine Überraschung, die einen mit einem wohligen Gefühl zurücklässt, ohne dass es kitschig gewesen wäre. Und all das positive, was bisher genannt wurde, verdanken wir Leser auch der Art, wie Nikola Hotel erzählt. Sie hat eine ganz ruhige, zarte Art, ihre Geschichten rüber zu bringen, kann aber, falls nötig, auch mal auf den Putz hauen und explosive Szenen beschreiben. Doch im Grunde herrscht in diesem Buch beinah durchgehend eine total angenehme, wohlige Atmosphäre, die zum Wohlfühlen einlädt und einen mit Haut und Haaren ins Studentenwohnheim entführt. Dabei liest sich die Geschichte total locker und leicht, sehr flüssig und stets bildhaft. Einzutauchen ist quasi Pflicht und sich die einzelnen Szenen und Settings vor Augen zu führen, genau so. Ich fühlte mich „zuhause“ in Hartford, konnte mich in Aubree hineinversetzen und spürte ihre Emotionen am eigenen Leib. Selbst die Dialoge sprühen nur so vor Gefühlen und Abwechslung und bereiteten einfach Spaß. Und das ist das ausschlaggebende dieses Buches: Spaß! Denn das macht es: Spaß! Und als nettes, nicht unwesentliches Detail: die Handletterings sind einfach traumhaft schön und fügen sich perfekt in das Buch. Sie spielen zum Teil sogar eine weit tragendere Rolle, als man auf den ersten Blick vielleicht denken könnte. FAZIT: „It was always love“ von Nikola Hotel ist eine durch und durch schöne Geschichte. Sie ist tiefgründig, ausdrucksstark und authentisch und lebendig. Sie sprüht nur so vor lauter Emotionen und entführt den Leser in den Alltag einer ehemaligen Studentin und eines Mannes, dessen Inneres so einiges zu bieten hat. Dabei ist sie sehr ruhig (aber keinesfalls langweilig!) und sanft, sehr intensiv und voller wohliger Momente. Die Atmosphäre erinnert entfernt an die „Green Valley Love“ Reihe von Lilly Lucas und die Blakely-Brüder-Dilogie steht der in nichts nach. Wieder einmal absolut verzaubernd und berührend, mit traumhaften Figuren und einem bildhaften, atmosphärisch dichten Schreibstils. Für mich fehlte am Ende noch eine Nuance um wirklich mit Band 1 mitzuhalten, aber es war dennoch ein absoluter Genuss Aubree und Noah zu begleiten.