papierfliegerin
Das Buch beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse aus Band 1. Ideal, um seine Erinnerungen kurz aufzufrischen, ehe man wieder so richtig in den weiteren Verlauf der Geschichte eintaucht. Dabei schließt „Cyber Trips“ quasi nahtlos an den Vorgänger an und nimmt sogleich wieder genau das Tempo auf, das man bereits von „Neon Birds“ in den letzten Zügen gewohnt ist. Marie nimmt sich keine Zeit, irgendwas langsam anzugehen – was auch gut so ist! Sie startet direkt durch und fesselt den Leser mit Action und spannungsgeladenen Szenen an die Seiten. Ein Einstieg, wie man ihn hätte nicht besser machen können; weil er einerseits direkt packen, auf der anderen Seite aber auch unheimlich neugierig machen kann. Doch selbst nach dem sehr interessanten Start in diesen zweiten Band, kommt keine Ruhe auf – es geht Schlag auf Schlag weiter und die ohnehin schon himmelhohe Spannungskurve schwillt noch weiter an. Die Erklärungen, die nötig sind, um der Handlung zu folgen, werden nach und nach in den Kontext eingebaut und nehmen so kaum Raum ein, liefern aber trotzdem die entsprechenden Informationen; quasi ganz nebenbei. Auch die Militärakten spielen wieder eine wichtige Rolle und geben uns tiefe Einblicke in die Machenschaften der vorherrschenden Generäle. Auch in Cyber Trips gibt es wieder jede Menge Undurchsichtigkeit, Unvorhersehbarkeit und Spannung. Es gab unzählige Wendungen, die man nicht kommen sieht und es gibt etliche Kampfszenen und Gewalt. Und das auch noch extrem abwechslungsreich. Während der eine Kampf mit hochtechnologischen Waffen ausgefochten wird, müssen sich die Figuren im nächsten Fight auf ihre Fäuste verlassen. Doch auch andere Werkzeuge spielen eine Rolle und es wird niemals auch nur annähernd langweilig. Doch neben all dem, gibt es auch mal ruhigere Passagen, quasi wie diese Notfallbuchten in Tunnels. Kurze Minuten, in denen man Luft schnappen und ruhen kann, ehe der nächste Wahnsinn losbricht. Man mag es kaum glauben, aber Marie Grasshoff hat die Storyline mit derart kreativen und einfallsreichen, ja noch nie dagewesenen Aspekten gefüllt, die immer und immer wieder sprachlos machen. Schon in Band 1 bewunderte ich das, doch in Band nahm das Ganze nochmal ganz andere Ausmaße an und lässt den Leser dauerhaft im Dunkeln tappen. Schon nach den ersten Kapiteln hatte ich keinerlei Plan mehr, worauf das alles hinauslaufen soll – machte mir dafür aber umso mehr Gedanken. Zig Ideen schossen mir in den Kopf, manche logisch, manche fast haarsträubend .. nur richtig, das waren sie nie. Mir gefiel die Mischung aus Apokalypse, Militär und Technologie/künstliche Intelligenz ungemein gut, denn diese ausgeklügelte Umsetzung kann nicht anders, als zu begeistern. Und um auch das fix anzuschneiden: die Aktualität der Geschichte ist einfach erschreckend. Vielleicht kämpfen Okijen und Co. gegen einen technischen Virus – aber wir hier, wir kämpfen genau so gegen ein undurchsichtiges Virus, von dem keiner weiß, was es noch anrichten wird. Das große Finale dieses zweiten Bandes lässt dann alles, was bereits passiert war, verblassen. Actionreich und überraschend, ja richtig explosiv werden die letzten Seiten erzählt und rissen auf einem Niveau mit, wie man es selten erlebt. Während sich nach und nach immer mehr offene Fragen beantworten und den Leser fassungslos machen, tun sich gleichzeitig mindestens genau so viele wieder auf, die Lust auf Band 3 machen. Ach was sag ich, sie zwingend einen regelrecht dazu, sofort Band 3 zu lesen. Ein großartiges, fast episches Finale dieses Bandes, was mir garantiert noch sehr lange, sehr positiv in Erinnerung bleiben wird. Schon in Band 1 begegneten wir einigen Figuren. Und ich war nicht gerade wenig überrascht darüber, dass so gut wie keine neuen Gesichter ins Spiel kommen. Die Charaktere harmonieren genau so, wie sie sind und die Konstellation ist sehr gut gewählt Es gibt für jeden Geschmack einen passenden Liebling und so fiel es mir nicht schwer, mein Herz an Okijen zu verschenken. Was allerdings schon in Band 1 geschah und sich in diesem Teil der Trilogie nur als richtige Entscheidung bestätigte. Doch neben denen, die man unweigerlich lieb gewinnt, gibt es auch die, die bewusst ganz andere Emotionen im Leser wecken. So gab es auch den ein oder anderen Antagonist, der für mein Empfinden wirklich sehr sauber und authentisch und wirkungsvoll dargestellt wurde. Der Hass auf besagte Personen wächst mit jedem Moment, in dem man auf sie trifft und gen Ende spürt man förmlich, wie es in einem brodelt. Die Dynamik unter den Figuren ist genau so erwähnenswert. Sie funktioniert, ganz einfach. Die Abwechslung ist definitiv gegeben, und während neben Freundschaften auch tiefe Feindschaften entstehen, entpuppt sich der ein oder andere als vielleicht doch nicht ganz so vertrauenswürdig; oder fies – je nach Ausgangspunkt. Mir gefiel also nicht nur die Darstellung eines jeden einzelnen, sondern auch die Verbindungen, die sie zueinander hatten. Von entfernt bekannt bis beste Freunde war alles vertreten. Die Truppe, bestehend aus den vier Protagonisten Okijen, Andra, Flover und Luke wird dieses Mal jedoch von einem weiteren Charakter ergänzt, nämlich Byth. Diese fünf außergewöhnlichen jungen Menschen sind für das Schicksal der Welt verantwortlich und ein jeder trägt seinen Teil dazu bei. Okijen, der gefeierte Star dieser Zeit; Andra, die Außenseiterin, mit der man nur wenig anzufangen weiß; Flover und Luke, das unzertrennbare Team; und Byth, der schlaue Kopf des Ganzen. Sie alle haben die unterschiedlichsten Eigenschaften, aber eines verbindet sie: sie haben unwahrscheinlichen Mut. Dieser eiserne Wille und der Kampfgeist, der in jedem innewohnt ist nicht nur bemerkenswert, sondern auch äußerst bewundernswert. Und obwohl sie alle so tapfer und unumstößlich für die Welt kämpfen, hatte ich nie das Gefühl, dass auch nur einer von ihnen unrealistisch wirken könnte. Sie alle waren nachvollziehbar, glaubhaft und in jeder Hinsicht sympathisch. Jeder hatte eine Geschichte vorzubringen und jeder hat genügend Tiefgang verpasst bekommen, um diese Geschichte auch zu erzählen. Was in Band 1 noch verschwommen blieb, wurde hier aufgedeckt und lässt uns vieles aus ganz anderen Augen betrachten. Um das ganze jetzt zu Ende zu bringen: die Charaktere wieder mal eine wahre Bereicherung für diese fulminante Action-Geschichte und wurden in diesem Band würdig fortgeführt. Die Undurchsichtigkeit mancher lässt einen ganz schön alt aussehen, wenn sie ihr wahres Gesicht zeigen und die Offenheit anderer, erwärmt einfach das Herz. Es gab, genau so wie in Neon Birds, nichts, was ich auch nur ansatzweise bemängeln müsste und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig als ein riesiges Lob auszusprechen; schon wieder! Der Schreibstil ist wieder einmal eine Wucht. All meine positiven Worte wären nicht gerechtfertigt gewesen, wenn diese wahnsinnig kreative, einfallsreiche Geschichte nicht so gut geschrieben wäre. Bildhaft und temporeich, trotzdem locker und leicht verständlich; atmosphärisch und fesselnd, aber auch einfach und Zielgruppen-gerecht. Immer wieder animieren die Sätze zum Nachdenken, weil so viel mehr dahintersteckt, als die pure Erzählung einer Story. Das ist das, was mir als erstes einfällt, wenn ich über Marie Grasshoff’s Schreibstil nachdenke. Ich fühlte mich so wohl in dem Buch, so gefangen und so eingenommen. Ich konnte komplett in den Seiten verschwinden und tat mir immer wieder schwer, das Buch mal kurzzeitig aus den Händen zu legen. Es ist beinah, als hätte ich einen bildgewaltigen Film geschaut, statt ein Buch gelesen zu haben. Die Spannung war 100% greifbar und löste in mir die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Herzrasen vor lauter Tempo, Gänsehaut weil sogar gruselige Szenen involviert sind; Schmunzeln, weils einfach schön ist und Hoffen und Bangen, weil nicht immer alles glatt läuft bei den Figuren. Und vielleicht gab es sogar ein Tränchen, und das beweist, wie sehr ich tatsächlich mitfieberte. Über die Aufteilung habe ich bereits in der Rezension zu Band 1 geschwärmt, und daran hat sich nichts geändert. Wie schon in „Neon Birds“ gibt es hier verschiedene Perspektiven, hier allerdings etwas anders aufgeteilt, aber trotzdem nicht weniger genial. Uns werden die Figuren näher gebracht, die Spannung in die Höhe getrieben und die Abwechslung angekurbelt. Eine gelungene Erzählform, die hier bestens passt und einfach Spaß macht zu lesen. FAZIT: „Cyber Trips“ von Marie Grasshoff steht seinem Vorgänger wirklich in nichts nach – und das obwohl man mittleren Bänden gern nachsagt, sie während Übergange. Hier hatte ich eher das Gefühl, es wäre eine gewisse Steigerung spürbar im Vergleich zu Band 1. Actionreich, hochspannend, explosiv, mitreißend, interessant, abwechslungsreich, kreativ, neuartig, erfrischend – ich könnte ewig so weitermachen; aber irgendwann geht der Platz zu Neige. Kurz um: dieses Buch ist ein phänomenales Abenteuer, inklusive Gefühlsachterbahn, Schockmomenten und Gruselfaktor. Die Charaktere glänzen durch Authensität und Sympathie und der Schreibstil durch bildgewaltige Beschreibungen und tiefgründige und ausdrucksstarke Momente. Marie zaubert einfach – in jeder Hinsicht. Also wieder ein absolutes Highlight.