papierfliegerin
Nachdem wir die Charaktere, die Begebenheiten und Umstände bereits in Band 1 kennenlernen konnten, wird hier einiges an Zeit gespart und direkt mit der Handlung losgelegt. Das erste Kapitel in diesem Roman besteht noch aus einem Rückblick in die Vergangenheit, doch die nächste Szene schließt nahtlos an den offen gelassenen Schluss von „Richer than sin“ an. Keine Frage also, dass der Spannungsbogen direkt in die Höhe schießt. War der erste Teil schon sehr plotreich, setzt „Deeper than Love“ noch eins oben drauf und ist nochmal eine Nummer dramatischer. Die Wendungen sind zwar nicht unbedingt (noch) überraschender, dafür aber definitiv zahlreicher und deshalb bleibt es extrem undurchsichtig und spannend. Die Sprünge zwischen den Zeiten blieben uns hier erhalten und lassen uns immer wieder tiefere Blicke in die damaligen Geschehnisse werfen. Dies vertieft die Geschichte weiterhin ganz enorm und lässt vieles, was in der Gegenwart passiert, in einem ganz anderen Licht dastehen. Die gesamte Handlung glänzt durch ein sehr rasantes Erzähltempo, und doch zieht sich der rote Faden schnurgerade durch das Buch. Keine großen Verwirrungen was die Handlung betrifft, aber genügend offene Fragen, die es zu beantworten gilt. So wird man automatisch noch mehr gefesselt und rätselt direkt mit; versucht die Hinweise richtig zu deuten und sich seine eigene These zurechtzulegen. Das gelingt mal mehr, und mal weniger, aber sicher ist jedenfalls, dass man 100% daneben liegt – mit all seinen Gedanken und Ideen. Das ist es letztlich wohl auch, was diesen zweiten Band – oder die Reihe allgemein – ausmacht: das unvorhersehbare, der große Unterhaltungswert und die Vielschichtigkeit der Figuren. Der Crime-Charakter kommt auch in Deeper than Love wieder perfekt durch, ohne die Emotionen aus dem Rennen zu werfen. Es ist, und bleibt, die perfekte Mischung aus beiden Komponenten und verspricht eine actiongeladene Storyline. Einziges Manko ist dieser eine Plot, der sich schon in Band 1 mehrmals wiederholte und auch hier wieder eingesetzt wurde. Anfangs sorgte es noch für Zündstoff, mit der Zeit war ich aber doch etwas genervt von dieser Aktion der Protagonistin und dachte mir über kurz oder lang: ok, es reicht jetzt auch. Wir wissen es jetzt und man merkt, dass es künstlich erzeugtes Drama ist – nicht mehr, nicht weniger. Da hätte man eventuell auch etwas andere einbauen können, was zwar das selbe Ergebnis, aber halt einen anderen Effekt gehabt hätte. Trotzdem ist dieser eine Punkt nur winzig im Vergleich zu all den gut gesetzten und überraschenden Wendungen. Ich wollte es nur mal erwähnt haben. Das Ende war, ganz wie erwartet, extrem explosiv und fulminant. Das ganze dreht und wendet sich nochmal um 180Grad und beweist, dass wir Leser bewusst auf falsche Fährten gelockt wurden – um den Überraschungsmoment eben möglich groß zu gestalten. Hochgradig rasant werden die letzten Kapitel abgehandelt und während man so durch die Seiten rauscht, wird einem schon klar: Mist – ich muss sofort den Nachfolger lesen, sonst sterbe ich vor Neugier. Und genau so kam es dann auch; der Cliffhanger war noch viel fieser als im Vorgänger. Ein gelungenes, aber sehr offenes Ende, das einen zwingt, am Ball zu bleiben. Der Schreibstil von Meghan March hat sich derweil nicht geändert. Er liest sich sehr einfach und leicht, extrem flüssig und vor allem atmosphärisch. Sie erzeugt mit ihren Worten einen regelrechten Sog, der einen mit Haut und Haaren mitreißt. Doch nicht nur die actiongeladenen und rasanten Szenen sind schön zu Papier gebracht, auch die emotionalen Parts erreichten mich auf ganzer Linie. Gleich verhielt es sich mit den prickelnden Szenen, die ich enorm gut ausgearbeitet und sehr intensiv fand. Als letzten positiven Aspekt in diesem Bereich fällt, wie schon in Band 1, auch hier wieder ein deutlicher Wohlfühlfaktor auf, der einen immer wieder zufrieden aufseufzen lässt. Eine echte Besonderheit, wenn man bedenkt, wie viel Raum auch der Crime-Aspekt einnimmt. Diese Mischung so darzustellen, dass beides gut durchkommt, ist für mich eine regelrechte Kunst. Vielleicht lag das aber auch an den beiden Sprechern, die ich immer mehr lieben lerne. Mir gefielen beide schon im Auftakt der Trilogie, doch hier versprühten noch einmal eine deutlich größere und authentischere Lebendigkeit. Ich konnte sowohl Lara Le Bon als auch Tim Koppenschläger problemlos folgen, hörte ihnen gerne zu und ließ mich von ihren Stimmen berieseln wie mitreißen gleichermaßen. Zu den Figuren gibt es wenig zu sagen. Auch in Band 2 mochte ich die Hauptfiguren Whitney und Lincoln wieder sehr gerne. Hätte man noch eins oben drauf setzen wollen, wäre eine gewisse Entwicklung von beiden Seiten schön gewesen – doch im Grunde war diese nicht stattfindende Entwicklung nichts, was mich immens störte. Nur bei Whitney war es zum Teil wieder schwer, ihre selbstzweifelnde Art so richtig nachzuvollziehen. Das hatte ich leider schon im ersten Band bemängelt und muss es auch hier wieder tun. Der oben genannte, sich wiederholende Plot ist nicht zuletzt auf ihr fehlendes Selbstwertgefühl zurückzuführen und das zerrte stellenweise doch an den Nerven, weil es unnötiges, künstliches Drama erzeugte und deshalb die ganze Geschichte darunter litt. Sie hätte mehr für sich einstehen müssen, anstatt immer wieder zu flüchten und allen um sie herum vor den Kopf zu stoßen. Schade. Nichts desto trotz gefiel mir ihre Art im Großen und Ganzen gut. Sie war liebenswert, bedacht und hatte wieder ihre sympathische Ausstrahlung, die mich wohl letztlich für sich gewann. Sie wirkte durchweg erwachsen und reif und ihre Vergangenheit konnte so manche Handlung von ihr erklären, jedoch nicht gänzlich schlüssig erscheinen lassen. Trotzdem war ihre Loyalität ihrer Familie gegenüber wieder unübersehbar und schön zu beobachten und zu erleben. Alles in allem verfolgte ich die junge Frau also weiterhin gerne, auch wenn ihre Schwächen noch immer da waren. Bei Lincoln hab es, wie schon erwähnt, ebenso keine Entwicklung oder verändern; zumindest keine, die ich deutlich herauslesen konnte. Aber in seinem Fall war das auch gar nicht nötig, immerhin war er schon in Band 1 ein wirklich toller, attraktiver und vielschichtiger Charakter, den ich tief ins Herz schließen konnte. Und genau so ging es weiter. Lincoln war mutig, stand für sich und seine Interessen ein und verteidigte seine Meinung mit aller Selbstsicherheit, die ein Mensch nur haben kann. Auch wie er damit umging, dass er quasi zwischen den Stühlen saß, imponierte mir und zeigte, dass er immer wieder zwischen Herz und Kopf schwankte. Aber letzlich traf er stets nachvollziehbare und glaubwürdige Entscheidungen und zeigte, in den richtigen Momenten, dass er ein riesiges Herz besitzt, ohne dabei wie ein Weichei zu wirken. Seine Liebe ist bedingungslos, sein Verantwortungsbewusstsein stets deutlich hervorstechend und seine Autorität schüchterte sogar mich in manchen Situationen ein. Aber er war sympathisch; und eine große Bereicherung für die Geschichte (und für Whitney’s Leben?). Und nun zum vielleicht größten Plus-Punkt dieses Buches: die Nebenfiguren. Denn während mir die Entwicklung bei den Hauptfiguren fehlte, war sie bei den Nebenrollen umso ausgeprägter. Mir gefiel dieser Wandel, den manche von ihnen durchmachten ohne sich selbst zu verlieren. Mir gefiel aber genau so wie manche einfach nicht aus ihrer Haut konnten und schlicht schrecklich waren und blieben. Aber eben jene Vielschichtigkeit und Undurchsichtigkeiten machten die Randfiguren zu etwas Besonderem und ließen den Spannungsbogen nochmal um eine Portion anwachsen. Gott .. ich habe die Cousine von Whit geliebt, war mir aber bei ihrem Verlobten so gar nicht sicher, woran ich bei ihm war. Ich habe die Familie von Whitney allgemein ungemein lieb gewonnen; vor allem die Tante und den Großvater. Die anderen Cousine dafür umso weniger. Man merkt schon, ich konnte zu jedem eine Bindung aufbauen, oder zumindest einen Eindruck gewinnen (ob ich damit nun richtig lag oder nicht, lassen wir mal dahingestellt). FAZIT: „Deeper than love“ von Meghan March hinkt leider eine Nuance hinter dem Vorgänger her, ist aber noch immer ein enorm unterhaltsames, spannendes und mitreißendes Werk voller Überraschungen und Wendungen. Die gelungene Mischung aus Crime, Erotik und Lovestory kommt auch in diesem Teil wieder wunderbar rüber und konnte mich trotz gewisser Schwächen wieder total fesseln. Und es steht natürlich außer Frage, dass ich auch Band 3 direkt hinterher schieben muss. Ich freu mich drauf zu erfahren, wie die Geschichte sich letztlich auflöst und zu Ende geht.