papierfliegerin
» 4.5 von 5 Sternen « Wer glaubt, das hier wäre simples New Adult, der täuscht sich. Meghan March hat hier eine ganz bekannte Idee, nämlich in Form der Romeo und Julia – Problematik, in die heutige Zeit geholt und diese wirklich interessant, spannend und atmosphärisch verpackt. Mit im Gepäck hat dieser Trilogie-Auftakt noch einiges mehr, wie zum Beispiel eine gute Portion Thrill/Crime-Charakter. So hebt dich „Richer than sin“ schon von vorn herein vom Einheitsbrei, der ja leider inzwischen im NA-Genre angekommen ist, ab. Diese gelungene Mischung aus Romance und Crime kann von der ersten Seite an fesseln; kann begeistern und kann wunderbar unterhalten. Zwar beginnt alles noch sehr ruhig und gediegen; sehr schlicht und einfach, doch das Tempo innerhalb des Romans lässt nicht lange auf sich warten. Die erotischen Parts sind dabei auch nicht zu verachten, denn sie sind nicht nur zahlreich, sondern auch niveauvoll und prickelnd. Für mich hat es die Autorin definitiv geschafft, zwischen diesen beiden Aspekten die Waage zu halten, ohne dass einer davon überhand nahm. Es war durchweg abwechslungsreich und stimmungsvoll, undurchsichtig und authentisch. Das Imperium rund um die Riscoffs und die Macht der herrschenden Familie, den Intrigen und die Skurpellosigkeit sind ebenfalls on Point in Szene gesetzt und auf ganzer Linie glaubhaft. Oft hat man ja doch das Gefühl, eine gewisse Überdramatisierung würde stattfinden, doch hier kaufte ich es der Autorin komplett ab und fragte mich nicht nur einmal, ob es wirklich solche Fehden zwischen zwei Familien gibt, wie es hier der Fall war. Der Spannungsbogen, der anfangs noch recht niedrig ist; einfach um dem Leser die Chance zu geben, die Figuren erst einmal kennen zu lernen, steigt dann doch recht steil in die Höhe und hält sich auf diese Niveau durch den gesamten mittleren Bereich, ehe er noch einmal in die Höhe schießt. Mir gefiel vor allem, wie die stetigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit miteinander harmonierten und den Nervenkitzel anfachten. Denn ein jedes Kapitel endet mit einem mal mehr, mal weniger fiesen Cliffhanger, sodass man sich gezwungen sieht, einfach weiterzulesen. Die Infos, die einem sowohl in der Jetztzeit, als auch von Damals zugespielt werden, erhöhten meine Begeisterung zunehmend und die offenen Fragen, die sich auftaten, waren geschickt platziert und trieben mich ebenfalls immer weiter. Überraschende Plots und ein absolut unvorhersehbarer Twist sind weitere Pluspunkte, die die Geschichte einheimst. Es bereitete großen Spaß, mitzufiebern und mitzurätseln; es kam durchweg keine Langeweile auf und der Schluss war noch einmal ein Feuerwerk für sich. Actiongeladen und mit einer Wendung versehen, die es in sich hatte, rauschte man nur so durch das Finale dieses ersten Bandes und war dann ziemlich geschockt, als es aprupt endete und man sich plötzlich gezwungen sah, sofort nach dem zweiten Band zu greifen. Für mich hat Meghan March einen regelrechten Pageturner geschrieben, der im entferntesten an diese Sexy Crime Reihe von Jennifer L. Armentrout erinnert – nur besser. Diese ganze Undurchsichtigkeit ist inzwischen äußerst selten in diesem Genre-Bereich und deshalb umso erfrischender zu lesen. Wer hätte gedacht, dass mich „Richer than sin“ so sehr für sich gewinnen konnte? Ich jedenfalls nicht; aber mir gefiel die Idee mindestens genau so gut wie die Umsetzung derer und das Miträtseln an sich. Perfekte Mischung aus Romance, Erotik und Skrupellosigkeit und Intrigen. Die Charaktere in die Buch sind sehr verschieden – und so auch meine Haltung zu ihnen. Fangen wir heute mal abwechslungshalber mit dem männlichen Protagonisten an: Lincoln Rinscoff. Er ist durch und durch interessant, hat einige sehr spannende Seiten an sich und konnte mich schon auf den ersten Seiten für sich gewinnen. Als typischer BadBoy mit einem, wie sich herausstellte, doch sehr großen Herzen, ist er zwar nichts, was man nicht schon mal gesehen hätte, doch ich habe seine Art sehr gern gemocht und seine Ausstrahlung ebenso. Einerseits war er der reiche, unnahbare Erbe des mächtigen Imperium der Familie, auf der anderen Seite war er so aufopferungsvoll und loyal. Obwohl er anfangs sehr barsch wirkt, wird doch auch schnell klar, dass er diese Seite nur dann zeigt, wenn es nötig ist. Er kann sich durchsetzen, hat Mut und Rückgrat und weiß sich zu benehmen. Er kann aber auch autoritär und gefährlich sein; skrupellos und verbissen. Obwohl diese ganzen Facetten auf den ersten Blick nur schwer zusammen vorstellbar sind, harmonieren sie doch ganz gut miteinander. Besonders positiv fiel mir im Laufe der Zeit auf, wie großherzig Lincoln ist. Er begeistert allein schon damit, wie offen er Gefühle zeigen kann und wie liebenswert ehrlich er ist. Ich hab mich also, genau so wie unsere weibliche Hauptfigur total in Lincoln verliebt und all seine Seiten nach und nach akzeptieren und respektieren gelernt. Whitney an sich ist zum Teil ein wenig „schwieriger“, auch wenn sie schon nach kurzer Zeit wirklich sehr nahbar und liebenswert ist. Sie ist dieses typische, graue Mäuschen, ohne dabei zu schüchtern oder zu introvertiert zu wirken. Sie geht nicht unter, schrammt aber haarscharf daran vorbei. Leider aber hält sie oft zu wenig von sich selbst und es mangelt ihr ganz massiv an Selbstwertgefühl. Sie steckt oft zurück und ist oft der Meinung, dass sie gewisse Dinge nicht verdient. In der ein oder andere Situation zerrte das dann doch ein wenig an meinen Nerven, sodass ich Whitney immer mal wieder kurz schütteln wollte, um ihr klar zu machen, dass sie sehr wohl alles Gute dieser Erde verdient. Irgendwie erinnerte mich die junge Frau ziemlich stark an mich und meine kleinen Eigenheiten, die mich an mir schon stören, da ist es kein Wunder, dass es mich auch bei Whitney auffiel. Sie geht Konfrontationen eher aus dem Weg, meidet Streit und Ärger und lässt andere mit so manch falschem Verhalten durchkommen. Trotzdem, oder gerade wegen unseren Parallelen konnte ich mich so gut mit ihr identifizieren und sie in den meisten Fällen wirklich gut nachvollziehen, auch wenn ich nicht alles gut heißen konnte, was sie tat und dachte. Sie passte einfach wunderbar in diesen Roman und bringt eine sehr vielversprechende und abwechslungsreiche Facette mit sich, die der Geschichte schließlich den letzten Schliff verlieh. An den Nebenfiguren, wovon es echt viele gab, gibt es auch nichts weiter zu kritisieren. Ich konnte mir einen jeden sehr gut vor Augen führen, mir ein Bild von ihm machen und eine Meinung bilden. Doch Meghan March hat es doch tatsächlich geschafft, dass ich meine Meinungen bezüglich einiger Charaktere immer wieder ändern musste. Denn der, der anfangs vielleicht noch sympathisch und charismatisch scheint, entpuppt sich als Bösewicht, während das Ekelpaket im Laufe der Zeit zum Sympathieträger wird. Mir gefiel die Undurchsichtigkeit unheimlich gut, weil es für zusätzliche Spannung und Abwechslung sorgte und das Miträtseln noch einmal auf ein neues Niveau anhob. Der Schreibstil, den man in diesem Roman antrifft ist wunderbar leicht und verständlich, sehr locker zu lesen und einfach zu verfolgen. Trotzdem versprühen die Worte der Autorin eine sehr einnehmende, mitreißende Atmosphäre, von der man sich fesseln lassen kann. Eine jede Szene stand mir klar vor Augen und die Charaktere waren bildhaft und detailliert dargestellt. Ich war mehr als positiv überrascht, dass man neben der actiongeladenen Crime-Stimmung auch noch einen klaren Wohlfühlfaktor ausmachen konnte. Allein das Setting in Form dieses kleinen Ortes, in dem sich die Geschichte abspielt, lässt einen sehnsüchtig aufseufzen und erinnert entfernt an das Flair von Geen Valley oder Redwood. Auch das Erzähltempo kann sich rund herum sehen lassen. Die Handlung verläuft größtenteils sehr plotreich und deshalb entsprechend rasant, doch auch die ruhigen, oder die erotischen Szenen sind schön in Worte gefasst und zu Papier gebracht. Als letzter Punkt auf der Liste stehen die Sprecher – jawohl: Mehrzahl. Denn Lincoln und Whitney haben jeweils eine eigene Stimme verpasst bekommen. Und ich kann vermelden, sowohl Lara La Bon als auch Tim Koppenschläger machen einen wahnsinnig guten Job. Ihre Stimmfarben passen perfekt zu den Protagonisten; die verleihen ihnen Lebendigkeit und Echtheit und erzeugen durch Tempiwechsel und verschiedene Stimmlagen zusätzliche Atmosphäre, die mitreißen und begeistern kann. FAZIT: „Richer than sin“ von Meghan March ist ein absolut gelungener, spannender, mitreißender, prickelnder und außergewöhnlicher Trilogie-Auftakt, der durch Crime-Einschläge für Nervenkitzel sorgt. Aber auch die Gefühle kommen definitiv nicht zu kurz, sondern sind intensiv und glaubhaft rüber gebracht. Zwei sehr unterschiedliche Hauptfiguren bereiten ebenfalls eine Menge Spaß und der Unterhaltungswert des Romans ist einfach immens hoch. Für die Nachfolgebände lasse ich aber sicherheitshalber noch eine Winzigkeit Luft nach oben. Mir persönlich hat dieses Buch aber schon fast maximal gefallen und ich freue mich wie verrückt auf Band 2.