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lesebesessen

Posted on 1.12.2020

Die West-Berlinerin Ylvi ist adoptierte Tochter eines sehr verständnisvollen Ehepaares. Sie ist verheiratet und beide wünschen sich länger Nachwuchs. Am Tag des Mauerfalls werden alle Regeln außer Kraft gesetzt und Ylvin gerät in eine Menschenmenge und wird plötzlich in Bereiche transportiert, die sie immer sehen wollte und immer unerreichbar waren. Und da passiert das besondere. Meinung: Ein Liebesroman. Auch dieser Roman startet mit einer sehr düsteren Stimmung. Eher traurig, melancholisch und mystisch. Alles sehr geheimnisvoll. Nachdem ihre Ehe gescheitert ist und ihr Vater gestorben, schnappt sich Ylvi ihre mittlerweile demente Mutter und die Tochter und macht eine Auszeit auf Teneriffa. Das ist eine ihrer besten Entscheidungen, denn sie selbst, ihre Mutter und ihre Tochter leben regelrecht auf. Wie in jedem der Bände der Ostseetrilogie kommt auch in diesem ein besonderer Vogel vor: hier ist es eine Silbermöwe. Und erst in diesem dritten Band eröffnet dieser ein kolossales Geheimnis. Als Leser habe ich schon die ganze Zeit darauf gewartet, wann denn endlich die Verbindung zwischen Myra und Ylvi eröffnet wird und was Ylvi ausgerechnet von der warmen Küste der Kanarischen Inseln aus der Gemeinschaft von Freunden und einer interessanten Arbeit an die kalte, graue und windige Ostsee treiben sollte. Und dann bleibt ausgerechnet Neugier? Das war an dem Roman eine schwache Phase. Dort angekommen gibt es tolle Eröffnungen, neue Bekanntschaften, aber es gibt vor allem auch Abweisung durch Myra und die Halbinsel spricht sie eben nicht an. Auch das wären mehr Gründe, wieder zu gehen als zu bleiben. Das gebotene Flickwerk an Gründen zu bleiben, fand ich jetzt nicht besonders überzeugend. Zum Schluss wurden fast alle offenen Fragen doch noch beantwortet. Auf geheimnisvolle Weise finden alle offenen Enden doch noch ihren Partner. Da ist mir ein bisschen zu viel Magie und Wunder drin. ACHTUNG! Spoiler: Das am Schluss auch noch mehr als Achtzig-Jährige noch heiraten wollen, war dann für mich einfach zu viel. Ende Spoiler. Auch wenn mir die zugrundeliegende Geschichte gefallen hat und die Charaktere der Personen, und die wird seit Band 1 der Trilogie immer größer, denn die Personen der vorangegangenen Bände spielen immer noch eine Rolle. So wurde die Menge der handelnden Person, ergänzt durch die Ehepartner der Protagonistinnen der vorausgegangenen Bände und deren Kinder jetzt im dritten Band ganz ordentlich. Das auch in diesem Band die Schriftstellerin im Epilog in Erscheinung „tritt“ und in den Dialog mit einem von ihr geschaffenen fiktiven Personen gerät, ist in meinen Augen peinlich. Soll das eine besondere Nähe zu ihren Figuren schaffen oder aufzeigen? Als Leser ist mir klar, dass die fiktiven Personen immer Unikate des Schriftstellers sind. Die sind bereits Töchter diesen Geistes und mit denen muss er sich nicht auch noch anfreunden?! Fazit: Es ist interessant zu lesen, wie das dritte Schiff zurück findet. Leider gibt es da in meinen Augen ein paar Brüche. Eines haben alle Bücher Serie scheinbar gleich: sie starten sehr düster. Immer gibt es einen Preis zu zahlen, bevor das Licht kommt. Doch diesmal gibt es Abzüge: zwei Sterne.

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