kingofmusic
Guiseppe Tomasi di Lampedusa mag der entsprechenden Leserschaft in Form seines einzigen Romans „Der Leopard“ bereits bekannt sein. Ich hatte bis zur Leserunde zu „Der letzte Prinz“ von Steven Price noch nie das Vergnügen – weder mit Autor noch mit dem Buch. Das hat sich nun gründlich geändert. Denn auch, wenn es dieser fiktionalen Biografie zum Ende hin nicht ganz gelingt, in die „Kings Crown Juwels 2020“ aufgenommen zu werden, so hat Steven Price doch ein feines Buch vorgelegt, dass geneigte Leser:innen in Augenschein nehmen sollten. Guiseppe Tomasi genießt das Leben; als letzter (verarmter) Spross eines sizilianischen Adelsgeschlechts. Vielleicht rührt daher das Bedürfnis, etwas „Bleibendes“ nach seinem Tod zu hinterlassen; bekommt er doch bereits am Anfang des Romans die Diagnose Lungenemphysem. Das hindert ihn allerdings nicht daran, weiter wie ein Schlot zu rauchen… Vor der äußerst stimmungsvollen und bildhaften Kulisse des vergangenen Siziliens fängt Guiseppe Tomasi an, (s)einen Roman, sein im wahrsten Sinne des Wortes „Lebenswerk“ zu schreiben (besagter „Der Leopard“), dessen Veröffentlichung er allerdings nicht mehr erlebt, da er Zeit seines Lebens von den Verlagen abgelehnt wurde; selbst sein Cousin Lucio Piccolo steht der Veröffentlichung kritisch gegenüber. Tomasis Leben lernen die Leser:innen nach und nach in Rückblenden kennen; die Zeitsprünge sind nicht chronologisch, was aber bis auf eine Ausnahme nicht weiter stört; dazu gleich mehr. Dabei werden Schlaglichter auf die Mutter/Sohn-Beziehung sowie auf die Beziehung mit seiner Frau Licy gesetzt. Die größtenteils poetisch anmutende Sprache von Stephen Price passt hervorragend zu der Kulisse von Sizilien und irgendwie habe ich große Lust bekommen, an die Originalschauplätze zu reisen. Man wird ja wohl noch träumen dürfen…*g*. Leider geht dem Roman nach dem unabwendbaren Tod von Guiseppe Tomasi sprichwörtlich die Luft aus. Statt eines vernünftigen Nachworts gibt es einen Zeitsprung von über 40 Jahren in der Handlung, in der der Adoptivsohn von Guiseppe Tomasi zu Wort kommt und in welchem die geneigte Leserschaft erfährt, wie es doch noch zur Veröffentlichung des Romans und der dazugehörigen Verfilmung gekommen ist. Der ganze letzte Abschnitt macht auf mich leider einen gehetzten Eindruck – als wenn der Autor schon vor Ende der vereinbarten Seitenzahl zum Tod von Guiseppe Tomasi gekommen ist und die Restseiten noch füllen musste. Das ist das Einzige, was mich richtig geärgert hat an diesem Roman. Alles in Allem hat mir „Der letzte Prinz“ ganz gut gefallen und trotz des kleinen Wehmut-Tropfens am Ende gebe ich 4* und eine Leseempfehlung. ©kingofmusic