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bibliomarie

Posted on 30.11.2020

Das Seniorenheim „Abendrot“ ist längst nicht so idyllisch, wie der Name suggeriert. Es ist keine edle Residenz für betuchte Silberköpfe, sondern ein kommunales Haus für Menschen deren Rente nicht ganz so üppig ausfällt. Hans, Inge, Frida und Luky wollen ihrer todkranken Freundin Maria den letzten Wunsch erfüllen. Noch einmal Weihnachten in den verschneiten Bergen feiern, wie früher, als es noch Familie gab. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht, auch ein Überfall bei einem Juwelier um das nötige Geld zu bekommen. Natürlich geht alles schief, was schiefgehen kann, aber dafür gelingt etwas viel Wichtigeres: Zusammenhalt und Freundschaft zu zeigen und Maria noch ein wenig Glück schenken. Diese kleine Geschichte von Andreas Benz hat alles, was in die Weihnachtszeit passt: stille, besinnliche Augenblicke, verschmitztes Schmunzeln und hin und wieder ein befreites Lachen. Ich habe diesen Roman um die „Seniorengang“ mit großes Vergnügen gelesen und beim Schluss – ich gebe es gern zu – auch einige Tränen wegwischen müssen. Aber es ist nicht nur eine Weihnachtsgeschichte der besonderen Art, sondern auch ein Denkanstoß für mich. Sprechen wir alten Menschen nicht zu schnell ihre Mündigkeit ab? Bestimmen ihr Leben mit der Begründung, dass alles nur zur ihrem Wohl ist? Darüber sollten wir uns auch Gedanken machen. Aber vor allem kann man sich mit dieser warmherzigen und turbulenten Geschichte so richtig wohlfühlen.

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