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Babscha

Posted on 29.11.2020

Jack Harper, 44, verheiratet, ein Sohn, schlägt sich mit seiner Frau Maria in New York mehr schlecht als recht als Immobilienmakler durch. Alles steht seit Jahren auf der Kippe, vor allem seine Ehe, in der man sich absolut nichts mehr zu sagen hat, komplett nebeneinander her lebt und Jack das latente, aber immer gut verdrängte Gefühl umtreibt, an dem Ganzen irgendwie die Hauptschuld zu tragen, vor allem durch seine frühere exzessive Sauferei. Das Geld ist permanent knapp, die Wohnsituation extrem beengt. Sein einziger Lichtblick ist sein Sohn Jonah, sein Halt die Anonymen Alkoholiker, deren Runden er gewissenhaft und regelmäßig besucht. Irgendwann kommt dann sein alter Kumpel und Ex-Bandkollege Rob in die Stadt, heute ein erfolgreicher Musikmanager in L.A.. Rob macht auf dicke Hose, prahlt mit seinen vielen außerehelichen Affairen und sucht in Manhattan eine schöne Wohnung für seine geheimen Schäferstündchen. Er schwärmt Jack von einer Dating-Plattform vor, auf der sich Seitensprünge mit tollen Frauen schnell und problemlos anleiern ließen. Das tritt bei Jack was los und bald schon gibt er seine innere Abwehrhaltung auf, meldet sich auf der Seite an und tritt nach kurzer Zeit tatsächlich in Kontakt mit einer Frau namens Sophie, die ihn zu einem persönlichen Treffen in ihrem Townhouse in der City drängt. Mit zunehmend schwindender Widerstandskraft lässt sich Jack schließlich hierauf ein. Als er dann vor Ort eintrifft, entwickelt sich ein völlig überraschendes Szenario, das sein ganzes Leben aus den Fugen geraten lässt. Starr, der Großmeister der Demontage wankelmütiger, unter innerem Druck stehender und von fortschreitendem Realitätsverlust gebeutelter Männer auf dem Höhepunkt ihrer Midlife-Crisis, schlägt in seinem Buch wieder gnadenlos zu. Und natürlich darf der Hauptprotagonist seine story auch wieder selbst erzählen, was dem Leser wie gehabt den vollständigen Einblick in dessen verkorkstes, selbstbetrügerisches Innenleben ermöglicht. Es macht einfach Spaß, die Romane dieses Autors zu lesen, in denen er auf einen simplen, alltäglichen Plot aus dem normalen Leben eine dramatische, ideen- und wendungsreiche Entwicklung der Charaktere aufsattelt und alle ins oft schicksalhaft für sie bestimmte Chaos schickt. Und so ganz nebenbei gekonnt und provokativ das abgehobene Selbstverständnis und den ganzen Habitus der großstädtischen amerikanischen „Mittelschicht“ persifliert. Mal wieder ein gelungener, unterhaltsamer Roman mit vielen Irrungen und Wirrungen und überraschendem Ende, dem man ganz kleine Schwächen im Hinblick auf die Logik der sich entwickelnden Handlung gerne verzeiht. Man weiß ja schließlich, dass der Autor seine Figuren wie auch sich selbst nicht immer ganz ernst nimmt.

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