Matzbach
Da meine Frau Nicci French-Fan ist, habe ich nun auch mal den aktuellen Roman des Autorengespanns gelesen. Nun ja, so ganz kann ich die Begeisterung meiner Angetrauten nicht nachvollziehen. Spannung ist garantiert, aber mit der Protagonistin tue ich mich äußerst schwer. Diese, Tabitha Harris, sitzt zu Beginn des Romans in Untersuchungshaft. Sie soll in ihrem Heimatort einen Lehrer ermordet haben, den man, der sie als fünfzehnjährige Jugendliche verführt und somit missbraucht hatte. Ob damit zusammenhängend oder nicht, Tabithas Leben geriet danach aus den Fugen, Depressionen und Beziehungsunfähigkeit sind die Folgen. Tatverdächtig machen sie vor allem das mögliche Motiv (das sie übrigens selbst anfangs nicht sieht), die Tatsache, dass die Leiche in einem ihr gehörenden Schuppen gefunden wurde sowie ein umgestürzter Baum, der das Dorf am Tattag von der Außenwelt abgeschnitten hatte, sodass der Täter hier zu suchen ist. Die, um es harmlos auszudrücken, kratzbürstige Tabitha feuert als erstes ihre Verteidigerin, als diese ihr eine vermeintlich überzeugende Strategie vor Gericht vorschlägt, um ihr die Verurteilung wegen Mordes zu ersparen. Doch das damit verbundene Geständnis lehnt Tabitha ab, obwohl sie Erinnerungslücken hat und nicht sicher sein kann, ob sie nicht vielleicht tatsächlich die Täterin ist. Aber da sie die gegebenfalls auch bittere Wahrheit herausfinden möchte, übernimt sie selbst ihre Verteidigung, wobei sie auf nicht schuldig plädiert. Im Verlauf des Prozesses eckt sie immer wieder mit der Richterin, dem Ankläger und Zeugen an, doch nach und nach gelingt es ihr, den einen oder anderen Stein aus der Schuldmauer gegen sie zu ziehen und diese ins Wanken zu bringen.Ja, sie weiß sogar, wer der Täter ist, spielt dieses Wissen aber nicht für sich aus, da sie in ihm einen Leidensgenossen erkennt, und lässt alles auf das Urteil ankomen. Wie schon gesagt, der Fall ist äußerst spannend, aber mit so manchen Verhaltensweisen der Protagonistin kann man als Leser nur schwer warm werden.