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kleinebuecherwelt

Posted on 27.11.2020

Tahere Mafi gehört zu meinen Lieblingsautorinnen und ich habe mich sehr darauf gefreut, Wie du mich siehst zu lesen. Mir gefällt die Idee sehr, weil sie nicht klischeehaft ist und es meiner Meinung nach mehr Bücher über Hauptpersonen geben sollte, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Shirin ist eine sechzehnjährige Muslima, die einen Hidschab trägt und dafür Vorurteilen ausgesetzt ist. Dennoch ist sie ein normaler Teenager, hört gerne Musik und tanzt Breakdance. Zu Beginn hat es mich überrascht zu sehen, wie verschlossen Shirin ist. Sie traut niemanden mehr und glaubt, dass jeder Mensch sie verurteilt, ohne jemandem eine Chance zu geben. Die Autorin schafft es ihre Gefühlslage nachvollziehbar zu schildern. Man darf nicht vergessen, dass die Geschichte nach dem Terroranschlag am 11. September spielt und die Autorin persönliche Erfahrungen miteinbezieht. Dadurch wirkt ihre Situation glaubhaft und ich konnte aufgrund persönlicher Erfahrungen ihre Ängste sehr gut verstehen. Somit konnte ich Shirins Empfindungen gut nachvollziehen und finde, dass ihre Lage authentisch geschildert wird. Im Gegensatz zu ihr steht ihr älteren Bruder Navid, der beliebt ist. Es gibt vor allem viele Mädchen, die für ihn schwärmen und Tahereh Mafi schreckt nicht davor zurück zu zeigen, dass es Mädchen gibt, die Jungs nur aufgrund ihres "exotischen" Aussehens interessant finden. Dadurch macht sie deutlich, wie groß die Unterschiede zwischen muslimischen Jungs und Mädchen in dieser Situation sind. Das Thema Rassismus spielt in Wie du mich siehst eine große Rolle und ich finde, dass es sehr gut behandelt wird. Es geht nicht nur um direkten Rassismus, sondern auch Versteckten. Die Szene, in der Shirin in einem Literatur-Kurs sitzt und der Lehrer mehrmals betont, dass sie vermutlich im falschen Kurs sitzt, hat mich sehr getroffen. Sie zeigt nämlich, dass Menschen jemanden wegen seiner Herkunft nicht direkt beleidigen müssen, sondern auch solche versteckten Vorurteile schmerzhaft sein können. Es stellt sich die schmerzhafte Frage, warum ihr Lehrer sofort davon ausgeht, dass sie kein Englisch und keine Bücher versteht, nur, weil sie nicht "amerikanisch" aussieht und einen ausländischen Namen trägt. Gleichzeitig finde ich die Szene, in der sie auf einen muslimischen Jungen trifft und sich beide sofort auf einer Wellenlänge befinden, sehr authentisch geschildert. Sie zeigt nämlich, wie befreiend es ist Menschen zu begegnen vor denen man sich nicht rechtfertigen muss. Die Beziehung von Navid und Shirin finde ich rührend geschildert. Sie haben ein sehr gutes Verhältnis und Navid kümmert sich rührend um seine kleine Schwester. Zwischen beiden wirkt alles echt. Besonders gut gefällt mir, dass Shirin eine Entwicklung durchläuft. Sie wird selbstbewusster und erkennt gleichzeitig nach einer Weile, dass es einige offene Menschen gibt. Es ist nicht Ocean allein, der sie verändert, sondern vor allem auch der Breakdance-Kurs, den sie besucht. Ocean ändert Shirins Leben, weil er ernsthaftes Interesse an ihr zeigt. Anfangs hat er auch noch klischeehafte Vorstellungen, aber mit der Zeit ändert sich das. Ihn mochte ich sehr, weil er ein gutes Herz besitzt und nicht aufgibt. Die Beziehung zwischen ihm und Shirin wird langsam erzählt und meiner Meinung nach realistisch. Shirin muss anfangs ihre Ängste loswerden und es wird deutlich, wie schwer ihr das fällt, weil sie nicht damit aufhören kann daran zu denken, was andere von der Beziehung halten werden. Die Chemie zwischen beiden hat für mich auch gestimmt. Es kommt in dem Buch auch zu einer Wende, die meiner Meinung nach sehr heftig ist, aber gleichzeitig zeigt, wie schwierig es zur damaligen Zeit für Menschen wie Shirin gewesen ist. Man muss hier jedoch auch betonen, dass jeder andere Erfahrungen macht, was die Autorin auch erwähnt. Das Ende gefällt mir sehr gut, weil es realistisch und dennoch hoffnungsvoll ist, ohne kitschig zu werden. Somit ist Wie du mich siehst ein sehr authentisches Buch, das mein Herz berührt hat. Fazit: Eine Geschichte, die authentisch erzählt wird und mein Herz berührt hat.

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