meinzeilentraum
Bei dieser Geschichte fällt es mir schwer, meine Gedanken bzw. Gefühle niederzuschreiben oder auch zu benennen. Es war auf jeden Fall eine Geschichte der besonderen Art, wie man ihnen nur selten begegnet und auch wenn das Buch „nur“ 3,5 Sterne von mir erhält, so wird es doch in meinem Regal einziehen, denn die Geschichte hat mich schon nachhaltig beeindruckt. Unsere Protagonistin ist Laura, die Autorin selbst – es war für mich das erste Mal, dass ich ein Buch las, indem die Autorin über sich selbst erzählt, denn von Biografien bin ich kein Fan. Ich konnte mich ziemlich gut mit Laura identifizieren, was das „Ausblenden“ auf den Straßen einer Großstadt angeht. An wie vielen Menschen geht man am Tag vorbei, ohne ihre Geschichte zu kennen? Ohne zu wissen, mit was für Problemen sie zu kämpfen haben… Laura ist in diesem Buch eine sehr beschäftigte Businessfrau, die von einem Jungen namens Maurice um Geld für Essen gebeten wird – und nun ruft euch in Erinnerung, wie oft ihr schon an solchen Menschen vorbeigegangen seid… Nicht aus Geiz… sondern weil es einfach so viele sind und man nicht jedem etwas geben kann und man auch nicht jedem traut… Laura ging es sonst ähnlich, doch in jenem Moment kehrte sie um und anstatt Maurice Geld zu geben, lud sie ihn auf ein Essen ein. Ab dem Zeitpunkt begann ihre unglaubliche Geschichte – im Nachhinein übersteigt es mein Vorstellungsvermögen, dass diese Geschichte der Realität entspricht – dass es genauso geschehen ist… ich kann es nicht richtig begreifen bzw. glauben, doch ich möchte es. Denn die Freundschaft, die Maurice zu der gut 20 Jahre älteren Laura aufbaut, war wundervoll – ich hätte darüber ewig lesen können… wie sie ihn zu Familienfesten mitnahm und diesem Jungen zeigte, was das Leben außer Drogen und Armut zu bieten hatte. Ich muss zugeben – auch ich fand es ab und an merkwürdig, dass Laura all das für einen fremden Jungen tat bzw. sie hatten ja einen riesigen Altersunterschied und er war nicht ihr Sohn oder mit ihr verwandt.. das war manchmal schon komisch, vor allem wenn sie ihn zu sich in die Wohnung einlud. Es hatte einfach einen komischen Beigeschmack, wenn ihr versteht, was ich meine… aber dennoch fand ich die Szenen toll, wo Laura ihm die normalsten Dinge des Lebens zeigte oder schenkte – da wird einem nochmal so richtig aufgezeigt, wie dankbar wir für fließendes Wasser, saubere Kleidung und all unsere Gegenstände, die wir ansammeln, sein können. Maurice hat eine tragische Hintergrundgeschichte, auch Laura hatte es wirklich nicht einfach in ihrer Kindheit – aber bis ich erstmal verstanden habe, dass einige Rückblicke von Lauras Kindheit handelten, verging eine Weile.. hier hätte ich mir gewünscht, dass man die Rückblicke kennzeichnet – wessen Vergangenheit hier erzählt wird… Außerdem hat man wirklich irgendwann den Überblick verloren, da die Story weit ausholt und so viele Kinder und Familien genannt wurden, dass es schwer war, sich alle zu merken. Mein liebster Part dieses Buchs war definitiv die Zeit, in der Laura Maurice Geborgenheit bzw. Fürsorge schenkt und sie alles mögliche zusammen unternehmen. Ich hätte davon gerne noch so so viel mehr gelesen, ich fand es faszinierend und herzerwärmend. Doch irgendwann kam ein Mann in Lauras Leben, der leider alles veränderte und ab dem Zeitpunkt ging es für mich bergab mit der Geschichte. Warum sie überhaupt bei Michael blieb, habe ich mich die ganze Zeit gefragt… er trieb schließlich einen Keil zwischen sie und Maurice und sie ließ es einfach zu, weshalb ich mehr als enttäuscht von ihr war, also wie muss es Maurice ergangen sein zu der Zeit… er wurde einfach fallen gelassen. Warum die beiden trotzdem Freunde blieben, kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn ich fand es alles andere als schön, wie Laura ihn behandelte, seit Michael in ihr Leben getreten war. Ich mag auch keine Geschichten, wo Frauen bei Männern bleiben und ihre Meinungen von ihnen untergraben lassen – sowas kann ich nicht ab, da es meiner Mutter so ergeht und mich das rasend macht. Von daher war ich sehr angefressen, wie sie Maurice ins Aus schob, um mit einem Mann „glücklich“ zu werden, der nichts auf ihre Wünsche gab. Bevor ich mich weiter in Rage rede, möchte ich zum Schluss nochmal betonen, dass es wirklich eine besondere Geschichte ist. Sie wird mich auf jeden Fall weiterhin im Geiste begleiten und ich bin unendlich dankbar, dass ich dieses Buch lesen durfte.