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Dreamworx

Posted on 26.11.2020

“Eine Reise wird besser in Freunden als in Meilen gemessen.” (Tim Cahill) 20 Jahre ist es her, seit Anna ein Studienjahr in der spanischen Stadt Barcelona verbracht und dort nicht nur ihre große Liebe gefunden hat, sondern auch einen einschneidenden Schicksalsschlag durchleben musste. Seither war sie nie wieder dort, obwohl die Gedanken an damals sie nicht loslassen. Inzwischen ist sie seit 9 Jahren in einer Beziehung mit Viktor, die jedoch nur noch vor sich hindümpelt. Als Viktor ihren gemeinsamen Urlaub absagt, lässt Anna sich von ihrer besten Freund Carina dazu überreden, einen Frauenurlaub mit ihr zu unternehmen, ausgerechnet nach Barcelona. Kaum wieder in Spanien, holen Anna die alten Erinnerungen ein, und sie durchstreift mit ihrer Freundin nicht nur die aufregende Metropole Barcelona sowie die zauberhaften Pfirsichplantagen, auf der sie damals gearbeitet hat, sondern beginnt auch damit, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, während sie alte Freunde wiedersieht und einer schrecklichen Vermutung nachspürt, die ihr Leben damals so verändert hat…. Anja Saskia Beyer hat mit „Zeit der Pfirsichblüte“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der vor der farbenprächtigen Kulisse Barcelonas auch eine Schicksalsgeschichte präsentiert. Der flüssig-leichte, bildhafte und emotionale Erzählstil lässt den Leser schnell an die Seite von Anna schlüpfen, um sie in den Frauenurlaub und bei ihren Erinnerungen zu begleiten. Die Geschichte wird über zwei Zeitebenen erzählt, so dass der Leser zum einen in der Gegenwart mit Anna und Carina befindet, zum anderen im Jahr 1999, als Anna in Barcelona studiert, Raffael, Pablo und Inez kennengelernt und mit ihnen gemeinsam Zeit verbracht hat. Die Autorin greift ein ernstes Thema auf, dass sich zwar hauptsächlich während des Franco-Regimes in Spanien zugetragen hat, wohl aber auch nach dem Sturz des Diktators noch für viele weitere Jahre so praktiziert wurde und dabei sehr viele Frauen ins Unglück gestürzt hat, die teilweise bis heute verzweifelt auf der Suche sind. Das Thema wurde zwar gut und gefühlvoll in die Handlung integriert, jedoch nur oberflächlich angerissen, was bei einem Unterhaltungsroman allerdings völlig in Ordnung ist. Durch die wechselnden Zeitebenen erfährt der Leser nach und nach, was damals Ungeheuerliches passiert ist, wobei ihm nach und nach die Haare zu Berge stehen und die Gefühle Achterbahn fahren. Freundschaft ist ebenfalls ein wichtiger Punkt in dieser Geschichte, die die Autorin anhand von Carina, aber auch von Pablo wunderbar umgesetzt hat. Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Anna und einem Protagonisten hätte nicht unbedingt sein müssen, da es vom Hauptthema ablenkt, welches schon einiges an Raum einnimmt. Sehr schön sind die farbenprächtigen Beschreibungen von Barcelonas Highlights, den kulinarischen Genüssen und der Pfirsichblüte, die dem Leser ein schönes Kopfkino bescheren, während er gleichzeitig dem Duft von Gewürzen, Kaffee und Früchten nachspürt. Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt, menschliche Ecken und Kanten machen sie glaubwürdig und authentisch. Der Leser fühlt sich ihnen schnell verbunden und kann ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen. Anna ist eine Frau, die lange Zeit die Erinnerungen verdrängt hat. Sie ist freundlich, hilfsbereit, stellt ihr Licht aber unter den Scheffel und lässt sich von Viktor herabsetzen, ohne dagegen vorzugehen. Erst im Verlauf der Handlung wird sie mutiger, stärker und selbstbewusster, was ihr einen sympathischen Anstrich gibt. Ihre Freundin Carina ist eine echte Perle, die Anna nicht nur unterstützt und für Optimismus sorgt, sondern ihr vor allem zur Seite steht. Pablo ist ein ehrlicher und aufrechter Mann, der für einige Zeit nicht so durchschaubar ist. Doch auch Fynn, Raffael, Naia und Inez besetzen wichtige Positionen in dieser fesselnden Geschichte. „Zeit der Pfirsichblüte“ ist eine unterhaltsame und leicht sommerliche Geschichte, die dabei einiges an Emotionen hervorruft. Lebendig erzählt, so dass man die Zeit vergisst. Verdiente Leseempfehlung!

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