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Heffa Fuzzel

Posted on 23.11.2020

Leni Peters ist eigentlich eine normale, junge Frau. Ihre beste Freundin Emma schenkt ihr ein Tagebuch, weil Leni immer schon eines haben wollte. Sie tauft es auf „Emma Junior“. Die letzten Sommerferien in ihrem Leben sind zu Ende und die beiden stellen sich der Herausforderung Abitur. Bis dato hatte sich Leni keine Gedanken gemacht. Weder um die Prüfungen noch um ihre Zukunft. Aus dem Nichts jedoch kommen plötzlich Zweifel. Nein, Angst. Angst vor den Prüfungen, Angst vor der Zukunft. Es wird so schlimm, dass sie Angst vor der Angst entwickelt. Leni bemerkt, dass sie sich irgendwo verloren hat und allein nicht mehr zu sich finden kann. Sie fasst allen Mut zusammen und bittet um Hilfe. Nach wochenlangem Im-Dunkel-Stochern wird die Diagnose gestellt: Leni leidet an Depressionen. # Herzliche Charaktere Ich liebe die Freundschaft zwischen Emma und Leni. Klar, sie musste ein paar Dämpfer erfahren, aber sie ist so stark und herzlich und witzig. Emma hat sich so ein wenig als meine Lieblings-Sidekick in der Geschichte von „Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.“ entwickelt. Genauso mochte ich Anna und Phillip. Seltsamerweise auch Lisa aus der Klinik. Matti, der wenig später in die Geschichte einsteigt – und aus dessen Sicht ab und an geschrieben wird – ist ein besonderer Charakter. Anders als Leni – die sich von ihrer weiten Welt erdrückt fühlt – wird Matti von gar keiner Welt erdrückt, denn er verlässt quasi nie das Haus. Vielleicht war es Absicht, dass man ihn zwischenzeitlich am liebsten geohrfeigt hätte. Bis einem auffällt, dass es natürlich absolut Sinn macht, was er tut. Wobei, eher warum er bestimmte Dinge tut. Matti ist quasi das Gegenteil von Leni. Aber schließlich sagt man nicht umsonst, dass Gegensätze sich anziehen. In diesem Fall müssen beide lernen, die Krankheit des jeweils anderen zu verstehen und zu akzeptieren. Was indirekt auch den/die Leser*in einbezieht. Keine Panik, es wird kein kitschiger Liebesroman, versprochen. # Ehrlich und empathisch „Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.“ ist ein wahnsinnig ehrliches Buch. Das Vorwort ist quasi Programm. Es kommt kein mega schlimmer Plot-Twist, kein unnötiges Drama. Was in dieser Geschichte geschieht, ist durchweg ehrlich. Man spürt beim Lesen immer wieder, dass jemand entweder sehr gut recherchiert hat oder, so wie es im Nachwort und dem Klappentext erwähnt wird: Es kommt von persönlichen Erfahrungen der Autorin. Dadurch wird der Roman nicht nur ehrlich, sondern auch privat. Stellenweise habe ich mich selbst in Leni gesehen. Besonders der Kontrast der Charaktere Leni und Matti in „Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.“ ist bemerkenswert geschrieben und sehr einfühlsam. Die Tagebuch-Illustrationen, welche von Ava Reed persönlich kommen, sind wunderschön und haben Lenis Gefühlswelt vielmehr verdeutlicht. Während des Lesens hatte ich öfters selbst schlechte Tage und führte mein Tagebuch. An diesen Tagen war es schwerer das Buch in die Hand zu nehmen, aber wenn ich las, verstand ich vielmehr. Konnte besser mit Leni umgehen und besser mit mir selbst. Es hat mir geholfen. # Die verschiedenen Formen von Angst und Depression Was mir auch sehr gefallen hat, waren die Phasen von Leni. Jenen, in denen es ihr okay ging und jenen, in denen sie komplett die Kontrolle verloren hat. Sie waren sehr realistisch und nachfühlbar. Depression ist eben genau das. Sie kommt und geht; die Betroffenen kämpfen immer weiter. Während dieser Phasen von Leni wurden die verschiedenen Facetten der Krankheit aufgezeigt, aber auch die verschiedenen Formen von Angst. Man lernt als Außenstehender, dass es mehr als „die Depression“ oder „die Angst“ gibt. Es gibt viele Verschiedene, viele unterschiedliche Auslöser und unzählige Therapie-Ansätze. Da ich in meinem Umfeld mittlerweile sehr viele Menschen habe, die an unterschiedlichen psychischen Krankheiten leiden, las sich das Buch für mich sehr verständlich. Aber ich glaube auch, dass Menschen, die bisher nahezu keinen Kontakt mit Angst und Depression hatten, die Krankheit und ihre Auswüchse dadurch besser verstehen lernen. Vielleicht auch lernen, dass es okay ist, wenn man überfordert ist. Aber auch, dass sich die Betroffenen eben nicht „mal eben zusammenreißen können“; physische Krankheiten kann man schließlich auch nicht an der nächsten Ecke abstellen. # Absolute Empfehlung Daher hat dieses Buch auch so unglaublich viel Bedeutung für mich gewonnen. Während des Lesens habe ich auf Instagram der Autorin bereits für die Geschichte gedankt. Die Geschichte von „Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.“ ist wichtig. Sie ist ehrlich. Sie ist real. Sie ist laut, obwohl sie leise ist. Eine absolute Empfehlung. P.S.: Was den Trigger betrifft, sollte man darauf gefasst sein, dass es eine Stelle geben wird, in der Rasierklingen vorkommen. Nur als vorab Warnung. Ansonsten erklärt Ava Reed im Vorwort sehr viel zu dem Buch und man kann sich mental sehr einstellen.

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