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Schreibstil: Die Auffälligkeiten am Schreibstil sind tatsächlich etwas, was ich mir aufschreiben muss, um es nicht zu vergessen. Einfach, weil man sich meist an einen Schreibstil gewöhnt und einige Merkmale letztlich nicht mehr auffallend sind. Es gibt hier jetzt also einen Einstiegs- und einen Ausstiegseindruck:) Zuerst zu letzterem: Ich mochte den Schreibstil der Autorin echt gerne. Wie ich es schon aus „Never too Late“ kenne, schreibt die Autorin recht detailliert, aber auch frisch und direkt. Viele Sätze stehen nicht so da, wie man sie erwarten würde. Ich kann es nicht besser beschreiben. Aber vielleicht kennt ihr diese Geschichten, in die ihr reingezogen werdet, weil die Sätze ineinander- und dahinfließen, wie ihr es von zahlreichen anderen Geschichten gewöhnt seit. Morgane Moncomble schreibt nicht so. Mir persönlich gefällt dies total, weil es irgendwie aufregender ist. Weiter kann ich die Autorin auf jeden Fall im Hinblick auf das Niederschreiben von Emotionen loben. Es hat mir sehr gefallen, wie sie die Gefühle recht unterschwellig, aber dennoch anwesend beschreibt und dem Leser somit die Möglichkeit gibt, selbst ein wenig über die Charaktere nachzudenken. Zum Einstiegseindruck möchte ich aber auch gerne etwas sagen. Und zwar hatte ich am Anfang den Eindruck, als wäre der Fließtext ziemlich vollgepackt mit verschiedensten Informationen, die Logik erschien mir etwas verquer und die Szenenübergänge waren mir zunächst etwas zu schnell. Dies ist mir aber später nicht mehr negativ aufgefallen. Entweder, weil es nicht mehr Tatsache war oder es zu meinem positiven Eindruck beigetragen hat:) Kurzum: der Schreibstil war toll! Meine Meinung: Man lernt anfangs Azalée kennen und denkt ein wenig, man würde sie schon kennen. Hätte irgendwo schonmal die Geschichte einer solchen Person gelesen. Und vielleicht ist das auch der Fall. Azalée ist jedoch keineswegs eine klischeebesetzte Protagonistin. Sie vereint jede Menge Schmerz in sich, sie ist aber auch eine Alleinkämpferin, eine starke und mutige Frau und jemand, der unheimlich gerne an das Gute glauben möchte, aber nicht immer die Kraft dafür hat. Ich mochte ihre taffe Art sehr gerne, es wurde jedoch auch schnell klar, dass da noch viel mehr, vor allem Zerbrochenes in ihr schlummert. Nach außen hin lässt sie dies aber nicht durchblicken. Stattdessen lernen wir Leser von ihr unheimlich viel über Frauenrechte, Gleichberechtigung, faire Bedingungen und die Stärke, die in jeder Frau, oder wer sich diesem Geschlecht zuordnet, schlummert. Das Ganze hat die Autorin als einen Podcast gestaltet, der Azalées Kapitel vorangeht und den ich liebend gerne täglich hören würde. Azalée macht dort auf eigentlich ganz normale Dinge aufmerksam, die aber zeigen und aufmerksam darauf machten, dass Gleichberechtigung noch ein Prozess ist. Die Krönung dieses eingebauten Themas ist, dass es auch in der eigentlichen Geschichte seinen Platz findet. Azalée achtet auch im Alltag auf das, was sie in ihrem Podcast predigt. Dann kriegt Eden schonmal einen drauf oder klein Faith lernt, was Feminismus bedeutet^^ im Laufe der Geschichte entzieht sich Azalée mehr und mehr den Lesern und den anderen Protagonisten. Ihre Entwicklung kommt nicht aus dem Nirgendwo, ist bedingt durch die äußeren Umstände. Sie führt dazu, dass wir sie besser kennenlernen und ist gleichzeitig einzig logisch. So fand ich es gut gemacht und sehr sehr authentisch. Eden hat es auch nicht leicht, ist aber gleichzeitig vielleicht das passende Gegenteil zu Azalée. Die erste Szene, in denen die beiden aufeinander treffen, ist wirklich göttlich sage ich euch! Und so geht es dann auch irgendwie weiter. Eden ist direkt, selbstbewusst, sehr verantwortungsvoll und zudem aufmerksam, was Azalée zu Gute kommt. Ich fand es toll, wie er sie immer wieder herausgefordert hat, gleichzeitig aber auch immer für sie da war und die beiden nicht viele Worte brauchten, um sich zu verstehen. Dass er eine kleine Tochter hat, hat ihn irgendwie noch feiner gemacht. Er hat da etwas in seinem Leben, dass er beschützt und um das er kämpft und dennoch setzt er sich auch für Azalée ein. Auf jeden Fall ein Protagonist, der zum Book-Boyfriend taugt und der sich in diesem Buch sehr schön gemacht hat. Die Nebencharaktere in diesem Buch sind recht eng gefasst, denn sie alle nehmen einen relativ großen Teil der Geschichte ein. Ich fand es erst einmal cool, dass alle sehr verschieden waren, dass sie unterschiedliche Geschichten mit Azalée und Eden verbanden und dass sie auch immer mal die Geschichte beeinflussen, indem sie beispielsweise Fehler machen, dennoch aber alle guten Herzens sind. (Sieht man jetzt mal von dem „Bösen“ der Geschichte ab, den ich in diese Ausführungen nicht mit einbeziehe.) Eine besondere Rolle nimmt hier Azalées Ex-Freund ein, der ebenfalls nicht die Klischees bedient. Ich fand es toll, wie vernünftig die beiden noch miteinander reden und letztlich auch noch gefühlstechnisch verbunden sind. (Was eben so ist, wenn man mal mit jemandem zusammen war.) Er ist zudem ein zusätzlicher Faktor, der die Geschichte spannend macht. Zur Geschichte allgemein kann ich sagen, dass ich anfangs, vielleicht sogar bis zur Hälfte, das Gefühl hatte, es wird mehr und mehr aus einer Überraschungstüte gezogen. Es kam einfach so viel zusammen. Die Situation ist schon nicht die, die man erwarten würde, dann haben beide Protagonisten viele Geheimnisse und versteckte Gefühle und dann sind sogar noch die Nebenprotagonisten in alles verwickelt. Zum Glück beruhigt sich das aber wieder. Es machte bei mir den Eindruck, als müsste die Autorin erst einmal nach und nach alles auspacken, was sie gerne behandeln möchte und dann geht es erst so richtig los. Dreiviertel des Buches habe ich somit sehr sehr schnell gelesen. Die Beziehung zwischen Eden und Azalée ist aufregend, prickelnd und frisch, es gibt viele Momente zum schmunzeln, noch viel mehr Momente, in denen einen die Gefühle überwältigen und ich fand auch, dass es in einem guten Zeitrahmen voranging. Azalée braucht etwas länger als Eden, um völlig aufzutauen, aber sie hat eben auch Schwereres zu verarbeiten. Mich hat gefreut, dass jedes Detail verwendet und somit nichts auf der Strecke geblieben ist und ich war sehr verzaubert davon, wie Azalée, die eigentlich keine Kinder haben möchte, mit der kleinen Faith umgeht. Erst noch etwas unsicher und überfordert, letztlich aber super liebevoll. Generell hatte man bei den dreien einfach durchweg das Gefühl, dass da gerade etwas echt Gutes entsteht und zusammenwächst. Was die Geschichte aber gleichzeitig tragisch macht und ihr wohl das bisschen mehr gibt, was es zu einem sehr guten Buch macht, ist die Problematik, die Azalées Vergangenheit mit sich bringt. Ich darf hier einmal eine Triggerwarnung aussprechen! Ihr könnt euch also vielleicht ungefähr vorstellen, um was es hier geht. Aber das ist nicht alles. Azalée war jahrelang einer unheimlichen psychischen Belastung ausgesetzt, die beim Lesen wirklich ein beklemmendes Gefühl bei mir auslöste. Man muss an dieser Stelle einfach einmal sagen, dass es wirklich wirklich wirklich böse Menschen auf Erden gibt. Und damit meine ich hier nicht die offensichtlich „bösen“ Menschen, die vielleicht auch wissen, was sie tun, sondern vielmehr diejenigen, die nicht daran denken, was sie jemand anderem gerade mit ihren Aussagen und Taten antun. Der Handlungsverlauf kommt irgendwann an einen Punkt, an dem die Geschichte nicht mehr so zieht. Es plätschert ein wenig, wird vielleicht uninteressant. Erst war ich deshalb total irritiert, bis ich verstanden habe, was da gerade vor sich ging. Die Autorin hat es einfach gut verpackt und uns genauso ahnungslos dastehen lassen wie die anderen Protagonisten. Chapeau! Das Ende hat mir dann entsprechend sehr gut gefallen. Es ist eine sehr vielschichtige Auflösung, die der Geschichte absolut gerecht wird und mir als Leser definitiv alles geboten hat. Fazit: Lasst euch bei diesem Buch nicht von dem Klappentext verwirren. Erwartet nicht etwa eine klischeebehaftete Romanze, die ein paar tragische Momente zu ihrem Inhalt zählt, um der Geschichte Tiefe zu verleihen. Erwartet vielmehr eine vielschichtige Story, die sehr ernste Themen behandelt, eine gehörige Portion Mut und Disziplin vermittelt und von zwei Protagonisten erzählt, die authentisch in all diesem Wirrwarr stehen und die guten Seiten des Lebens zu schätzen wissen. Mit Witz, Charme und Einfühlungsvermögen und Ernsthaftigkeit hat Eden Azalées Herz erobert und so wird die Geschichte auch eures erobern! 5 von 5 Sterne von mir.