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Schattenwege

Posted on 21.11.2020

Mit "Eene Meene – Einer lebt, einer stirbt" schickte M. J. Arlidge eine ganz neue, besonders unorthodoxe Ermittlerin auf den Weg, um die Thriller-Welt ordentlich aufzumischen. Während der erste Band jedoch noch ziemlich wirr und unaufgeräumt daher kam, kann "Schwarzes Herz" mit ein wenig mehr Substanz aufwarten. Die Ermittlungsgeschichte ist dieses Mal weitaus durchdachter und springt nicht wild hin und her. Ganz davon abgesehen, dass die Hintergrundidee eine recht gesellschaftskritische ist, sind die Geschehnisse nachvollziehbar und spannungsgeladen. Auch die Charaktere bekommen hier die Chance, sich etwas mehr zu entfalten und eine engere Beziehung zum Leser aufzubauen. Vor allem D.I. Helen Grace schafft es in diesem zweiten Band, endlich einen richtigen Bezug zu sich herzustellen und dem Leser so das Gefühl zu vermitteln, quasi mit zum ermittelnden Team zu gehören. Dadurch fällt es leichter, sich in die Geschichte fallen zu lassen und gemeinsam mit der führenden Ermittlerin auf Spurensuche zu gehen. Arlidge spielt in Schwarzes Herz besonders mit menschlichen Fassaden, nicht nur in Bezug auf die Opfer des Serienkillers, sondern auch im Hinblick auf Helen Grace. Die Häppchen, die der Leser diesbezüglich bereits im ersten Teil der Reihe zugeworfen bekam, finden hier direkten Anschluss und bekommen ebenfalls mehr Tiefe. Der Leser erhält auf diese Weise auch Einblick in Helens Privatleben, was sie umso menschlicher und zugänglicher macht. Dass die Reihe um D.I. Helen Grace ein Erfolg werden kann, ließ sich nach "Eene Meene – Einer lebt, einer stirbt" bereits erahnen. Mit "Schwarzes Herz" stellt M. J. Arlidge unter Beweis, dass in seiner Ermittlerin definitiv noch mehr Potential steckt, als man auf den ersten Blick glauben mochte. Die Story ist rasant, aber nicht überhastet, die Charaktere greifbar, aber nicht entwicklungsuntauglich, die zwischenmenschlichen Probleme nachvollziehbar, aber nicht überzogen – man darf sich in jedem Fall auf weitere Gelegenheiten freuen, bei denen man Helen Grace begegnen wird. Ideen und Potential dürften mehr als reichlich vorhanden sein, denn allein die Ermittlerin könnte mit ihrer unorthodoxen, auf viel Gegenwind stoßenden Art ganze Bücher füllen. Es bleibt die Hoffnung, dass ihren Lesern diese besondere Person noch viele vergnügliche Lesestunden verschaffen wird. Bis jetzt stehen alle Zeichen auf Grün. Fazit: Mit "Schwarzes Herz" wird D.I. Helen Grace zu ihrem zweiten Fall geschickt. Im Vergleich zum Auftaktband der Reihe haben die Charaktere ein wenig an Substanz gewonnen und erreichen den Leser auf eine andere Weise. M. J. Arlidge ist mit seiner unorthodoxen Ermittlerin auf dem besten Weg, sich einen festen Platz in den Thriller-Regalen zu schreiben. Man darf gespannt bleiben, auf welche Abenteuer er seine alles andere als stereotypische Heldin noch schicken wird. Wertung: Vier von fünf Sternen Handlung: 3.5 / 5 Charaktere: 4 / 5 Lesespaß: 4 / 5 Preis/Leistung: 4 / 5

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