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Schattenwege

Posted on 21.11.2020

Ein Krimi, der an der schönen, aber rauen Küste Ostfrieslands spielt – für Fans von Lokalkrimis dürfte Edda Schuchardt kein unbekannter Name sein. Mit "Weil sie böse sind" legt sie ihren dritten Krimi um die Journalistin Jeanette Maros und ihre exzentrische Tante Betty vor. Da die einzelnen Titel ohne Probleme unabhängig voneinander gelesen werden können, ist es auch für Neueinsteiger ein Leichtes, in die Geschichte zu finden. Und die startet direkt mit einem schlimmen Unfall mit Fahrerflucht, zu dem die Autorin allerdings im weiteren Verlauf keinen Bezug herstellt – dadurch ist dem geübten Leser recht schnell klar, dass es sich um irgendeine Art von anonymem Rachezug handeln muss. Nur die konkrete Verbindung zeigt sich erst im weiteren Verlauf und wird tatsächlich erst ganz am Ende zu hundert Prozent ersichtlich. Allerdings hat sich die Autorin auch große Mühe gegeben, dem Leser mehr oder weniger unwichtige Dinge vor die Nase zu setzen. In den ersten neun oder zehn Kapiteln werden erst einmal sämtliche Charaktere vorgestellt, ohne dass man einen wirklichen Bezug herstellen kann. Auch die Sache mit der Fassadenschmiererei gehört in keiner Weise zu den Mordfällen und wirkt ein wenig wie ein zusätzliches Aufblasen der Geschichte, ohne tatsächlich damit zusammen zu hängen. Fast so, als hätte Edna Schuchardt eigentlich zwei Ideen für diesen Krimi gehabt, sich aber nicht für eine entscheiden konnte und daher beide gemixt hat. Auch scheint die Autorin zwischendurch die Lust am Schreiben ihrer eigenen Geschichte verloren zu haben. Gerade im letzten Drittel und vor allem zum Ende hin überschlagen sich auf einmal die Aktionen, ohne dass dabei ins Detail gegangen wird. Vor allem das Ende lässt den Leser äußerst unzufrieden zurück, denn die Mordserie wird zwar irgendwie aufgeklärt, doch man ist als Leser nicht dabei, sondern bekommt im Grunde nur einen Namen vorgesetzt. Den Rest muss man sich selbst zusammenspinnen. Der Versuch, auch noch eine spannende Liebesgeschichte gemäß Romeo-und-Julia-Schema in die Story einzuflechten, ist leider ebenfalls ordentlich in die Binsen gegangen. Dazu kommen ein paar grammatikalische und logische Fehler (zum Beispiel ist der Kuchen erst eine Pfirsich-, dann eine Erdbeer- und dann doch wieder eine Pfirsichtorte), die sich immer weiter häufen, sodass man sich am Ende zwar irgendwie – dank der Charaktere – einigermaßen unterhalten fühlte, "Weil sie böse sind" aber im Grunde nicht wirklich viel zu bieten hatte. Hängen geblieben ist nach der Lektüre jedenfalls nichts, obwohl die Autorin sich mit ihrer rasanten Erzählart, größtenteils ansprechenden Dialogen und humorvollen Charaktergestaltung durchaus einen großen Fankreis aufbauen könnte. Fazit: In "Weil sie böse sind" punktet Edna Schuchardt mit ihrem rasanten und humoristischen Schreibstil – und stellt sich gleichzeitig genau damit auch ein Bein. Denn gerade im letzten Drittel des Ostfrieslandkrimis und vor allem in Bezug auf die Auflösung des Falls hastet sie durch die Seiten, sodass der Leser letzten Endes zwar irgendwie weiß, was passiert ist, aber keineswegs befriedigt ist. Wirklich aufgeklärt wurde der Fall nämlich nicht, zumindest nicht mit dem Leser. Schade, denn auf diese Weise bleibt der dritte Band um Jeanette Maros nur ein netter Zeitvertreib für zwischendurch. Wertung: Drei von fünf Sternen Handlung: 3 / 5 Charaktere: 3.5 / 5 Lesespaß: 3.5 / 5 Preis/Leistung: 3 / 5

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