Lara B.
Das Cover ist mal wieder wirklich schön, wie bei fast allen LYX-Büchern. Keine Ahnung, was ich noch groß dazu sagen kann. Die Farben harmonieren toll miteinander und der Titel passt ebenfalls perfekt zur Geschichte. Nur ein bisschen Glitzer wäre schön gewesen, also quasi ein bisschen Struktur auf dem Cover. Von der Innengestaltung her kann ich auch nicht meckern. Die Kapitel sind nummeriert, haben aber gleichzeitig auch Überschriften, die das Ganze ein bisschen mysteriöser und geheimnisvoller wirken lassen. Da das Buch aus mehreren Sichtweisen geschrieben wurde, wäre es allerdings noch ganz schön gewesen, wenn die Namen der jeweiligen Erzählperspektive noch drübergestanden hätten. A. V. Geigers Schreibstil war wie auch im ersten Band „Follow me back“ schon sehr schlicht und einfach zu lesen. An den richtigen Stellen wurden Fachbegriffe verwendet, die verschiedenste psychische Erkrankungen erklärt haben. So wurde beispielsweise ständig von Agoraphobie, Priming und Projektion gesprochen – wer den ersten Band nicht gelesen hat, wäre mit diesen Wörtern gnadenlos überfordert gewesen. Die Vernehmungsprotokolle, die ungefähr jedes zweite Kapitel auftauchten, waren sachlich geschrieben und es wurden keine Gedanken der Protagonisten ersichtlich. Dadurch wurde Spannung aufgebaut – zum Glück, denn das war auch das einzige, was spannungsmäßig in der Geschichte passiert ist. Das Buch knüpft direkt an den Cliffhanger vom ersten Band an, der zugegeben recht fies war, aber auch nicht überrascht hat. Er wirkte auf mich schon vor zwei Monaten sehr gewollt. Dieses Gefühl hatte ich auch den ganzen zweiten Teil über. Die Story wirkte an den Haaren herbeigezogen und war in sich nicht sehr stimmig. Der Klappentext hat mich zunächst wirklich in die Irre geführt, denn schon im ersten Kapitel erfährt man, wo Eric Thorn sich aufhält. Das war eine Enttäuschung, weil ich eigentlich damit gerechnet hatte, dass man genau das erst im Laufe der Story herausfindet. Auch der Grund für sein angebliches Verschwinden wirkte auf mich einfach unrealistisch und nicht nachvollziehbar. Beide Protagonisten haben unglaublich naiv gehandelt und sich keine Gedanken darum gemacht, was ihre Entscheidungen für Folgen mit sich bringen könnten. Dann hat sich die Geschichte gefühlt unendlich in die Länge gezogen. Es ist nichts passiert, außer dass Erics und Tessas Romanze immer wieder am gleichen Punkt zum Stillstehen kam. Am meisten gestört hat mich jedoch der Umgang mit Tessas psychischen Erkrankungen. Im ersten Band wurde ganz gut mit ihrer Agoraphobie umgegangen, doch hier wirkt es, als wäre diese nur ein Hirngespinst und nichts Ernstes. Sie wird als unwichtig abgetan und verharmlost dargestellt. Auch wundert es mich sehr, dass Tessa ihre Agoraphobie auf einmal komplett überwunden hat. Die Heilung von psychischen Krankheiten erfolgt langsam und nicht von heute auf morgen, was in dem Buch ganz falsch dargstellt wurde. Am Ende nahm die Geschichte dann noch mal ein bisschen an Fahrt auf. Allerdings gab es dann auch immer wieder Hinweise darauf, wer der Bösewicht ist, die so offensichtlich waren, dass mich die Auflösung am Ende nicht mehr überraschen konnte. Zwar ist mir klar, dass die Autorin eigentlich beabsichtigt hatte, den Spieß einmal komplett umzudrehen, aber genau das war es, das nicht hätte passieren dürfen. Die letzten dreißig Seiten waren dann auch nur noch dazu da, dass die Leser wussten, was später mit Eric und Tessa passiert. Also war auch das ziemlich langweilig und nicht relevant für die Geschichte – da hätte man einiges kürzerfassen können, zumal sich Erics Gedanken durchgängig wiederholt haben und er keine neuen Erkenntnisse gewonnen hat. In „Tell me no lies“ ist Tessa ein ganzes Stück über sich hinaus gewachsen. Sie hat einiges dazugelernt und gewöhnt sich schnell an die neue Situation, in die sie hereingeworfen wird. Leider aber auch zu schnell in Anbetracht ihrer Angststörungen und ihrer Paranoia. Ihre Handlungen wirken sehr unbedacht und sie reagiert unglaublich naiv. Ständig regt sie sich darüber auf, dass die ganze Welt sie wie eine Mörderin sieht, obwohl es doch ihre Idee war, Erics Tod vorzutäuschen und mit ihm durchzubrennen. Auch Eric ist mir hier unsympathischer. Zwar wird langsam deutlich, dass auch an ihm nicht alles spurlos vorbeigeht, aber erst gegen Ende hin. Er ist noch naiver als Tessa und nicht mehr die Person, die ich im ersten Band so gemocht habe. Im Grunde genommen ist alles Schlimme, was im zweiten Teil passiert, nur seine Schuld, weil er so ein eingeschränktes Denkvermögen hat. Sorry für die Ausdrucksweise, anders kann und will ich es nicht beschreiben.