bookish.yvonne
[TW: häusliche Gewalt] “You Are (Not) Safe Here” von Kyrie McCauley beschreibt eindrücklich, wie es ist in einem Zuhause aufzuwachsen, in dem man sich nicht mehr sicher fühlt. Es ist eine wichtige Thematik, die normalerweise nicht in Jugendbüchern so vorzufinden ist. In diesem Buch verarbeitet McCauley ihre eigene Erfahrung mit häuslicher Gewalt, was das Ganze nochmal beklemmender wirken lässt. Die 17-jährige Leighton und ihre beiden jüngeren Schwestern leben in Auburn, eine Kleinstadt, die nach und nach von Tausenden Krähen belagert wird. Allerdings empfinden sie die Tiere nicht als Bedrohung, denn die ist Zuhause. Ihr Vater hat immer häufiger Wutausbrüche, doch die Mutter weigert sich ihn zu verlassen. Schließlich tut es ihm jedes Mal Leid und er entschuldigt sich. Leighton würde am liebsten die Stadt verlassen und alles hinter sich lassen, aber was wird dann aus ihren Schwestern? Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und flüßig zu lesen, wenn es einen nicht stört, dass häufig Pronomen am Satzanfang vorkommen. Anfangs dachte ich, dass es evtl. an der Übersetzung liegen könnte, aber in der englischen Leseprobe habe ich gesehen, dass es im Original auch so ist. Was aber definitiv an der Übersetzung liegt: Umgangssprache, fehlende Apostrophe und gelegentlich falsch konjugierte Wörter (“Ich zittre.” anstatt “Ich zittere.”). Deshalb empfehle ich allen, die sich für das Buch interessieren und kein Problem damit haben Bücher auf Englisch zu lesen, holt euch lieber die Originalausgabe. Alle, die dieses Thema nicht triggert, sollten das Buch lesen, denn es zeigt unglaublich gut, dass häusliche Gewalt nicht unbedingt sofort zu erkennen ist. Die Familie wird nicht sofort zusammengeschlagen, nein, anfangs war er ein toller Vater! Nur nach und nach hat er sich verändert und man findet immer wieder Ausreden. Wie, er hatte Stress bei der Arbeit und musste Dampf ablassen und hat deshalb so herumgeschrien. Außerdem hat McCauley auch surreale Elemente mit eingebaut, so repariert sich das Haus quasi von alleine. Wenn ein Riss in der Wand durch seine Fast entstand, ist dieser am nächsten Tag plötzlich nicht mehr da. Als würde das Haus ihn schützen wollen. Während dem Lesen habe ich Leightons Angst und Panik regelrecht gespürt und mit ihr gefühlt. Dabei kann ich nicht einmal ansatzweise erahnen, wie so etwas für einen sein muss. Allerdings beinhaltete mir das Ende doch zu viele surreale Elemente. Neben dieser wichtigen Thematik wird auch Rassismus gegenüber Schwarzen angesprochen, wir haben auch PoC Charaktere, die nicht nur als Token fungieren und nicht stereotypisiert werden! Großes Lob an dieser Stelle. Hinzu kommt, dass auch veraltetes Denken kritisiert wird, wie dass Frauen ihre Männer unterstützen und alles still und leise hinnehmen sollten. Häusliche Gewalt ist ein ernst zunehmendes Thema und ich denke, dass dieses Buch insbesondere Jugendlichen helfen kann. An dieser Stelle möchte ich einige wichtige Nummern nennen: Telefonseelsorge: 0800 111 0111 und 0800 111 0222 Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen": 08000 116 016 https://www.hilfetelefon.de/ Hilfetelefon “Gewalt gegen Männer”: 0800 123 9900 https://www.maennerhilfetelefon.de/ Kinder können sich auch bei Jugendämtern anonym beraten lassen. In bedrohlichen Situationen gilt: Sofort den Notruf der Polizei 110 wählen. Dabei muss es noch nicht zu körperlicher Gewalt gekommen sein. Es reicht, dass die Situation als bedrohlich empfunden wird.