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Natalie

Posted on 18.11.2020

Vorgeschichte: Morgane Moncomble hat sich mit „Never Too Late“ und „Never Too Close“ heimlich und leise in mein Herz geschlichen. Mittlerweile zählt sie zu meinen Lieblingsautorinnen, da mir ihre Bücher einfach etwas geben. Sie bringen mein Herz zum Beben, sie lassen mich grinsen. Wenn ich ihre Bücher lese, dann fühle ich einfach. Mit meinem ganzen Körper. Deswegen war ich auch so unglaublich neugierig, auf dieses neue Buch von ihr. Doch endlich ist es erschienen und es ist so wunderschön. Dieses Cover? Entschuldigung, aber das sollte verboten sein. Aber konnte mich diese Story überzeugen? Darum geht‘s: Nach dem Tod ihrer Mutter, kehrt Azalee das erste Mal seit 4 Jahren in ihre Heimatstadt zurück. Eigentlich hatte sie ihre Vergangenheit längst hinter sich gelassen, doch kaum angekommen holen sie die schrecklichen Erinnerungen wieder ein. Doch nicht nur das: neben ihrem Elternhaus wohnt ein neuer Nachbar. Eden Weiss. Er wirkt geheimnisvoll, aber zieht sie auch irgendwie magisch an. Die beiden lernen sich kennen, kommen sich immer näher und Azalee erkennt, dass sie noch lange nicht ihre Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Gleich zu Anfang – noch bevor die Geschichte anfängt – erhält man als Leser*in eine „Anmerkung der Autorin“. Fett gedruckt darunter: „Triggerwarnung“. Im New Adult Genre gibt es definitiv viele Bücher die ernste Themen behandeln (wie beispielsweise Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Depressionen, Essstörungen, etc.), dennoch kommt es viel zu selten bis nie vor, dass solche Bücher eine Triggerwarnung (gleich am Anfang) enthalten. Was ich unglaublich schade finde. Ungenutztes Potenzial. Umso mehr freut es mich, dass immer mehr daran „gedacht wird.“ Hier werden nicht nur die Elemente genannt die triggern können, nein, Morgange Moncomble fügt auch noch ihren eigenen Ton dazu, was mich wirklich beeindruckt hat. In ihrer Anmerkung weist sie darauf hin, dass das Leben nicht nur aus Schokolade und Sonnenschein besteht, sondern auch aus Regentagen, Gewitterwolken. Dem Düsteren, dem Unschönen, dem Ungefilterten. Und das ist sowas von wahr. Sie macht bereits auf Seite 9 ihres 461 Seiten Romans darauf aufmerksam, dass sie lieber über diese Dinge spricht anstatt einen einfachen Liebesroman zu schreiben. Und das macht sie zu einer meiner Lieblingsautorinnen. Also, vor dem Prolog findet man bereits die Triggerwarnung mit persönlichen Worten der Autorin und am Ende des Buches – haltet euch fest – sind mehrere Seiten mit Kontaktdaten von bestimmten Anlaufstellen für Seelsorge, Missbrauch, Mobbing etc. aufgelistet. I‘m sorry? Bitte nennt mir ein weiteres NA Buch, wo ihr sowas findet, welches (!!) die gleichen/ähnliche Themen behandelt. Ich war absolut begeistert. Potenzial ausgenutzt! Azalee ist und war kein einfacher Charakter, aber ich konnte sie gut nachvollziehen. Sie ist messy. Sie ist ein Chaot, genau wie ich. Sie hat ihre Schwächen, ihre Fehler, dessen sie sich auch bewusst ist. Aber sie ist auch eine Kämpferin, jemand der nicht aufgibt und immer weiter macht. Aber auch jemand, der viel zu sehr über die eigenen Grenzen hinausgeht. Jemand, der noch viel zu lernen hat. Genau wie wir alle, denn man lernt nie aus. Azalee kämpft mit ihren eigenen Dämonen, frisst Sorgen und unausgesprochenen Gedanken in sich hinein. Sie hat es nicht gelernt, über ihrer „Probleme“ zu sprechen. Doch über das was sie erlebt hat, einfach mal so zu reden ist nur in seltenen Fällen möglich. Leider wurde sie Opfer eines schrecklichen Geschehens: missbraucht von ihrem Stiefvater. Dies am eigenen Körper zu erfahren, ist eine der schlimmsten Dinge, die es auf dieser Welt nur gibt. Und als betroffene Person ist es nicht so einfach, einfach mal den Mund aufzumachen und zu erzählen was passiert ist. Manchmal behalten es Mneschen jahrelang für sich, manchmal schafft es ein Mensch in seinem gesamten Leben nicht darüber zu sprechen. Sich zu öffnen. Der brutalen Realität und um im gleichen Atemzug um Hilfe zu bitten. Umso schöner finde ich es, dass die Autorin Azalee jemanden gegeben hat, der sie auffordert zu reden. Der ihr zeigt, dass es hilft über seine dunkelsten Ängste zu reden. Das Kommunikation wichtig ist. Besonders wenn man jemanden kennenlernt und sich ineinander verliebt. Ofeene und ehrliche Kommunkation ist in jeder Hinsicht wichtig: in der eigenen Familie, unter Freunden, unter Kollegen, zwischen Chef und Angestellter. Und genau stellt Eden Weiss dar. Eden Weiss ist ein wundervoller Charakter. Zwar habe ich es nicht für nötig gehalten seiner Person eine Vaterrolle hinzuzufügen, weil die Geschichte auch ohne diese Side-Story ausgekommen wäre. Dennoch ist er ein verdammt guter Kerl, der Azalee versucht zu helfen. Er bringt sie weiter. Er steht ihr nicht im Weg und es gibt nicht dieses typische 08/15 Drama. Er zeigt Azalee, dass es gut tut sich zu öffnen. Das es wichtig ist auch die Schattenseiten von jemandem kennenzulernen. Eden reicht Azalee zu jeder Zeit die Hand, ist der Fels in der Brandung für sie. Für mich war ein sehr reifer, erwachsener und sympathischer Charakter. Vom ersten Moment an versprüht er eine Wärme und verleiht dem Buch einen so wichtigen Charakter. Ich bin wirklich froh, dass Azalee Eden gefunden hat, oder Eden Azalee. In meinen Augen ist Eden der Deckel für Azelee‘s Topf. Meine Meinung: Auch wenn ich mit den Charakteren gut klarkam, so hatte ich doch einige Schwierigkeiten mit der Gesamtstory. Es gab einige Aspekte, einige Erlebnisse die mir nicht gut gefallen haben. Die meiner Meinung nach, irgendwie nicht richtig behandelt worden sind. Für mich hat es einfach nicht zusammen gepasst: dieses immer noch nicht verarbeitete Ereignis ihres Missbrauchs, aber die diversen Sexszenen. Für mich war das einfach ein Dorn im Auge. Es hat sich nicht richtig angefühlt. Man hat gemerkt, wie sehr Azalee darunter leidet, wie es überhaupt nicht verarbeitet hat und dringend Hilfe braucht. Das sie sich dennoch auf einen fremden Mann einlässt und sie total erotische Dinge im Schlafzimemr machen… ich hatte ein komisches Gefühl und konnte es nicht abkaufen. Zwar hat Morgane Moncomble ein Symbol für ihren seelischen „Schaden“ eingefügt: dass Azalee keine Orgasmen hatte, dennoch blieb mein unwohles Gefühl bestehen. Einige weitere Dinge haben mich auch verwirrt und ahnungslos zurückgelassen: der Grund für ihre Rückkehr in ihre Heimatstadt ist der Tod ihrer Mutter. Im gesamten Buch erfährt man über ihre Familie rein gar nichts. Was ist mit ihrem leiblichen Vater? Keine einzige kurze Information. Das einzige was mir gegeben wurde: ihre Mutter ist gestorben, ihr Stiefvater hat sie vergewaltigt, ihrer Mutter wusste nichts davon. Und das war‘s. Für mich als Leserin waren da so viele Fragen offen. Mir haben da einige Antworten gefehlt. Einfach ein paar Informationen für die Geschichte. Leider muss ich auch sagen, dass ich mit ihrer Clique nicht warm geworden bin. Mit Josh, Andrew, Alyssa usw. Sie kamen sehr häufig vor, aber sie waren wirklich sehr unsympathische Menschen für mich. Sie wirkten kühl, unnahbar und ein wenig toxisch für Azalee auf mich. Ich habe mich bei Konversationen mit diesen Charakteren einfach nicht wohl gefühlt. Fazit: Ich habe noch einige andere Dinge, die für mich nicht ganz reingepasst haben, wie zum Beispiel die ganze Thematik zum Azalee‘s Selbstmordversuch. Da ich aber kein Experte bzw. keine gelernte und ausgebildete Fachkraft auf diesem Gebiet bin, halte ich mich mit meiner Meinung zu diesem Thema zurück. Das Buch behandelt viele wichtige und ernste Themen, die nicht einfach zu behandeln sind. Ich denke, dass es nicht möglich ist einen perfekten Roman zu schreiben, der solche Themen behandelt. Es wird immer Dinge gebene, mit denen man nicht übereinstimmt, einfach aus persönlichen Gründen. Dennoch finde ich es großartig, dass Morgane Moncomble dieses Buch geschrieben hat und auf diverse Themen wie Depression, Therapie, Kommunkation, Suizid, Body Shaming und sexueller Missbrauch aufmerksam macht. Ich schätze die Anmerkung am Anfang des Buches sehr sowie die Kontaktdaten für einzelne Anlaufstellen. Es war kein einfches Buch. Besonders die letzten Seiten haben mir zu schaffen gemacht. Das Ende war nicht leicht zu verdauen. Aber es ist ein Buch, das Diskussionen auslöst und zum Nachdenken anregt. Und trotz allem enthält es einige schöne Momente und Phrasen, die im Kopf hängen bleiben und mich zum Lächeln gebracht haben. Mit einigen Dingen habe ich gerechnet, andere Szenen haben mich überrascht und den ein oder anderen Plottwist habe ich auch nicht vorhersehen können. Morgane Moncombles hat ein kompliziertes, hartes, ehrliches und wahres Buch geschrieben. Von mir bekommt das Buch 3,5 von Sterne.

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