Natalie
Vorgeschichte: Im Jahre 2019 entdeckte die liebe Natalie vom Blog @zeilen_zauber die „Throne of Glass“ Bücher von einer unbekannten Autorin: Sarah J. Maas. Nein halt, sie hatte bereits 2 Bücher von ihr gelesen: „Das Reich der sieben Höfe“ Band 1 und 2. Nun denn, wagte sie sich auf in ein neues Abenteuer und ging gemeinsam auf Reisen mit Celaena Sardothien. Nie im Leben hätte sie gedacht, würde diese Reihe sie so fesseln, so verzaubern, nachts wachhalten, übermüdet zur Arbeit schicken und sie so begeistern. Nach dem letzten Band gab es ein riesiges Bookhangover. Was nun, dachte sich Natalie? Doch dann kam der März 2020 und somit ein neues Buch ihrer neuen Lieblingsautorin Sarah J. Maas. „Crescent City“ hieß das neue Buch und gemeinsam mit ihrem Freund Kili, den sie über Bookstagram kennengelernt hatte, beschlossen die beiden für einen einzigen Tag nach London zu fliegen, zu einer einmaligen Lesung des neuen Buches von Sarah J. Maas. Lange Rede, kurzer Sinn: 2020 happenend und somit keine Lesung. Die Trauer war groß und das Warten auf die deutsche Übersetzung viel zu lang. Doch die Zeit ging vorbei und schon bald kam der 18. September 2020 mit einer wunderschönen Bloggerbox und einem 920 Seiten Buch ihrer Lieblingsautorin. Und so begann eine neue Reise… Darum geht’s: Magie, Musik – und tödliche Gefahren: Die junge Bryce Quinlan, Halb-Fae und Halb-Mensch, genießt jedes Vergnügen, das Crescent Citys Nächte zu bieten haben. Doch dann wird ihre beste Freundin Danika von einem Dämon brutal ermordet – und für Bryce bricht die ganze Welt zusammen. Als der Dämon zwei Jahre später erneut zuschlägt, wird Bryce gegen ihren Willen in die Ermittlungen hineingezogen und muss mit Hunt Athalar zusammenarbeiten. Einem Engel, der als gewissenloser Auftragsmörder berüchtigt ist, – und mit dem sich Bryce auf ein Spiel mit dem Feuer einlässt. Während die beiden der Spur des Dämons tief in die Unterwelt der Stadt folgen, entdecken sie eine bösartige Macht, die ganz Crescent City in Schutt und Asche legen könnte … Meine Meinung: Als Leser wird man direkt in die Geschichte hineingeworfen. Beginnend mit einer etwas unstrukturierten, komplexen Welt lernen wir Bryce Quinlan, unsere Hauptprotagonistin, kennen. Bryce ist ein Mischling – Halb-Mensch, Halb-Fae und wird von allen in Crescent City als das Partygirl Nr. 1 bezeichnet. Sie liebt es auf Partys zu gehen, besonders in den Club „White Raven“. Doch Bryce ist selten allein. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Danika erleben sie wilde Nächte, sagen nur selten nein zu Drogen und leben das Leben. Während Bryce tagsüber für eine Magierin arbeitet, lässt sie nachts ihr inneres Partygirl raus und geht des Öfteren auf Dates, mit irgendwelchen Typen, die sie in einem Club oder Bar aufgegabelt hat. Die ersten Seiten, die Vorstellung der Charaktere und der Weltenaufbau waren für mich recht kompliziert dargestellt. Zwar enthält das Buch eine anschauliche Karte über Crescent City, dennoch habe ich es bis zum Ende des Buches nicht geschafft, mir diese Stadt einmal bildlich vorzustellen. Einfach aus dem Grund, weil es viel größer und magischer beschrieben wurde, als für die Geschichte möglich. Crescent City ist eine äußerst sehenswürdige, verzaubernde und anmutige Stadt, voll neuester Technologien. Eine Stadt die funkelt, in der man es sich gut gehen lassen und die Zeit vergessen kann. Dennoch war es oft zu komplex und unübersichtlich beschrieben, besonders in härteren Kampfszenen. Für mich gibt es kein klares Bild wie Crescent City aussieht oder diese Stadt sich anfühlt, es ist ein heikles Durcheinander. Bryce. Das gesamte Hauptaugenmerk des Buches liegt auf ihr. Ich muss leider zugeben, dass ich nicht zu 100% mit ihr warm geworden bin. Ich habe das Gefühl sie kennengelernt zu haben, aber mir hat die Tiefe gefehlt. Das gewisse Etwas, dass mir gezeigt hat „Ich kann mich mit ihr identifzieren, ich weiß wie sie sich fühlt.“ Und es kam auch nicht überraschend, dass Sarah J. Maas ihrem weiblichen Hauptcharakter die üblichen Charaktereigenschaften verliehen hat: schicksalhafte Vergangenheit/Kindheit, sexuell aktiv aber will sich nicht binden, ein Geheimnis welches mit einer Erbschaft von irgendwas zusammenhängt – insgeheim sind alle ihre weiblichen Hauptprotagonisten immer Thronerben, magische Fähigkeiten, Kontakt zum Übernatürlichen. Für mich gab es hier einige Überschnitte zur Throne of Glass Welt, die mir eher weniger gut gefallen haben. Manchmal hatte ich einfach den Gedanken „Also Bryce ist eigentlich wie Celaena Sardothien nur in einer anderen Welt?“. Wieso ich diesen Gedanken hatte? Weil sie genau wie Celaena mit einem männlichen Protagonisten, die sich anfangs beide nicht ausstehen können irgendwann doch eine Liebesbeziehung eingeht und dann füreinander sterben würden, und weil sie auf einmal magische Fähigkeiten und größere Kräfte hat, von denen niemand etwas wusste, sie aber auf Leben und Tod dann zum Vorschein kommen und ihr schlussendlich das Leben retten. Hunt konnte mich leider auch nicht überzeugen. Für mich war er ein ganz normaler Typ, der einfach da war. Muss aber gestehen, dass er für mich nicht sonderlich viel zum Geschehen beigetragen hat, außer dass er der Love Interest für Bryce schlussendlich ist. Natürlich hat er ebenfalls ein wichtiges Dasein und ich kann mir gut vorstellen, dass er in den Folgebänden eine interessantere Rolle spielen wird. Mit Sicherheit gibt es vieles, was wir noch über ihn erfahren werden, dies aber erst aufgedeckt werden muss. Dennoch gab es für mich auch hier wieder einige große Überschnitte zum ToG-Universum. Genau wie Rowan wirkte Hunt in meinen Augen wie ein Krieger, mit grauenvoller Vergangenheit, der seinem Oberhaupt dienen muss und immer noch darunter leidet. So wie Rowan unter Maeve gelitten hat, bis er schließlich Celaena gefunden und sich in sie verliebt hat, so ging es Hunt nun auch. Ich verstehe, dass das einfach Sarah J. Maas Art ist. Es ist großartig, dass sie ihre weiblichen Protagonisten immer als starke Frauen darstellt, die für sich selber und das Gute kämpfen. Dennoch war es für mich einfach zu sehr „Ich habe das Gefühl, diese Geschichte schon mal gelesen zu haben, bloß mit anderen Charakteren und in einer anderen Welt.“. Als großer Fan der ToG-Reihe war das ein Problem für mich, sodass ich auch schnell einige Charaktere durchgeschaut. Von Anfang an, als ich Micah kennengelernt habe, hatte ich die Theorie, dass mit ihm was nicht stimmt und er als der Böse enttarnt wird. So war es für mich keine Überraschung, dass ich mit meiner Vermutung Recht behielt. Des Weiteren muss ich auch noch hinzufügen, dass ich an einem bestimmten Punkt das Gefühl hatte einen Krimi/Thriller zu lesen, weil es so oft um die verschiedenen Morde ging. Bryce und Hunt wirkten auf mich wie zwei kleine Detektive, die die besagten Morde auflösen wollten, auf den Spuren des Täters, was mir das Gefühl gegeben hat ein Buch von „Die 3 ???“ zu lesen. Es gab einfach keinen Spannungsfaktor für mich in diesem Buch. Vieles war zu offensichtlich, zu greifbar, zu durchschauend. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich bei diesem Buch sagen würde „Das ist so typisch Sarah J. Maas“, aber genauso war es eben. Der Weltenaufbau war viel zu groß und unübersichtlich. Dieses Crossover von neuester Technologien und Fae-Wesen hat mir auch überhaupt nicht zugesagt. Bis ich dann gemerkt habe, dass es sich hier um ein Urban-Fantasy-Buch handelt. Dennoch kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum man in einer Welt mit Fabelwesen und Engeln, die fliegen können, Hubschrauber einbauen sollte? Falls mal ein Flügel kaputt ist, nehmen wir den Hubschrauber oder was? I don’t know. Für manche mag es wahrscheinlich ein absolutes Highlight sein, meins war es nicht. Ich konnte mit den ganzen Technologien und Wölfen, die abends auf der Couch Pizza essen und Fernseh schauen, nichts anfangen. Persönlich würde ich sagen, dieses Buch kommt im Jugendbuchgenre mit Sicherheit echt gut an. Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass dieses Buch sich an ein erwachseneres Publikum richtet. Dafür war es einfach zu kindisch gehalten, zu einfach, zu durchschaubar. Allerdings muss ich sagen, dass ich es trotzdem auch nicht im Jugendbuchgenre sehe, was mit den ganzen Schimpfwörtern und intimen Szenen zusammenhängt. Das Sarah J. Maas nicht vor einer guten Sexszene Halt macht, ist Fans der Autorin bewusst, dennoch war es selbst mir persönlich in diesem Buch zu vulgär und fast schon pornografisch. Nicht allzu selten musste ich die Gedanken einer sich nach Sex sehnenden Bryce lesen und weiß nach diesem Buch auch ganz genau, wo sie ihre Sexspielzeuge aufbewahrt. Hurra. Dann können wir ja alle beruhigt schlafen gehen. Mein letzter Kritikpunkt, der mich wahrscheinlich am meisten aufregt ist: es gibt kein verdammtes Glossar. Und ich habe noch nie so dringend ein Glossar, eine Charakterübersicht, irgendwas in dieser Art benötigt, wie in diesem Buch. Alles schreit förmlich danach. Es sind zu viele neue Charaktere, zu viele unterschiedlichen Regentschaften, zu viele verschiedene Regionen, Familien, Welten. Ich hatte das Gefühl, dass ich teilweise Kapitel zwar auf deutsch gelesen habe, aber durch die ausgedachten Wörter von Sarah J. Maas fühlte es sich an eine Fremdsprache in meiner Muttersprache zu lesen. Wesen, Reiche, Dinge, Städte – alles. Es gibt für alles ein Wort, bloß die Bedeutung dahinter ist nicht immer klar. Vieles wurde in den ersten 50-60 Seiten erklärt, in 1-2 Sätzen, aber das war’s. Entweder man versteht es, oder nicht. Warum baut man für diese komplexe Welt, mit völlig neuen Wörtern kein Glossar ein, sodass man als Leser die Möglichkeit hat, zum Glossar zu gehen, sich das Wort rauszusuchen, nachzulesen was es bedeutet und den Sinn dahinter zu verstehen? Nein. Diese Möglichkeit wird dem Leser hier nicht geboten, was ich unglaublich schade finde und dem Buch deutlich von Nutzem gewesen wäre. Ich hätte es selber nicht gedacht, aber dieses Buch konnte mich nicht überzeugen. Es ist mein erstes Sarah J. Maas Buch, was ich nach Seite 300 abbrechen und aufgeben wollte. Meine vielen Theorien und Vorahnungen, die sich zu 99% bewahrheitet haben, das Durcheinander des gesamten Weltnaufbaus und das Fehlen eines nützlichen Glossars, haben mir mehr kaputt gemacht, als nötig gewesen wäre. Ich glaube, ich hätte mir gewünscht, dass sie ihrem High Fantasy Genre treu bleibt, dass das Buch um 200 Seiten gekürzt worden wäre, da mir einige Kapital absolut gar nichts gegeben haben. Mir hat die Verbindung gefehlt – zu den Charakteren, zu dieser neuen Welt, zur Geschichte. Die Idee an sich ist genial und ich finde trotz allem, dass Sarah J. Maas ein unglaubliches Buch geschrieben hat, welches mit Sicherheit vielen Leuten gefallen wird. Mich persönlich konnte es nicht erreichen, ich werde aber weiterlesen und warte gespannt auf den 2. Band, denn hey, vielleicht gibt es eine Steigerung, eine unerwartete Wendung? Ich gebe diesem Buch 3 von 5 Sternen.