miss_pageturner
Ich weiß noch, als das Buch erschien, war es überall zu sehen und zog einen richtigen kleinen Hype nach sich. Gelesen habe ich die Rezensionen damals nicht, konnte also ganz unbefangen in Orïsha eintauchen Black Lives Matter Das Buch ist zwei Jahre alt und traurigerweise aktueller denn je. Es handelt von einer Schwarzen Bevölkerung, die von einer Minderheit unterdrückt, versklavt und auch gezielt ermordet wird. Es geht um die Benachteiligung und Unterdrückung von Schwarzen, was heutzutage vielerorts (auch in Deutschland und nicht nur den USA!) leider immer noch Alltag ist. Die Autorin setzt diese schwerwiegenden Themen in einen Fantasyrahmen. Die Magie und Kultur in Orïsha sind dabei von der westafrikanischen Kultur inspiriert. Der Autorin gelingt es ganz wunderbar dem Leser diese Welt zu eröffnen und ihr Magiesystem ist ebenfalls anschaulich und interessant geschildert. Das war ein Punkt, der mir gut gefallen hat. Was man in dem Buch deutlich spürt ist, wie sehr der Autorin das Thema Rassismus bez. Antirassismus am Herzen liegt, dazu braucht man nicht erst das Nachwort lesen. Und es war ihr offenbar wichtig, dass alle Personen PoC sind. Das ist prinzipiell sehr lobenswert, in der Praxis jedoch schafft es die Autorin nicht, das Wort Haut zu benutzen, ohne auf deren Farbe hinzuweisen. Jedes Mal, wenn die Sprache auf die Haut kommt, und sei es nur ein ganz banaler Satz, z.B. weil die Protagonistin ein Schauer auf ihrer Haut spürt, muss die Autorin betonen um welche Hautfarbe es sich handelt. Ja, die Leute sind PoC, danke ich hab das verstanden, dazu muss es nicht auf jeder zweiten Seite nochmals genannt werden. Wenn man etwas so exzessiv betont, stellt man es als eher als eine Abnormalität, als eine Absonderlichkeit dar, also genau so, wie Schwarze eben nicht wahrgenommen werden sollen. Das war sicher nicht die Intention der Autorin, aber diese Wirkung erzielt man damit. Mal ganz davon abgesehen, dass die ewigen Wiederholungen furchtbar ermüdend für den Leser sind. Durchschnittlich und vorhersehbar Doch so sehr es zu loben ist ein Buch mit ausschließlich PoC zu schreiben, Diversität allein macht leider noch kein gutes Buch. Denn von diesem Aspekt abgesehen ist Children of Boens ein doch sehr durchschnittliches Jugendbuch. Die Charakterzeichnung ist sehr stereotyp. Wir haben die unfreiwillige Weltretterin mit der traumatischen Vergangenheit, den großen Bruder, die Rebellin und den hin und her gerissenen Sohn des bösen Herrschers. All diese Figuren haben eine bestimmte Rolle, die man schon tausendmal so angetroffen hat und brechen aus diesen Rollen auch nicht aus. Man kann bei jedem einzelnen der vier sagen, in welche Richtung er oder sie sich entwickeln werden. Es ist ein breit ausgetretener Pfad, denn schon unzählige Jugendbuchcharaktere ebenfalls gegangen sind. Nun muss natürlich nicht jeder Jugendbuchautor/in das Rad neu erfinden. Sind bekannte Elemente interessant und individuell verknüpft, kann trotzdem ein klasse Buch daraus entstehen. Leider ist die Handlung von Children of Blood and Bones ebenso ausgelutscht, wie die Charaktere. Mädchen hat eine schlimme Vergangenheit und ist insgeheim die Einzige, die die Welt retten kann und ein böser König muss mal wieder gestürzt werden. Dabei lässt die Autorin ihre Charaktere die üblichen Stationen abklappern: Den Weisen Mentor, der ihnen sagt, was sie tun sollen, den geheimen Widerstand und die Rettungsaktion eines gefangenen Gruppenmitglieds. Die Handlung war zu jedem Zeitpunkt vorhersehbar. So sehr die Autorin Kreativität in ihrem Weltentwurf beweist, so absolut trivial ist leider ihre Handlung. Schade. Fazit: Auch wenn die Darstellung der People of Color in diesem Buch sehr gelungen ist, reicht Diversität allein nun mal nicht aus, um ein Buch spannend zu machen. Wo auf der einen Seite das Worldbuilding glänzt, ist leider auf der anderen Seite die Handlung oft eintönig und vorhersehbar und die Charaktere typische Genreklischees. Auch die Liebesstory hätte so echt nicht sein müssen. Schade, hier wurde viel Potenzial verspielt. Wer noch kaum YA-Fantasy gelesen hat, dem wird es sicher gefallen, für alle Anderen ist es leider zu durchschnittlich.