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sursulapitschi

Posted on 17.11.2020

Über Shakespeares Privatleben ist nicht viel bekannt. Maggie O’Farrell möchte da nachhelfen und erdichtet aus den wenigen Randdaten eine handfeste Familiengeschichte. Dabei legt sie den Focus auf seine Frau Agnes. In der Theorie ist die Idee sehr hübsch, wäre Agnes selbst eine interessante historische Figur. Da sie das aber leider nicht ist, bekommt sie hier einen magisch-mysteriösen Anstrich verpasst, der dem Buch einen wundersamen Touch verleiht. Sie hat einen Falken und seltsame Vorahnungen, kennt sich mit Kräutern aus, ist ein Naturkind, das heimlich das Haus verlässt, um ihr erstes Kind zu gebären, im Schatten eines entwurzelten Baumes, auf einem Bett aus Kiefernnadeln… Shakespeare ist eigentlich nur eine Randfigur, ja, er wird noch nicht einmal benannt, ist wahlweise der Sohn, der Lateinlehrer, der Bräutigam, der Ehemann, der Vater. Das ist ein geschickter Schachzug, ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir uns dennoch hauptsächlich für ihn interessieren und dass es so eine verhuschte Agnes nicht schafft, uns davon abzulenken. Man liest hier eine Liebesgeschichte, die sehr ausführlich und mit Herzblut geschrieben wurde, in die man sich fallen lassen kann, wenn man offen ist für einigen Kitsch und große Gefühle. Nüchternere Gemüter könnten auch von Weitschweifigkeit und Pathos berichten. Die Autorin ergeht sich seitenlang in schmückenden Details. Das Buch arbeitet geschickt mit verschiedensten Rückblenden, das Kennen- und Liebenlernen der beiden behandelt, während aktuell Hamnet in Sorge um seine kranke Schwester ist. Die Idee, dass der Gemahl vielleicht ein besonderer Mensch sein könnte, vermittelt es leider nicht. Er ist ein nachdenklicher junger Mann und ein weitgehend abwesender Ehemann. Keine große Sache. Was wir eigentlich lesen wollten, wie lebt es sich an der Seite eines Genies, kommt hier nicht vor. Ich bin sehr enttäuscht von diesem Buch. Ich habe unterhaltsame Kunsthistorie erwartet, was man hier bekommt ist leider eher beliebiger Schmalz, hübsch erzählt, dennoch Schmalz.

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