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nina 🌸

Posted on 16.11.2020

Ein etwas enttäuschender Abschluss für eine ganz besondere Buchreihe. Zur Geschichte: Der Einstieg fiel mir schwer, da ich gar nicht mehr in der Welt drin war und mich erst einmal wieder zurechtfinden musste. Es gibt zu Beginn zwar eine Zusammenfassung des dritten Bandes, aber diese wiederholte nur die wichtigsten Geschehnisse und gerade in dieser Buchreihe ist jedes noch so kleinste Detail von unschätzbarem Wert. Dementsprechend hat es eine ganze Weile gedauert bis ich wieder einigermaßen klar gesehen habe. In meinen Augen ist es wirklich ratsam, alle vier Teile direkt hintereinander zu lesen, sofern man die Möglichkeit dazu hat. Allerdings gibt es am Anfang eine Zusammenfassung aller wichtigen Personen inklusive kurzer Beschreibung, was ich wirklich toll und vor allem auch sehr hilfreich fand. Die Geschichte ist spannend, fesselnd und ereignisreich. Es passiert unglaublich viel, sodass man schnell mal den Überblick verlieren kann. Es gibt zahlreiche Überraschungen, unerwartete Wendungen und kuriose Verstrickungen, die wohl kaum jemand hat kommen sehen. Hinter jeder Ecke lauerte ein neues Geheimnis bzw. dessen Enthüllung, was mir persönlich irgendwann etwas zu viel des Guten war. Die Menge an neuen Erkenntnisse und wichtigen Informationen hat mich förmlich erdrückt. Zwischenzeitlich gibt es auch immer wieder ein paar Längen, aber das ist bei diesem Seitenumfang alles andere als verwunderlich und auch nicht weiter störend. Insgesamt ist diese Geschichte wahnsinnig komplex und verwirrend. Man muss definitiv aufmerksam lesen und am Ball bleiben, sonst ist man verloren. Für mich war leider nicht immer alles logisch und nachvollziehbar, aber das kann auch gut und gerne daran gelegen haben, dass bei mir nicht mehr alle Hintergründe und Details der vorangehenden Bände so präsent waren wie es für ein gutes Verständnis erforderlich gewesen wäre. Es lag also wahrscheinlich an mir und nicht am Buch. Trotzdem kann ich aber sagen, dass diese Welt und ihre Handlung sehr kompliziert sind. Der vierte Band ist in meinen Augen der anspruchsvollste und eignet sich definitiv nicht als leichte Lektüre für Zwischendurch. Das Worldbuilding ist genial, atmosphärisch und wird bewundernswert detailliert und bildhaft geschildert, aber es ist in meinen Augen leider nicht ganz schlüssig. Zumindest hatte ich am Ende mehr ungeklärte Fragen als befriedigende Antworten. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich definitiv nicht alles verstanden habe, was hier passiert ist und aufgelöst wurde. Entweder bin ich zun dumm dafür gewesen oder es ist wirklich wahnsinnig kompliziert, wirr und unverständlich. Das Ende ist der Autorin gut gelungen. Es ist zwar ziemlich offen, passt aber damit auch gut zur Geschichte und fängt deren Geist sehr schön ein. Mir persönlich wäre ein runder Abschluss dennoch lieber gewesen und die Charaktere hätten ihn ebenfalls verdient. Womöglich wollte es sich die Autorin auch einfach offen halten, noch ein weiteres Buch in dieser Welt schreiben zu können. Eine große Qualität der Geschichte ist für mich die Tiefe ihres Worldbuildings. Es hat philosophische Züge und ruft so manchen interessanten Denkanstoß hervor. Diese Geschichte ist etwas ganz Besonderes, weswegen ich es sehr schade fand, dass die Buchreihe über die einzelnen Bände hinweg immer mehr von ihrem einzigartigen und speziellen Zauber verloren hat. Kuriosität und Schrulligkeit nahmen immer mehr ab. Es ging nur noch um dieses eine Thema: Wer ist der Andere? Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und ich muss sagen, dass ich diesen Sichtwechsel sehr verwirrend fand. Ich hätte es begrüßt, wenn zu Kapitelbeginn deutlich gemacht worden wäre, aus wessen Perspektive wir die Geschichte gerade erleben dürfen. Die Charakterentwicklungen sind der Autorin dafür umso besser gelungen und haben mich schwer beeindruckt. Sowohl Ophelia als auch Thorn entwickeln sich enorm weiter und wachsen stetig über sich selbst hinaus, ohne sich und ihre liebenswürdigen Marotten dabei zu verlieren. Sie bleiben sich selbst treu, werden aber als Charaktere immer stärker. Gerade Ophelia hat mich richtig stolz gemacht, da sie immer selbstsicherer und eigenständiger wurde. Allerdings hat es mich etwas traurig gemacht, dass so viele altbekannte Charaktere wie beispielsweise Archibald und Berenilde kaum noch auftraten. Ich hatte die schrulligen Archenbewohner*innen so lieb gewonnen. In diesem Teil stehen Ophelia und Thorn eindeutig im Zentrum der Handlung, was sich positiv auf ihre Liebesgeschichte ausgewirkt hat. Sie bekam dadurch mehr Raum und mehr Momente der Zweisamkeit, wodurch sie mich endlich abholen und berühren konnte. Zum Schreibstil: Der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, komplex und wortgewandt. Er trifft sicherlich nicht jeden Geschmack, kann dafür aber mit seiner Einzigartigkeit glänzen. Er ist ebenso besonders wie seine Geschichte, Welt und Charaktere. Durch detaillierte und bildliche Beschreibungen kann man sich alles gut vorstellen. Allerdings provoziert diese Ausführlichkeit auch einige Längen und langatmige Passagen. Ansonsten schreibt Christelle Dabos einnehmend, fesselnd und atmosphärisch. Fazit: Im Gesamten hat mich der abschließende Band der Reihe leider etwas enttäuscht, da ich mir einfach mehr vom Finale erhofft hatte und die meiste Zeit über kaum eine Ahnung hatte, was hier gerade vor sich geht. Es war zwar spannend, aber auch sehr verwirrend und kompliziert. Das Finale warf mehr Fragen auf als es beantwortete, was mich persönlich nicht wirklich zufrieden zurücklässt. Außerdem habe ich das besondere Flair der Geschichte, den Zauber der Welt und meine liebgewonnenen Charaktere aus den ersten beiden Bänden schmerzlich vermisst. 3/ 5 Sterne ⭐️

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