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Wedma

Posted on 16.11.2020

Eine informative, aufschlussreiche, sehr gut geschriebene Biografie, die ich gern gelesen habe und eben so gern weiterempfehle. Mit tiefgreifender Sachkenntnis, sodass bestimmte Zusammenhänge, ob politischer oder künstlerischer Natur, erklärt werden konnten; detailreich, hier wurde die Balance sehr gut getroffen zwischen dem Detailreichtum, aber ohne, dass die Einzelheiten einen ermüden oder zu langweilen anfingen; und auch sehr unterhaltsam. Dieses Werk ließ sich fast wie ein Roman über einen der berühmtesten Romanciers Frankreichs lesen. Diese Biografie ist chronologisch aufgebaut. Der Leser erfährt, wer Dumas Eltern waren, wie sie sich kennengelernt haben, warum die Familie, trotz der Tatsache, dass der Vater einer der Generäle Napoleons war und eine Zeit lang ihm nahegestanden hatte, im Endeffekt in Armut leben musste, warum der Vater früh verstarb, und wie der junge Alexandre nach Paris kam und recht früh die Karriere eines gefeierten Literaten begann. Man sieht, keine günstigen Voraussetzungen, zumal dass der junge Mann nicht wie ein durschnittlicher Europäer ausschaute. Sein Talent und etwas Glück haben dann doch eine Rolle gespielt. Dumas Werke sind bis heute populär und beliebt. Viel Raum wurde dem Privatleben Dumas eingeräumt. Dass er kein Kostverächter war, zeichnete sich früh ab. Seine Virilität behielt er fast bis zu seinem Tod, der ihn mit knapp siebzig Jahren ereilte. Kleiner Kritikpunkt hier: An manchen Stellen schien mir etwas zu viel der Rede von den Affären und Mätressen. Ich habe mir gewünscht, dass der Fokus stärker auf seine Werke fiel. Diese wurden hpts. in ein paar Kapiteln im Teil II kurz und knackig abgehandelt, i.e. dargelegt, was die zeitgenössischen Leser an Dumas‘ Geschichten schätzten; wie sich seine Werke von der psychologischen und ferner von der politischen Seiten her betrachten ließen; wie die Dinge, wie Dumas selbst beschäftigten, z.B. Älterwerden und damit einhergehende Verbitterung, in seine Romane miteinfließen ließ uvm. Man liest kurz auch über seine Kinder, insb. über Dumas Junior, der später den Vater in den Schatten gestellt hat. Seine Kameliendame kennt man bis heute, die später die Vorlage für Verdis La Traviata lieferte. Im Teil III erfährt man, was Dumas noch außer seiner berühmten Werke schrieb, über seine Tätigkeit als Verleger und einiges mehr. Die Biografie enthielt auch einige Überraschungen. Ich nahm bis dahin an, dass Dumas allein all seine Werke schrieb. Weit gefehlt. Teamarbeit war angesagt. Auch dass er auf dem Höhepunkt seiner Karriere ein Schlösschen in der Nähe von Paris bauen ließ, das wie ein Schmuckstück ausschaute und viele Besucher anzog. Es gibt auch ein Foto davon. Einige Fotos der Portraits, Lithografien findet man im Buch verteilt, die Alexandre Dumas als einen jungen und einen reifen Mann zeigen, seinen Sohn, sowie einige seiner Geliebten uvm. Das Buch ist hochwertig gestaltet: Festeinband, Umschlagblatt, angenehme Schriftgröße. Personen-, Werkeregister, Literatur- und Werkverzeichnis, Zeittafel runden das Werk ab. Schön als Geschenk, nettes Mitbringsel. Fazit: Eine wohl gelungene Biografie, die ein reichhaltiges Portrait Alexandre Dumas liefert und sich sehr angenehm lesen lässt. Für Schüler, Studenten ist sie prima geeignet. Und auch einfach für die Leser, die etwas Gutes, „G’scheites“ gern lesen.

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