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juttaortlepp

Posted on 15.11.2020

Zwei Seelen treffen sich im Universum und verstehen die entschwindende Welt nicht mehr: Wo sind sie-wer sind sie-was ist geschehen? Nach einem Flugzeugabsturz sind ihnen die dazugehörigen Menschen einfach so weggestorben – die Seelen finden sich im Nirgendwo, nun heißt es, sich neu zu orientieren. Und dies geschieht durch Austausch: Ein intensiv-intellektuelles Streitgespräch mit philosophischen-psychologischen-literarischen-theologischen Inhalten bricht los, die hüllenlose Daseinsform bietet keine Verkleidung und kein Versteck, "stattdessen irrt man wirren Herzens in der Konturlosigkeit herum … Aber in diesem Nichts scheint unser nicht mehr vorhandenes Herz zu klopfen wie verrückt, und die Gedanken fahren zickzack." So geht es mal im Einvernehmen, meist jedoch im Disput um Gott und die Welt, um Rilke, Dante, Chesterton, um Hegel, Sartre, Kierkegaard und viele mehr. Was könnte besser sein, als sich mit Sibylle Lewitscharoff und Co-Autor Heiko Michael Hartmann niveauvoll zu unterhalten! Allerdings ist dieses Buch – Sie ahnen es – nur mit gewissen Vorkenntnissen so richtig zu genießen. Es sollte dann auch nicht flott durchgelesen werden; Pausen sind geboten, Reflexion ist angesagt, und angeregtes Nachblättern in den zitierten Werke gehört durchaus dazu. Und worauf warten die Seelen der Toten nun? Haben sie Angst vor dem Richter oder freuen sie sich auf Erlösung? Und entstehen sie immer wieder neu? "Gefühle, die man religiös nennen kann, aber nicht muss, bilden die Grundlage menschlicher Existenz. Jeder erlebt und formuliert sie ein wenig anders." Ich empfehle dieses anspruchsvolle Buch zur angeregt-amüsiert-ambitionierten Lektüre.

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