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Sapiens Comic von und mit Harari – Evolution in leichten Bildern Ist eine Graphic Novel über Hararis ersten erfolgreich fetten Wälzer wirklich bereichernd? Für mich keine Frage, dass ich sie haben musste und das schon aus Neugier, denn für mich ist der Inhalt des Buches vollumfänglich nicht umsetzbar. So ist die Graphic Novel von Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ auch anders strukturiert als das Buch. Funktioniert aber. Künstler und -zeichnerisch ist „Sapiens“ keine Glanzleistung, besonders die wenig detailreichen Zeichnungen die durch die willkürlich erscheinden Schraffuren nicht sonderlich aufpoliert werden, lassen es etwas dahingerotzt aussehen. Immerhin sind die Panels klar strukturiert, wenn auch ein wenig kindlich anmutend. Yuval N. Harari erklärt seiner kleinen Nichte Zoe die Welt und führt sie zusammen mit den LeserInnen quasi an der Hand zu Experten, die sich dann als Erklärbären betätigen. Gefallen hat mir, gerade in einer Zeit in der ich meinen Humor aus Verzweiflung an der Menschheit immer wieder neu finden gehen muss, in „Sapiens“ auf’s Neue die evolutionären Leistungen meiner Art nachzuverfolgen. Ja, ich habe viel dazu gelesen, und bin ganz gut informiert, trotzdem macht es Freude und ich habe auch schon etwas mir bislang Unbekanntes endeckt. Sapiens anzuschauen macht inhaltlich Spaß. Wären nur die Zeichnungen einen Hauch künstlerischer, damit das Auge mitgeniessen kann. Es ist definitiv ein Comic, keine Graphic Novel. Harari ist nicht unfehlbar. Sein Fazit (S.154) dass „Wildbeuter“, also die frühen Homosapiens, Alleskönner sein mussten und deshalb intelligenter als heutige Menschen lässt außer Acht, dass die jetzt lebenden Menschen, auch wenn sie keine Werkzeuge herstellen oder andere damals notwendige Fertigkeiten aufweisen, um in unserer Zeit zu überleben ebenfalls auf vielfältige Reize und Umweltbedingungen achten müssen. Natürlich nicht naturbezogen sondern um im Großstadtverkehrsdschungel, in Büros oder Fabriken und Elendsquartieren zu überleben. Da argumentiert Harari mir zu eindimensional. Körperlich fitter waren sicher die frühen Homo Sapiens, allein deshalb, weil sie mit und von der Natur lebten, ein Bestandteil davon waren. Das ist seit langem komplett verlorengegangen. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, passt sicher oft, aber, ich denke da an Stephen Hawkins, und er ist sicher nicht das einzige Beispiel, ist das ein Kriterium für Intelligenz? Wenn dann höchsten eines von sehr vielen und nicht ausschlaggebend. (Intelligenz zu messen und zu beurteilen ist aber immer schwierig. Welche Kriterien legt man an und sind diese vergleichbar? Besonders bei den sehr unterschidelichen Lebensumständen der beurteilten Menschen. ) Nichtsdestotrotz fiel den frühen Menschen die Megafauna zum Opfer und diesen Ausbreitungsdrang und das lässige Auslöschen der Arten haben die nackten Langnasenaffen wacker beibehalten. Im Gegensatz zu ihrer Anfangszeit wissen sie heute darum, etliche würden die Dezimierung der Arten auch gerne einstellen, aber die kapitalträchtige Elite müsste dazu ihre Rendite schmälern, ergo wird wohl der Tradition folgend weiter der Lebensraum samt Fauna und Flora vernichtet. Die Idee das im Buch als Gerichtsprozess darzustellen und Homo Sapiens anzuklagen fand ich ganz nett. Weit besser als der schulmeisterlich herumhatschende Prof. Harari mit Nichte zuvor. Im Interview auf Zeit online kann man noch weitere Gedanken zu seinem ersten Sachbuchcomic hören. Sehr sympathischer Typ übrigens, wenn er so auf die Ohren geht. „Sapiens“ konnte mich überzeugen, allerdings anders als gedacht. Es war stimmungsaufhellend und gelungen, aber an das Buch kam, zumindest der erste Band nicht entfernt ran. Wer sich also mit der kurzen Geschichte der Menschheit ernsthafter beschäftigen möchte, sollte unbedingt zum fetten erfolgreichen Wälzer greifen. Es lohnt sich. Sapiens ist zuerst einmal ein niedrigschwelliges Angebot, das Hunger auf mehr Input machen kann. Als Weihnachtsgeschenk für Kids, ab 12 ist das Hirnerweiterungscomic ne tolle Sache. Erwachsene sollten auf jeden Fall entweder unwissend aber bildungshungrig, leicht nerdig oder eingeschworene Hararifans sein. Ich werde mir übrigens auch den zweiten Band holen. (Nerd Alert) 😉 Das Blättern hat Spaß gemacht, an den Zeichenstil habe ich mich gewöhnt, Harari begeistert mich immer wieder und neugierig wie es weitervorgeht bin ich auch.