book_lover
Man muss leider einen Stern vergeben, ansonsten hätte dieses Buch meiner Meinung nach keins verdient. Der Autor ist "Hauptberuflich" Drehbuchautor, und dies merkt man sehr deutlich. Gefühlstod, man dachte immer an eine Szenenerklärung. Auch die Charaktere waren unecht und nicht glaubwürdig. Was ich allerdings am schlimmsten empfinde waren Situationen welche so völlig unmöglich sind und auf eine nicht vorhandene Recherche schließen lassen. Wenn ich einen Krimi aus der Sicht eines Polizisten schreiben möchte, dann sollte man sich im Vorfeld mit einem unterhalten und sich über die Ausbildung und Arbeit informieren. Ich tat dies, auch ohne das ich einen Krimi schreibe. Und das was hier teilweise dargestellt wurde ist völlig an den Haaren herbeigezogen, das ich während des Lesens echt Wut bekommen habe. Zu Anfang mag der Hauptprota naiv gewesen sein, Behütetes Dorfleben, Jungfrau (was das in der Geschichte zu suchen hatte ???), ein wenig dumm. Macht direkt eine Ausbildung zum Kriminalkomissar... lassen wir außen vor das dies absurd ist. Hier durchlaufen die angehenden Beamten ein hartes Training, was vor allem Charakterbildend ist. Aus verweichlichenden naiven Dorftrotteln werden Männer gemacht. Die Ausbildung stärkt das Selbstbewusstsein ungemein. Und was heute noch extrem ist, wird 1965 noch deutlicher gewesen sein. Aber was der ganzen Geschichte die Krone aufsetzt. Der Prota stürmt in die PI, ohne Anmeldung direkt zum Chef, klopft nicht an und spricht ihn mit Vornamen an, obwohl andere Personen in Uniform anwesend sind. Das widerspricht allem was den Männern und Frauen eingetrichtert wird. Egal ob die zwei sich kennen oder nicht. Ein Polizist stürmt nie nie nie das Zimmer seines Vorgesetzten ohne zu klopfen oder Aufforderung. Nie nie nie. Hierarchie und die Achtung dessen wird den angehenden Beamten wie eine Religion eingetrichtert, heute noch und früher noch viel arger. Ausgebildete Beamten werden befragt, was es bedeutet wenn der Täter das Gesicht des Opfers mit einem Tuch bedeckt. Und keiner hat eine Antwort darauf? Alle im Morddezernat, und einer dümmer als der andere? Come On... und so geht es weiter und weiter. Das ist unfassbar. Es kommt keinerlei Spannung auf, man fiebert nicht mit. Man schüttelt nur den Kopf. Wurde das Buch lektoriert? Nicht wirklich, oder? Denn ich habe das Buch irgendwann nicht mehr als Leser entspannt auf dem Sofa gelesen, sondern mit Stift und Textmarker am Tisch. Ich habe unterschiedliche Sachen angemerkt und Notizen gemacht. Und das mach ich sonst nie, das ist Mord am Buch und kein Genuss mehr. Erster und letzter Roman des Autors. Ich kann es niemandem mit gutem Geschmack empfehlen.