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Einfach zeichnen lernen – mit dem 30-Tage-Workshop zum Profi-Zeichner! – Profi Zeichner! Das hört sich besonders hochtrabend an. Warum müssen die Marketingabteilungen der Verlage oft mit einer Lüge auf dem Cover beginnen? Das hat dieses Buch gar nicht nötig! Wer es glaubt, der sollte erst gar nicht mit diesem Kus anfangen. Mit einem Kochbuch in der Hand wird man auch nicht gleich Sternekoch. Hier geht es um die tiefen Grundlagen aller Gestaltung. Mit Bleistift! Was soll das, ich will mit Farbe und Pinsel gestalten ... so oft der Unwissende. Doch am Ende der Bleistiftstunden haben sie es kapiert: Die neun goldenen Zeichen-Regeln, die aus der Renaissance stammen – die selbst Leonardo da Vinci für wesentlich hielt – sind das Schlüsselkonzept zur perspektivischen, dreidimensionalen Gestaltung. Pflanzen, Objekte, Tiere, Menschen, alles besteht in der Anlage aus Kreisen, Quadern, Dreiecken, Zylindern oder Ellipsen, die nach und nach die Form der gewünschten Figur annehmen. Ein Kopf entsteht aus einer Ellipse, überzogen aus einem Ei, aus einem Kreis. Ein Becher ist zunächst in der Anlage ein Rechteck, ein Kreis obendrauf macht ihn zum Becher. Licht und Schatten, Bewegung, Perspektive, Raumtiefe, Fluchtpunkt, alles das gehört dazu. Soweit man nicht ein absolutes Naturtalent ist, wird man keinesfalls mit diesem Buch in 30 Tagen zum Profi-Zeichner, klar. Aber sicher hat man eine Menge gelernt, dass man umsetzen kann und mit viel Übung wird mehr daraus. Klassisch beginnt die erste Lektion mit der Kugel. Ein Kreis ist zunächst nichts anderes als ein Kreis. Will man ihn zum Leben erwecken, bedient man sich an Licht und Schatten. Je nachdem, wie das Licht einfällt, verändert sich die Spiegelung auf dem Ding. Nehmen wir den Kreis, der durch Schattenspiel zur Kugel wird. Noch schwebt sie im Raum. Aber jedes Ding wirft auch eigenen Schatten. Und so geben wir mit Licht und Schatten dem Raum drumherum Dimensionalität. Mark Kistler zeigt am Ende, wie dies figürlich umzusetzen ist, ein Ei, ein Apfel. Und weiter geht es zu überlappenden Kugeln, die hintereinanderstehen. Das Ganze wird mit eigenen Zeichnungen oder den von Schülern angereichert. Am Ende dieses Kapitels stehen zwei Kugeln, aufgereihte Eier, Trauben und ein Eierkarton voller Eier, zwei Tennisbälle. Lektion drei befasst sich mit «Kugeln für Fortgeschrittene». Hier geht es bereits um Raumtiefe. Im Dreieck aufgestellte Kugeln, z.B. Billardkugelnin der Frontansicht: Überschneidung der Gegenstände, die nach hinten immer kleiner werden, kaum noch zu sehen sind. Am Ende folgt eine Übung mit Anordnung von runden Steinen, die am Ende witzig mit Öffnung und Bewegung aufgepeppt werden. Es folgt der Würfel, der hohle Würfel (Kiste), der Stapeltisch und der Würfel für Fortgeschrittene. Back to the Roots – wie entsteht aus der Kugel etwas Fluffiges? Hier ein Koala oder ein Teddybär! Kreis und Rechteck führt uns zur Rose, zum Zylinder: Eine Schüssel, eine Fahne, eine Rose (die hier wie locker aufgewickeltes Toilettenpapier wirkt). Beim Zylinder angelangt (Dosen), geht es ins Häuserzeichnen. Die Lilie bringt Schwung hinein. Auf zu den Umrisslinien: Ein einfacher Körper besteht aus Kreis, Zylinder und vier Röhren; am Ende entstehen witzige Michelinmännchen. Eine Welle ist nichts anderen als eine aufgeklappte Rolle mit Wölkchen. Es geht weiter im Schwung mit der Schriftrolle und leitet hinüber zu den Pyramiden. Und wie entsteht aus einem Kaffeebecher ein Vulkan? Auf zu den Bäumen, bei denen das bisher Gelernte angewendet werden kann. Fluchtpunkt, räumliches Gestalten, eine Straße mit Häusern darstellen, später die Zweipunktperspektive. Am Ende wagen wir uns an den Menschen: Gesicht, Augen, Hände. Auch hier benötigen wir das Grundlagenwissen. Ob dies nun jeder so gut hinbekommt, wie vorgegeben, wage ich zu bezweifeln. Üben! Aber alle anderen Übungen sind machbar für Anfänger als Grundlage des Zeichnens. Alle Aufgaben schulen das Sehen, und genau das ist besonders wichtig. Formen finden zum Skizzieren! Wer Vorkenntnisse besitzt, kann sich gleich an die schwierigen Aufgaben wagen und an die Bonusaufgaben. Ein sehr gutes Lehrbuch, um die Grundprinzipien der Gestaltung zu lernen, um sie dann später auch in andere Techniken umzusetzen.