Akantha
"Death Bastards - Bittersüßer Kuss" ist der zweite Band von Elena MacKenzies Reihe um den gleichnamigen Motorradclub, die Death Bastards. Beide Bände sind bei be.ebooks, dem ebook Imprint von Bastei Lübbe, erschienen. Es ist nicht zwingend notwendig, den ersten Teil zu kennen - ich selbst bin auch mit diesem zweiten Band gestartet. Viele Personen könnte man zwar aus dem Auftakt kennen, aber es wird keinerlei Wissen vorausgesetzt. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass man doch neugierig wird, was "damals" mit Billie und Cage passiert ist. Protagonisten in diesem Band sind Georgia und Dean, im MC "Viking" genannt. In ihrer Jugend hatten sie eine leidenschaftliche Beziehung, die ein jähes Ende fand, als Dean für seinen Club ins Gefängnis gegangen ist und Georgia von sich stieß. Als er Jahre später wieder freikommt, findet er ein Foto von Georgia vor seiner Tür, welches ihm sein brutaler Zellengenosse damals gestohlen hatte. Die Drohung ist unmissverständlich: Georgia ist in Gefahr und Viking muss sie beschützen. Dabei stellen sie beide fest, dass ihre Gefühle nicht abgenommen haben. Im Gegenteil. Georgia hat mir als weibliche Protagonistin sehr gut gefallen. Sie hat ihren eigenen Kopf, verfolgt ihre Ziele und bleibt vor allem ihren Prinzipien treu. Sie wirft nicht alles über den Haufen, weil ein Mann ihr den Kopf verdreht. Sie macht ihren Mund auf und widerspricht, wenn ihr etwas nicht passt, lässt sich nicht einschüchtern und steht für sich ein. Eine tolle Frau! Mit Viking hatte ich hingegen meine Probleme. Er ist fürsorglich und loyal, zeigt Einsatz und Familiensinn - eine schöne, sensible Seite. Allerdings empfand ich ihn auch häufig als unnötig unfreundlich und grob gegenüber Menschen, dir er nicht kennt und die ihm nichts getan haben. Er wirft allen anderen vor, intolerant zu sein und Vorurteile zu haben, akzeptiert selbst aber auch keine anderen Lebensstile als den seinen. Über dieses Messen mit zweierlei Maß habe ich mich häufig aufgeregt. Was ich absolut nicht erwartet habe, war, wie spannend ich die Geschichte doch finden würde. Da soll nochmal jemand behaupten, Liebe und Krimi vertrage sich nicht. Ich war gefesselt bis zum Schluss, wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ja, die Auflösung lag zwar irgendwann auf der Hand, aber Elena MacKenzie hat genug zusätzliche Ereignisse eingestreut, um die Story lebendig zu halten. Man kann dieses Buch auf jeden Fall als "Romantic Suspense/ Romantic Thrill" einordnen, ich persönlich empfinde "Dark Romance" nicht als passende Kategorie: es war mir dafür einfach nicht düster genug. Aber das ist eine ganz persönliche Einordnung, die keinen Einfluss auf die Bewertung des Buches hat, sondern nur die Erwartungshaltung korrigieren soll. Bis wenige Seiten vor Schluss konnte ich nur daran denken, dass ein Ende auf mich zukommen würde, was mir nicht gefallen würde. Ich war im Vorfeld schon enttäuscht, ohne das Ende überhaupt zu kennen. Doch ich habe Elena MacKenzie unterschätzt und dafür muss ich um Entschuldigung bitten. Sie hat für diese Geschichte einen hervorragenden Abschluss gefunden. Die Charaktere bleiben authentisch, legen keine plötzliche Drehung um 180 Grad hin und haben sich dennoch weiterentwickelt. Bei so einem polarisierenden Thema ein wahrer Balanceakt, den die Autorin gut gemeistert hat. Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es war von vorne bis hinten eine spannende Geschichte, die ein wirklich passendes Ende gefunden hat. Ich bin auf jeden Fall neugierig auf Band eins ("Dunkle Liebe") geworden und auch den kommenden Band ("Finsteres Herz", ET 01.01.2021) werde ich mir vielleicht anschauen.