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gwyn

Posted on 13.11.2020

Die von Stibitz lieben es, Sachen zu stibitzen. Es liegt ihnen im Blut, Stibitzen über Generationen. Mama Fia, Papa Ede und die kleine Kriminella, die alle nur Ella nennen. Das schwarze Schaf ist Sohn Ture: nett und ehrlich. Zwei Dinge, die so gar nicht zur Stibitz-Moral passen. Im Nebenhaus wohnt Paul, der Nachbar, der bei der Polizei arbeitet und ein wachsames Auge auf die Diebesbande hält. Und der ist der Einzige, der Tures Geburtstag nicht vergessen hat – bald ist es soweit. Überhaupt kann er Ture gut leiden. Der Junge wünscht sich einen Riesenlolli aus dem Süßigkeitenladen. Bei Familie von Stibitz werden Geschenke selbstverständlich geklaut. Nur wie kommt man an dieses bewachte Ding heran? Eine kurze Geschichte für Leseanfänger mit vielen witzigen Illustrationen, die ziemlich schnell gelesen ist. Und das ist ein Problem mit der Story. Einerseits finde ich es gut, im Kinderbuch aufzunehmen, dass es Menschen gibt, die nicht ehrlich sind. Und zwar nicht als Detektivgeschichte, sondern aus der Perspektive der Ganoven. Klappt ja in der Kriminalliteratur gut. Am Ende zeigt sich ja, dass sich Ehrlichkeit auszahlt! Die Idee ist klasse und das Buch lebt für mich durch die megawitzigen Illustrationen. Die Umgangsformen der Familie sind bissig, leicht aggressiv, man beschimpft sich gern und es wird in einem fort gelogen, wobei man auf dem Rücken die Finger kreuzt. Aha, also haben sie doch ein Problem mit ihrem Verhalten? Klar ist, in welcher Gesellschaftsschicht wir uns bewegen. Und genau das ist für mich klischeehaft. Gute Diebe treten anders auf. Die gesamten Figuren trotzen vor Klischee, erinnern an die eingebuchteten Panzerknacker aus Micky-Maus: Die von Stibitz tragen gestreifte Hemden, schwarze Hosen und schwarze Masken wie eine Uniform. Karnelvalsverkleidung aus den 60-Ern. Die geringelte Sträflingskleidung wurde in den USA entworfen, weil sie zu keiner Epoche passte, extrem auffällig war, man sich damit schwer verstecken konnte – und sie diente der psychologischen Herabwürdigung der Gefangenen. Niemand also würde damit privat herumlaufen – nicht mal die Panzerknacker. Können Kinder überhaupt heute noch etwas mit dieser Symbolik anfangen? Ich könnte es nicht erklären, warum sie sich so kleiden. Kann man Diebe an der Bekleidung erkennen, am Benehmen? Hier wird Kindern etwas vorgegaukelt, was für mich extrem gefährlich ist. Der Ganove nämlich ist der unauffälligste Mensch schlechthin. Immer unter dem Radar, darauf bedacht, nicht aufzufallen. An diesem Punkt ist die Geschichte für mich verfehlt, in Text und Illustration. Ich habe nichts gegen witzige Übertreibungen im Kinderbuch, überzogene Charaktere – wenn es passt. Die Story selbst schwächelt für mich ebenso gewaltig an inhaltlicher Substanz. Wie gesagt, witzig ist das Kinderbuch auf den ersten Blick – der zweite Blick ließ mich letztendlich mit dem Kopf schütteln. Anhand dieses Buchs mit Kindern über Kriminalität zu sprechen fiele mir nicht ein. Die Altersempfehlung vom Hanser Verlag von 7 – 9 Jahren ist mir für die Geschichte sehr hoch gesetzt, ich würde 5-7 Jahre empfehlen. Ein Stück kommt mir der Inhalt sogar geklaut vor, nur hier wurde der Diebstahl vom Riesenlolli besser umgesetzt: Anders Sparring, geboren 1969, ist ein schwedischer Drehbuchautor, Schauspieler und Kinderbuchschriftsteller. 2020 erschienen übersetzt die ersten drei Bände seiner von Per Gustavsson illustrierten Kinderbuchreihe Familie von Stibitz. Per Gustavsson geboren 1962, ist ein schwedischer Illustrator und Kinderbuchschriftsteller. Seine Illustrationen wurden u. a. mit der Elsa-Beskow-Plakette ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Stockholm.

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