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Matzbach

Posted on 12.11.2020

Nach langer Zeit hat C.J. Sansom endlich wieder einen Shardlake-Roman geschrieben. Der sichtlich gealterte Advokat hat sich geschworen, sich nie wieder in die politischen Intrigen des Englands im Zeitalter der Reformation hineinziehen zu lassen, hat er doch einerseits einigen Mächtigen in den Vorgängerromanen zu sehr auf die Füße getreten, andererseits die Freundschaft Tamzins, der frau seines Gefährten Barak vverloren, als dieser bei seinem letzten Fall die Hand verlor. Doch Plan und Wirklichkeit gehen bisweilen dann doch auseinander. So auch in "Die Gräber der Verdammten". Die Prinzessin und spätere Königin Elisabeth beauftragt Shardlake, in Norfwich einen entfernten Verwandten aus der Familie Boleyn zu vertreten, der wegen Mordes an seiner Ehefrau vor Gericht steht. Diese war jahrelang verschwunden, was den Ehemann dazu veranlasst hatte, sie für tot erklären zu lassen und wieder zu heiraten. Nun wird also die Ex-Gattin auf seinem Grundstück ermordet aufgefunden, in entehrender Weise drapiert. Genau das ist es, was Shardlake an der Schuld des ansonsten gar nicht so sympathischen Grundbesitzers zweifeln lässt, denn ihm wäre viel mehr damit gedient, die Leiche gut zu verstecken. Shardlake und seine Begleiter decken in Norwich weitere Ungereimtheiten in dem Fall auf, doch letztendlich reicht das nicht aus, um das Todesurteil gegen Elisabeths Verwandten zu verhindern. Grund also, die zweite Option zu ziehen, ein Gnadengesuch Elisabeths für den verurteilten. Sahrdlake gelingt es buchstäblich in letzter Sekunde, die Vollstreckung des Urteils zu verhindern. Doch dabei wird er verletzt, und das wiederum hat Folgen. Seine Abreise aus Norwich nach London verzögert sich, und so gerät er in die Wirren eines Aufstandes der Pächter Norfolks gegen ihre Grundherren, die sich in egoistischer Art und Weise und unter Missachtung alter Rechte an ihren Untergebenen bereichern. Und somit ist Shardlake wieder mitten drin in der großen Politik. Er hat Sympathien für die Bedürfnisse der Unterdrückten, stellt sich diesen, als er in ihre Hände fällt, sogar als Berater in Rechtsfragen zur Verfügung. Es beginnt eine Zeit des Rausches, in der eine gerechte Gesellschaftsform möglich zu werden scheint, doch dieser Rausch wird blutig beendet, als Truppen des Thronrates, der den minderjährigen König vertritt, ales niedermetzeln, was sich ihnen in den Weg stellt. Shardlake gelingt es in diesen Wirren dennoch, den Mord an der Verwandten der späteren Königin aufzuklären, wen auch um einen hohen Preis. Wie schon in den Vorgängerromanen gelingt Sansom die Verquickung von tatsächlicher Historie mit einem spannenden Kriminalfall. Kleiner Wermutstropfen: der link zu einer Seite des Fischerverlags, auf der die historischen Hintergründe beleuchtet werden, funktionierte bei mir mehrfach nicht, so daa ich letztendlich aufgegeben habe. Schade, dass diese gute Idee so schlecht umgesetzt wurde.

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