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lesebesessen

Posted on 10.11.2020

Historischer Roman. Eigentlich Geschichtsunterricht auf höchst spannende und unterhaltsame Art und wahrscheinlich die einzige Art in der Geschichtsunterricht gefällt. Meinung: Die Buchserien „Schwert und Krone“ sowie „Hebamme“ sind zeitlich etwas versetzt, aber man trifft viele Protagonisten wieder, nur durch eine Generation getrennt. Ich finde, beide Buchserien ergänzen sich hervorragend. Sabine Ebert schafft es innerhalb weniger Seiten den Leser in die Zeit hineinzuziehen. Neben den Ehen, die Verinbart werden und nicht durch Zuneigung zustande kommen, mit den damit verbundenen Folgen, ist das zwei ebenso wichtige Thema der Stammfolger. Irgendwo in dem Buch wird der Vergleich mit einem Geburtsfass von einer der schwangeren erzählt und das trifft es genau. Und wehe es ist eine Tochter, dann stürmen die Väter wutschnaubend und enttäuscht aus der Gebärkammer raus. Wenn die Frau Glück hat, dann fehlt nur die Begeisterung und Euphorie. In diesem Buch kann man spüren, wie Kaiser Barbarossa durch seine Entscheidungen, das Reich immer mehr die Bindung zu ihm verliert. Einer der maßgeblichen Treiber dazu ist der Herzog Heinrich der Löwe und Rainald von Dassel (sein Kanzler). Der erste ist ein Kriegstreiber, der alle anderen Fürsten im Reich systematisch bestielt und das mit voller Rückendeckung durch den Kaiser. Und Rainald, sein einstiger guter Ratgeber, diktiert jetzt völlig überzogene Bedingungen, die anschließend sämtliche Italienischen Städte gegen den Kaiser dauerhaft aufbringen und eine weitere friedliche Mitarbeit im Reich zerstören und zahlreiche weitere Kriege erfordern mit anschließend dauerhaft zerstörten Städten. Ich kann mir gut vorstellen, wo die Geldmittel für diese Kriege beschafft wurden: vom einfach Volk. Aber nicht nur das: Rainald schafft es direkte Verwandte und wichtige Bündnispartner des Kaisers gegen diesen aufzubringen. Das wirft seine Schatten auf das nächste Buch vorraus. Ein Teil des Romans ist auch die völlig fehlende Toleranz für andere Glaubensrichtungen. Hier am Beispiel von Niklot dem Slawen, der ein Abodrit ist. Und da diese sich dauerhaft weigern, den Christlichen Glauben anzunehmen (außer zum Schein) und offen zu leben, werden sie halt kurzerhand niedergemetzelt. Wie immer, hat Sabine Ebert alles, auch mit fachmännischer Unterstützung, sauber recherchiert und im letzten Kapitel die Grenzen dazu, sowie die wenigen Stellen der schriftstellerischen Freiheiten dokumentiert. Die zahlreichen Diagramme und Karten am Schluss haben mir gut gefallen und runden das Ganze ab. Wer sich die Mühe macht und selbst z.B. in Wikipedia nachliest, findet die meisten Eckdaten bestätigt, nur das das Buch natürlich deutlich unterhaltsamer und spannender ist. Es ist sehr gut geschrieben, leicht zu lesen mit bildhafter Beschreibung. Durch die vielen Nebenhandlungen, die teilweise parallel laufen, gibt es so viele Wendungen, dass die Spannung zu jeder Zeit hoch ist. Kurz vor Ende des Buches gibt es eine Überlappung mit Beginn der Buchserie „Die Hebamme“ von Sabine Ebert, deren Geschichte mit ähnlichen handelnden Personen fortgeführt wird. Ich erwarte ein paar Überlappungen in dem fünften Buch der Reihe „Schwert und Krone“. Fazit: Ein sehr gutes Buch einer sehr guten Buchreihe; fünf Sterne

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