Janika
Angefangen habe ich Das Flüstern der Magie bei einer Lesenacht und habe in wenigen Stunden mehr als einhundert Seiten gelesen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, denn Laura Kneidl hat das Buch in ihren gewohnten Schreibstil verfasst, der mich wie immer absolut mitgerissen hat. In Das Flüstern der Magie bekommt die Autorin es fabelhaft hin, Spannung aufzubauen, sodass ich an jedem Kapitelende weiterlesen wollte. Pause? Nein, danke. Ich war wie gefangen in ihren Worten und wollte mehr, mehr, mehr. Immer wissen, was als nächstes passiert. Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht. Als Leserin habe ich Fallon mit in ihr Archiv begleitet, während sie mich über ihren Job, Edinburgh und ihre Familienverhältnisse aufgeklärt hat. So habe ich schnell einen Überblick über alles bekommen und wusste, woran ich bin. Relativ schnell begegnet Fallon Reed in einer Bar und die Geschichte kommt ins Rollen. Ihr erstes Treffen hat mir richtig gut gefallen, ich habe mitgefiebert und die Szenen sehr genossen. Zu diesem Zeitpunkt waren mir sowohl Reed wie auch Fallon sympathisch und ich fand sie überaus interessant. Gleichzeitig habe ich es genossen, dass man als Leser keine ellenlange Einführung in die Geschichte bekommt, ohne das etwas passiert. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr änderte sich meine Meinung. Auch wenn der Schreibstil und die Handlung mitreißend sind, konnte mich Das Flüstern der Magie nicht nachhaltig beeindrucken. Kaum war der letzte Satz gelesen und das Buch im Regal verstaut, war mein Kopf bereit für die nächste Geschichte. Ich habe nicht weiter über die Figuren und die Handlung nachgedacht und war froh, sie abgeschlossen zu haben. Wieso? Wenn die Handlung einen in seinen Bann zieht und die Geschichte gut geschrieben ist, ist das ja eigentlich ein Zeichen für eine ordentliche Lektüre, oder? Jain. Ich hatte immer wieder Probleme mit den Figuren und habe mich über die Oberflächlichkeit der Geschichte geärgert. Was ich zu Beginn noch angenehm fand, änderte sich je mehr Seiten ich las. Ich dachte, Laura Kneidl versorgt einen schubweise mit Infos zur Welt, bringt einem die Figuren näher und zieht den Leser so nach und nach mehr in das fantastische Edinburgh. Doch das ist nicht der Fall. Man kriegt zu Beginn der Geschichte die Infos und dabei bleibt es auch. So ist Das Flüstern der Magie ein epischer Titel und passt in gewisser Weise auch zum Inhalt, denn auch im Inhalt bleibt die Magie nichts weiter als ein leises Flüstern. Versteht mich nicht falsch, Laura Kneidl hat ihre Kreativität mit all den magischen Gegenständen und deren Fähigkeiten unter Beweise gestellt. Ganz angetan bin ich beispielsweise von Fallons Mantel, der ihre Stimme und ihr Aussehen für andere tarnt und so verändert, dass die echte Fallon inkognito bleibt. Für meinen Geschmack war dies nur alles ein Ticken zu wenig. Ich habe grob etwas erfahren, aber keine ausgeklügelten Details. Generell fehlten einfach die Details. Die Erklärungen. Wie funktioniert die Magie? Woher kommt sie? Man weiß es nicht. Und wenn man etwas wissen könnte, so interessiert es Fallon nicht und der Leser erhält keine Erklärung. Gerade bei einem Buch, das das Wort Magie im Titel hat, möchte ich doch etwas über die Magie erfahren. Kleines Beispiel für fehlende Erklärungen gefällig? Fallon arbeitet mit ihrem besten Freund Jess zusammen, der sie regelmäßig mit Informationen versorgt, wo es magische Gegenstände zu finden gibt, was es mit ihnen auf sich hat usw. Und so wie man erfährt, woher Jess seine Informationen bezieht, werden alle offenen Fragen in Das Flüstern der Magie abgehandelt: »Danke!« Ich hatte keine Ahnung, woher Jess sich diese Infos holte, aber es war mir auch egal, solange sie stimmten. (S. 42) Es ist einfach egal. Es gibt keine Erklärungen und diese sind offensichtlich auch nicht weiter gefragt oder erwünscht. Für mich muss nicht jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail erklärt werden, aber ein wenig mehr hätte ich mir schon gewünscht. Jede Erzählerfigur hat in meinen Augen auch eine aufklärende Rolle und dieser kommt Fallon nur in einem geringen Maß nach. Weiteres Beispiel gefällig, dass Fallon Hintergrund und Wissen egal sind? Bitteschön: Wie so oft, wenn es um Magie ging, hatte ich keine Ahnung, wie genau es funktionierte, aber egal wo ich den Teppich ausrollte, jedes Mal lag derselbe Raum darunter. (S. 69) Ich hatte das Gefühl, dass auf diese oder ähnliche Art sämtliche interessante Punkte abgehandelt wurden, was ich extrem schade finde. Darüber hinaus war Fallon für mich leider eine Person, mit der ich privat nichts zu tun haben wollen würde. Sie war mir zu uneinsichtig, zu ruppig und bissig. Und generell zu sehr auf sich selbst bezogen. Gleichzeitig mochte ich ihre sprunghafte, teils unüberlegte Art nicht wirklich und konnte ihr Verhalten häufig nicht nachvollziehen. Ich habe kein Problem mit Spontanität und Entscheidungen, die man aus Lust und Laune trifft, das mache ich auch oft. Ich mag es aber nicht gerne, wenn man ohne Rücksicht auf Verluste entscheidet und wenn man sich unfair gegenüber Freunden verhält, die einem nur helfen wollen. Insgesamt war Fallon einfach kein Charakter für mich. Ich konnte mich weder mit ihr identifizieren, noch konnte ich sie ins Herz schließen. Bei Reed war es ähnlich. Er ist sicherlich ein korrekter Kerl, der einem nichts Böses will. Insgesamt konnte ich aber auch ihn nicht ins Herz schließen, weil ich praktisch nichts über ihn erfahren habe. Klar, es gibt einige Infos zu seinem Leben und wie er an den Ort gekommen ist, an dem er und Fallon sich begegnen, aber das war’s eigentlich schon. Was macht ihn aus? Was sind seine Leidenschaften und was treibt ihn an? Ich habe keine Ahnung. Auch habe ich keine Erklärung, wie sich so schnell eine Beziehung zwischen den beiden Figuren entwickeln konnte. Relativ früh in der Geschichte tut Reed etwas Unüberlegtes, was ich scharf verurteile. Ich finde sein Verhalten äußerst widersprüchlich und dämlich. Dass er es trotzdem tut, ist nun so, aber ich finde es einfach so befremdlich. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, genauso wenig wie ich Fallons Reaktion auf Reeds Aktion nicht nachvollziehen kann. Auch wie die beide im Nachhinein mit der Situation umgehen, finde ich nicht logisch. Hach, ich weiß auch nicht. Vieles wirkte so unüberlegt und überstürzt auf mich, dass ich die Liebesgeschichte letztlich tatsächlich als platt bezeichnen würde. Das alles macht Das Flüstern der Magie sicherlich nicht zu einem schlechten Roman. Für mich persönlich ist der Roman nur einfach nicht stimmig und es hat mir einiges gefehlt. Beispielsweise mag ich es nicht, wenn man eine Geschichte liest, dabei auf dem Schlauch steht, weil man den Figuren nicht folgen kann und notwendige Erklärungen ausbleiben. Oder wenn vieles impulsiv und unüberlegt wirkt. Die Kapitelüberschriften haben, so nehme ich an, die Namen der einzelnen Tarotkarten. Doch auch hier bleibt die Erklärung aus. Inhaltlich beziehen sich die Überschriften meiner Meinung nach nicht auf den Inhalt, doch auf die Karten selbst wird in der Handlung auch nicht eingegangen, dabei hätte es dadurch eine runde Sache werden können. Man muss vieles in Das Flüstern der Magie einfach hinnehmen, wie es ist. Die Handlung soll, glaube ich, gar nicht groß hinterfragt werden, woraus für mich eine Oberflächlichkeit entstanden ist, die die Lektüre nicht so gut gemacht hat, wie ich es mir zu Beginn vorgestellt habe. Zum Abschluss aber noch eine Sache, wodurch Das Flüstern der Magie durch und durch hervorsticht: Dieses Buch ist eine absolute Augenweide. Dieses Buch ist so schön! Das Cover, die Aufmachung, die Haptik. Es sieht so gut aus und fühlt sich auch so schön an. Ich liebe die einzelnen Farben auf dem Cover, die schillernde Schrift und ich bin hin und weg von den Charakter-Illustrationen in der Klappe der Broschur. Hier hat Piper echt ein Schmuckstück gezaubert, was seine fünfzehn Euro wert ist. Auch gefallen hat mir das Setting. Als Leser merkt man, dass Laura Kneidl ein Faible für die schottische Hauptstadt hat, und ich habe es geliebt. Ich selbst war bisher leider nie in Edinburgh, aber Laura Kneidl hat es hinbekommen, dass ich ein Gefühl für die Stadt und ihre Atmosphäre bekommen hat. Und diese ist wahrhaftig magisch und einnehmend.