Janika
1,5 Sternchen (gekürzte Rezension. Vollständige Buchbesprechung auf Blog). Ich denke, ich kann es darauf runterbrechen, dass mir Madly wegen der Figuren missfallen hat. Weder mit Mason noch mit June konnte ich mich identifizieren oder auch nur ein wenig Sympathie für sie aufbringen. Das sind für mich schlechte Startbedingungen. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass es schwerfällt, die Figuren sympathisch zu finden. Mein größtes Problem mit Mason war beispielsweise, dass er das Wort Nein nicht zu kennen scheint. Wer Truly gelesen hat, weiß, dass Mason in June verliebt ist und gerne mit ihr ausgehen würde. In Truly macht June Mason bereits verständlich, dass sie kein Date mit ihm haben möchte. Madly geht nun so los, dass Mason nicht aufgehört hat, June nach Dates zu fragen und ihr regelmäßig Geschenke zuschickt – obwohl sie ihm auch da sagt, dass sie das nicht möchte. Auch wenn es zu keinem körperlichen Bedrängen kommt, muss es für June so unangenehm sein, ständig in dieser Situation zu stecken. Dass ich Mason nicht ins Herz schließen konnte, liegt aber auch daran, dass ich ihn nicht richtig kennenlernen konnte. Seine Gedanken kreisen ausschließlich um June und hin und wieder oberflächlich um seinen Club und seinen Vater. Was aber macht Mason aus? Zu einem späteren Zeitpunkt verletzt er June ganz bewusst, um sie eifersüchtig zu machen, was ich auch nicht korrekt fand. Beim Lesen selbst habe ich mich an einigen Stellen zudem verkohlt gefühlt, weil Masons Verhalten und seine Gedanken sich schlichtweg widersprechen und ich dabei das Gefühl hatte, dass mir beim Lesen das Denken abgenommen und mir alles vorgesagt werden soll. Fairerweise muss ich sagen, dass sich June Mason gegenüber auch nicht nett verhält. Sie weiß ganz genau, dass Mason Gefühle für sie hat, gibt ihm einen Korb nach dem nächsten, hat aber keine Scheu, ihn zu küssen oder später noch weitere Grenzen zu überschreiten. Sie spielt meiner Meinung nach durchweg mit Masons Gefühlen. Wie sollen seine Gefühle für June verschwinden, wenn sie ihn sich warmhält? Mit ihrem Verhalten sendet June Mason nonstop falsche Signale und übt genau das Verhalten aus, was in New Adult Romanen bei den männlichen Figuren häufig kritisiert wird. Nur nimmt June hier die toxische Rolle ein. June ist für mich ein anstrengender und nerviger Charakter gewesen. Ihre Art ist so speziell und ich glaube, es ist schwierig, Madly zu mögen, wenn man Junes Charakter so wenig abgewinnen kann wie ich. Junes Gedanken und ihre Art fand ich bis zu einem gewissen Punkt noch interessant, bis sich rauskristallisierte, dass ich sie als unverschämt, egoistisch und respektlos empfinde. Darüber hinaus ist June eine Figur, die nicht zugeben kann, wenn sie Fehler gemacht hat. Unangemessenes Verhalten an den Tag zu legen kann June ebenfalls gut. Das Vorwort hat mir bei Madly am besten gefallen, weil Ava Reed einen wunderbaren Text zu Bodyshaming und Selbstzweifeln geschrieben hat, der wichtig und wahr ist. Umso trauriger bin ich, dass das Thema Bodyshaming abgesehen vom Vorwort quasi keine Beachtung in Madly bekommt. Ja, es gibt einige Passagen, in denen June ihren Gedanken freien Lauf lässt, aber Junes Feuermal oder ihre Selbstzweifel sind nicht Hauptinhalt des Buches und werden für mich einfach nur abgearbeitet. Sie stellen die Grundlage für das Hin und Her zwischen Mason und June dar. Das war’s. Eine richtige Auseinandersetzung mit Junes Zweifeln gibt es nicht. Zweifelt sie einmal an sich, so ist Andie da und sagt: Du bist schön. Danach geht es June wieder gut. Klar, Andie verhält sich richtig, sagt Wahres und ist für ihre Freundin da. Doch wo ist für June die Auseinandersetzung mit ihren Selbstzweifeln? Mir hat es bei der Auseinandersetzung des Themas Bodyshaming an Tiefgang gefehlt. Und darauf aufbauend auch an Charakterentwicklung, denn die June, die wir auf der ersten Seite kennenlernen ist die June, mit der Leser:innen Madly auch beenden. Eine Handlung gibt es für mich nicht wirklich. Wenn man von Handlung sprechen möchte, bezieht sich das auf das Hin und Her zwischen June und Mason. Die persönlichen Probleme der Figuren werden zwar erwähnt, aber es wird nicht groß auf sie eingegangen. Damit die Liebesgeschichte spannend wirkt, kommen (für mich) absurde Situationen hinzu, die ich als Leserin nicht ernst nehmen kann und die auf mich vollkommen erzwungen und an den Haaren herbeigezogen lesen lassen. Ein Beispiel? June bekommt bei der Arbeit im Club den Auftrag, Strohhalme aus dem Lager zu holen. Da sie bei der Einarbeitung nicht aufmerksam zugehört hat, weiß sie nicht, wo die Strohhalme gelagert sind. Sie denkt sich jedoch, dass die Strohhalme gut erreichbar gelagert sein müssen, weil sie bei der Arbeit täglich im Gebrauch ist und das Lager von Andie sortiert wurde – die ja einen Ordnungszwang hat. Klingt auch für mich plausibel, doch June liegt mit ihrer Vermutung falsch. Die Strohhalme befinden sich an einem für June unerreichbaren Platz im Regal, sodass sie hochspringen muss, um sie zu greifen. Dabei bleibt ihr Oberteil an einem Nagel hängen, reißt auseinander und June steht plötzlich oberkörperfrei im Lager. An diesem Tag trägt sie keinen BH und just in diesem Moment kommt auch noch Mason ins Lager. Schaue ich auf die Romane, die ich von Ava Reed gelesen habe, ist mein Fazit, dass ihre Titel, die sich an ein jüngeres Publikum richten, deutlich reifer und ausgefeilter sind als ihre New Adult Romane.