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SternchenBlau

Posted on 9.11.2020

Leider war dieses Buch so gar nicht mein Fall. Ich habe es im Rahmen einer Leserunder mit dem sehr engagierten und netten Autor gelesen, dennoch schildere ich hier meinen ehrlichen Leseeindruck. Es gab aber in der Runde auch Leute, die von dem Buch sehr angetan waren. Ich mag die Zeit und fand die Kennedy-Brüder immer recht spannend, z.B. bei Ellroys „Ein amerikanischer Alptraum“. Darum habe ich mich auch sehr auf das Buch gefreut. Schon auf den ersten Seiten fiel mir auf, dass ich gerade an Kennedy nicht wirklich herankomme und er mir merkwürdig blass erschien. Das passt vielleicht dazu, dass das Titelbild etwas irreführend ist. Kennedy kommt nur hin und wieder vor, Adenauer und Brandt werden nur erwähnt. Leider kam ich an die anderen Figuren aber ebenso wenig heran. Hauptfigur ist Thomas Malgo, Ermittler beim Staatsschutz, der in die Vorbereitung von Kennedys Staatsbesuch eingebunden ist. Seitenweise wird dann der bürokratische Apparat abgebildet. Ich stamme aus einer Beamtenfamilie, ja, vieles ist so dröge, aber ich muss das nicht seitenweise in einem Buch lesen. Ab und an hätte mir das sogar noch als absurde Beschreibung gefallen, aber es nutzte sich recht schnell ab. Den Einstieg fand ich noch ganz hübsch, vielleicht etwas bedeutungsschwanger manchmal. Später gab es immer mehr wage Andeutungen im Buch, besonders knirschte das für mich, weil dann manches wieder überdeutlich erzählt wurde. Zudem wurde das Prinzip „Zufall“ noch über die Maßen strapaziert, z.B. dass genau der alte Jugendfreund, und dann noch die Ehefrau, die genau immer Liebhaber hat, und warum fällt niemand auf, wenn diese eine Person ermordet wurde? Dazu noch diverse Geheimdienste, Umsturzversuche und so weiter… Schon etwas sehr viel auf einmal. Stilistisch gab es dann neben den drögen Bürokratiestellen noch so einiges, was mich gestört hat. Stakkato-Stil und Ellipsen nützten sich auch sehr schnell ab. Manchmal kam es mir so vor, als würde genau dann, wenn es spannend wurde, weggeschalten werden. Es gab wirklich zahlreiche Stellen, an denen ich glaubte, etwas überlesen zu haben. Dann bin ich zurückgesprungen und musste feststellen: Nein, der Name der sprechenden Person wurde wirklich erst eine Seite später genannt. Die Technik KANN ab und an Spannung erzeugen, bei mir kam nach der Verwirrung bald die Langeweile. Alles in allem komme ich bei meinem Leseeindruck auf 2,5 von 5 Sternen. Nicht meines, aber kann man sicherlich lesen. Es gibt allerdings zwei Aspekte, die mich zum Abrunden bewogen haben. Je länger das Buch dauerte, umso mehr musste ich mich überwinden es in die Hand zu nehmen. Und dann gab es noch so einige Klischees. So wurde völlig unnötigerweise noch das N-Wort erwähnt, in Bezug auf Kennedy kommt so ein Kommentar, dass es ja klar wäre, dass er bei einem Schwarzen Baby anhalten müsste. Und die Frauenfiguren waren alle sehr auf ihr Aussehen und ihren Status bedacht. Die Beziehung von Malgo zu seiner Frau ist auch noch sehr merkwürdig geschildert. Irgendwie, als würde sie ihn ausnutzen. Fazit Mir war das Buch zu dröge, abwechselnd mit elliptischem Stil und zu vielen bedeutungsschwangeren Andeutungen. Wegen einiger Klischees runde ich meine 2,5 Sterne ab. Gut recherchiert ist das Buch allemal, auch, wenn ich die Vermischung von Realität und Fiktion nicht ganz leicht zu trennen finde.

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