alinasenshi
Kaum sind die ersten Zeilen gelesen, schon hatte Sebastian Fitzek mich schon wieder gepackt. Mit gewohnt schnellem Tempo, kurzen Kapiteln und rasantem Wendungen gelingt es ihm wieder einmal eine unglaublich packende Geschichte zu erzählen, ohne in dass sich der geübte Thrillerleser langweilt. Dementsprechend liest dich „Amokspiel“ schnell weg und glänzt dieses mal sogar mit einer kleinen aber feinen Portion Humor in Form eines doch recht merkwürdig daherkommenden Charakters. Insgesamt empfand ich den Schauplatz des Geschehens für den Fitzek das Studio eines Radiosenders wählte, eine tolle Idee. Auf die Gefahr hin, dass ich einen Thriller in den Schatten stelle oder vergesse, möchte ich fast behaupten, dass dies (zumindest in meinem Bücherregal) etwas überraschend Neues ist. Dieser doch sehr eingeschränkte Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, gibt dem Buch und dessen Verlauf eine spannende Nuance, wobei es zu keinem Zeitpunkt langweilig oder einseitig wirkt. Viel mehr hatte ich das Gefühl, dass den Charakteren dadurch mehr Platz gegeben wurde. Wobei wir auch schon bei den Charakteren wären. Anfang war ich von der gescheiterten und psychisch sehr labilen Kommissarin und Protagonistin Ina zunehmest abgeschreckt. Es mag wohl an dem ein oder anderen zu viel geschauten Tatort Sonntag um 20:15 Uhr liegen, die bekanntermaßen vor gescheiterten Persönlichkeiten nur so strotzen oder einfach, weil mir Ina anfangs sehr unsympathisch war. Der Einsatz für Ihre Familie, aber auch die Liebe zu ihrem Beruf überzeugten mich im Verlauf der Geschichte dann aber doch noch. Und dies sogar so stark, dass ich mir auch weitere Bücher mit ihr als Protagonistin vorstellen kann. Insgesamt schafft es Fitzek erneut eine Flut an Charakteren zu kreieren, die mich anfangs auf Grund deren Vielzahl zwar ein wenig verwirrten, aber schlussendlich ein wunderbares Großes und Ganzes schafften. Für mich als Leser, war es eine Freude den humorvollen Radioredakteur oder auch den schroffen Einsatzleiter zu erleben. Dabei wiegt Fitzek den Leser stets in eine Form von Sicherheit, bei der man glaubt, die Geschichte nun zu durchschauen, nur um auf der nächsten Seite alle Vermutungen, Hoffnungen und Wünsche zu zerstören und die Story noch einmal komplett umkrempelt. Zwar ist dem Leser relativ zeitig klar, dass diese Geiselnahme einen größeren Hintergrund aufweist als es zunächst scheint, aber die verschiedenen Szenenwechsel und tückisch gestreuten Verdachtsmomente lassen den Leser lange im Dunkeln. Schließlich erweist sich der Amoklauf eines einzelnen Täters als eine große Verschwörung, die es gilt aufzuklären. Dabei sind die so verschieden scheinenden Charaktere ziemlich stark mit einander verflochten, was in gekonnter Fitzek-Manier natürlich erst nach und nach an die Oberfläche tritt. Noch dazu zeigt sich der eigentliche Fiesling des Buches nach vielerlei Fehlleitungen erst im letzten Drittel des Buches. Dies sind nur einige Punkte, die beweisen, wie dauerhaft spannend dieses Buch einfach ist. Diese dann doch auftretenden ganz kleinen spannungstechnischen Schwächen sind so kurz und gering gesät, dass man überhaupt nicht merkt, dass die Story kurz an Geschwindigkeit verliert. Ein kleines Wort muss ich noch zum Titel des Buches loswerden. Die Verbindung der beiden sehr entgegenwirkenden Wörter „Amok“ und „Spiel“ hat mich anfangs wirklich verunsichert. Den wer verbindet schon einem Amoklauf mit einem Spiel? Mit Beendigung des Buches, empfand ich diesen Titel dann aber doch mehr als gelungen. Er spiegelt die perfiden Machenschaften, Verwirrungen, aber auch Überraschungen, die er Leser bei diesem Buch erlebt, perfekt wieder, bestätigt aber auch die dauerhafte Spannung. Für mich war „Amokspiel“ einer der besten Fitzek-Bücher, die ich bisher gelesen habe. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch die in meinen Augen etwas ausgeweiterte emotionale Ebene auf der sich diese Story bewegt. Dementsprechend erscheint es mir wesentlich gefühlvoller ohne dabei die Spannung und Überraschung zu vernachlässigen. Vielleicht sind es die stark verflochtenen Charaktere oder auch deren Hintergrundgeschichte, die bei mir diesen Eindruck erweckten.