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nirak

Posted on 8.11.2020

Liebe, Intrigen und kleinere Machtspiele Anne lebt ein bescheidenes Leben als Tochter eines Tagelöhners in einem kleinen Ort namens Dennmoral. In diesen Jahren des ausgehenden 13. Jahrhunderts ist es nicht eben leicht, sich als Frau zu behaupten. Eines Tages verschlägt es den Baron Edmund Mortimer in dieses unscheinbare Dorf. Als er Anne erblickt, beherrscht ihn nur noch ein Gedanke, diese schöne Frau soll mit mir gehen. Der Baron nimmt das Mädchen mit an den Hof nach Westminster und macht sie zu seiner Geliebten. Anne wurde gar nicht erst gefragt. Für sie war es am Anfang nicht leicht, sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden. Sie ist schon einige Jahre an der Seite des Barons, als der Krieg gegen Schottland ausbricht und sich ihr Leben erneut verändert. Das Schicksal zwingt sie dazu, die sicheren Mauern Westminsters zu verlassen. Ihre einzige Chance auf eine Zukunft sieht Anne in Schottland. Der Weg ist weit und beschwerlich und ob sie am Ende ihr Ziel erreichen wird, ist fraglich. Dieser Roman erzählt eine Geschichte aus dem Ausgehenden 13. Jahrhunderts in England. Edward I. ist der König von England, er trägt den Beinamen „Hammer of the scots“, womit klar sein dürfte, um welche Zeit es hier eigentlich geht. Dieser Konflikt zwischen England und Schottland ist es, der dieser Geschichte ihren Rahmen verleiht. Den historischen Hintergrund hat die Autorin durchaus glaubhaft in Szene gesetzt. Die Intrigen der Adligen hat Camilla Warno gelungen mit ihrer fiktiven Geschichte rund um Anne verwoben. Allerdings hatte ich dann doch Probleme damit, in die Handlung hineinzufinden, was zum einen an der Namensgebung einiger Protagonisten lag. Es fiel mir zum Beispiel schwer, einen Hochlandschotten des Mittelalters mit dem doch sehr modern klingenden Namen Luke in Verbindung zu bringen. Auch fand ich es etwas unglaubwürdig, dass die Tochter eines Tagelöhners am Ende mit dem Hochadel Englands an einem Tisch zum Kartenspielen saß. Doch je weiter die Handlung voranschritt, umso besser gefiel sie mir. Vor allem als Anne dann Westminster verlassen musste und es endlich nach Schottland ging. Ihre Reise dorthin und ihre Erlebnisse danach hat Camilla Warno lebhaft in Szene gesetzt und ab ca. der Hälfte des Buches hatte sie mich dann doch ganz mit in diese Epoche genommen. Der Erzählstil der Autorin ist leicht und flüssig zu lesen. Sie versteht es durchaus, ihre Protagonisten lebendig werden zu lassen. Die Dialoge sind dabei zum Teil sehr lebhaft und manchmal auch zum Lachen. Ihre Beschreibungen der Ereignisse lösen Bilder im Kopf aus und nehmen einen mit auf eine spannende Reise. Einige Szenen waren mir dennoch zu ausführlich beschrieben, ohne die eigentliche Handlung vorwärtszubringen. Manche Gespräche hätten gern kürzer sein können, während andere Begegnungen länger hätten ausfallen dürfen, aber insgesamt gesehen hat die Mischung dann doch gepasst. In einem Nachwort klärt Camilla Warno Fiktion und Wahrheit und vor allem auch die Frage, wie sie auf diese Idee ihres Romans gekommen ist. Die Hintergrundinformationen, die sie hier bietet, sind interessant zu lesen. Fazit: „Die Rose von Westminster“ ist ein schöner historischer Schmöker, der den Leser mit nimmt ins ausgehende 13. Jahrhundert. Auch wenn es kleinere Schwächen gab, hat Camilla Warno mich am Ende doch gut unterhalten. Ich würde wieder zu einem Roman von ihr greifen.

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